Österreich

Zehn Jahre nach Pleite: Prozess gegen Libro-Manager

Heute Redaktion
14.09.2021, 16:14

Fünf ehemalige Manager der Handelskette Libro müssen sich heute in Wr. Neustadt vor Gericht verantworten. Ihnen drohen langjährige Haftstrafen. Das Unternehmen war bereits vor zehn Jahren in Konkurs gegangen.

Es war die fünftgrößte Unternehmenspleite in der jüngeren österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Trotzdem dürfte der Justizapparat im Fall des Libro-Konkurs ein eher gemähliches Arbeitstempo an den Tag gelegt haben.
Bis zu zehn Jahre Gefängnis drohen
Unglaubliche zehn Jahre dauerte es, fünf ehemalige Manager vor Gericht zu bringen. Die Anklagepunkte lauten auf Untreue, schweren Betrug und Bilanzfälschung. Es drohen langjährige Haftstrafen von bis zu zehn Jahren - und es gilt die Unschuldsvermutung. Der entstandene Schaden beträgt fast 400 Millionen Euro.
Rettbergs Aufstieg ...
Im Zentrum der Vorwürfe steht Ex-Vorstandsboss Andre Maarten Rettberg (53). Neben dem Niederländer müssen sich auch Ex-Finanzvorstand Johann Knöbl (54), Ex-Aufsichtsratsvorsitzender Kurt Stiassny (60), dessen Stellvertreter Christian Nowotny (60) und Wirtschaftsprüfer Bernhard Huppmann (52) verantworten.
Der Aufstieg Rettbergs begann 1984. Libro gehörte damals zum Billa-Konzern und steckte in finanziellen Schwierigkeiten. Billa-Gründer Karl Wlaschek übertrug dem Niederländer die Sanierung - mit Erfolg.
1996 gehörte das Unternehmen zu den sechs größten Buchhändlern im deutschsprachigen Raum. 220 Filialen wurden unterhalten, 1400 Mitarbeiter erwirtschafteten einen Jahresumsatz von 254 Millionen Euro.
... und Abstieg

1998 expandierte Libro nach Deutschland. Das darauffolgende Jahr markierte den rasanten Abstieg. Zunächst stieg Rettberg - der zum "Manager des Jahres" gewählt wurde - mit dem Firmenableger "Lion.cc" ins Internetgeschäft ein, dann folgte der Börsegang.
Am Jahresende rutschte die Gruppe in die roten Zahlen.
2001 betrugen die anerkannten Forderungen der Gläubiger 240 Millionen Euro. Was folgte, war die Insolvenz, ehe 2002 Konkurs angemeldet wurde.

Rettberg bereits verurteilt
An einer "Nebenfront" ist Rettberg schon rechtskräftig verurteilt. Wegen versuchter betrügerischer Krida war der ehemalige Manager im Jahr 2006 im Landesgericht Wiener Neustadt wegen Verschleierung seines privaten Vermögens vor seinen Gläubigern verurteilt worden. Der Schuldspruch ist vom Obersten Gerichtshof bestätigt worden.

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