Szene

Zeichner Manfred Deix ist tot

Der Zeichner und Karikaturist Manfred Deix ist tot. Der österreichische Künstler starb im Alter von 67 Jahren.
Heute Redaktion
14.09.2021, 13:28

Manfred Deix schaffte es wie kaum ein anderer Karikaturist, die Abgründe der österreichischen Seele bitterbös auf den Punkt zu bringen. In seinem unverwechselbaren Stil nahm er Politiker, Religionsführer und Promis ebenso gnadenlos ins Visier wie ganz normale Durchschnittsbürger - die spitze Zeichenfeder immer tief in der Wunde.

Deix wurde am 22. Februar 1949 in St. Pölten geboren. Schon als Kind zeichnete er gerne und viel. Sein erstes Engagement bekam er mit elf Jahren: Er durfte einen wöchentlichen Comic in der "Niederösterreichischen Kirchenzeitung" zeichnen.

Ab 1965 studierte er an der Höheren Graphischen Lern- und Versuchsanstalt in Wien zusammen mit den späteren Malern Josef Bramer und Gottfried Helnwein. Drei Jahre später inskribierte er an der Akademie der Bildenden Künste.

Ab 1972 veröffentlichte er erste Karikaturen in österreichischen Magazinen wie "Profil" und "Trend", später auch in deutschen Publikationen wie "Spiegel" und "Stern". Bald schon wurden die "Deix-Figuren" mit der typisch grotesken Physiognomie zu seinem unverkennbaren Markenzeichen.

Neben zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland - im Palais Palffy und im Kunst Haus Wien, in der Kunstgalerie Klagenfurt sowie in Paris, Tokio und New York - zeigt das Karikaturenmuseum Krems in einer Permanentausstellung Werke von Manfred Deix.

Wie seine Frau Marietta am Montag mitteilte, starb Deix am Sonntag nach langer, schwerer Krankheit.

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Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll: "Mit Manfred Deix verlieren wir einen weit über die Grenzen unseres Landes hinaus anerkannten und etablierten Künstler. Er war unverwechselbar in seiner Kunst und einzigartig in seiner Persönlichkeit. Sein scharfer Blick und seine spitze Feder werden uns sehr fehlen. Er war ein Vordenker, der uns zum Nachdenken und Umdenken gebracht hat. Damit hat er der Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten und Oasen des Humors und der Lebensfreude geschaffen“, sagt Pröll zum Tod des niederösterreichischen Zeichners und Karikaturisten Manfred Deix. 

 
Betroffen zeigte sich heute Nationalratspräsidentin Doris Bures: "Auch wenn es nicht immer angenehm war: Kaum jemand konnte die österreichische Befindlichkeit in solch klare Bilder fassen wie Manfred Deix", sagte Bures. "Es waren manchmal auch bittere Wahrheiten, mit denen er Österreich zum Lachen und Nachdenken brachte. Schön waren wir nicht in seinen Bildern, aber schön ist auch die Realität nicht immer. Manfred Deix' Karikaturen haben mehr als vierzig Jahre lang Politik und Medien geprägt. Seine Bilder waren Kommentare zur Zeit. Als Politikerinnen und Politiker taten wir gut daran, genau hinzuschauen. Manfred Deix wird Österreich fehlen".

 
Kulturminister Thomas Drozda: Manfred Deix war ein kompromissloser Beobachter unserer Gesellschaft, der das Beobachtete auf geniale Weise in seinen Karikaturen zu Bild brachte. Mit seinen Zeichnungen hat er mehr als 40 Jahre lang pointiert und ohne Tabu aktuelle gesellschaftliche und politische Vorgänge aufgezeigt, kommentiert und mit viel Humor verarbeitet“.

 
Team Stronach: „Mit seinen gezeichneten Zeitkommentaren gelang es Deix wie keinem anderen, das Innerste der österreichischen Seele einzufangen“, kommentiert Team Stronach Kultursprecherin Ulla Weigerstorfer das Ableben des Karikaturisten Manfred Deix. Er galt als das Enfant terrible der österreichischen Zeichnerszene, seine Karikaturen waren skurril, aber „seine Deix-Figuren zeigten auch auf einzigartige Weise den Durchschnittsösterreicher“, erklärt Weigerstorfer das Wirken des politischen Karikaturisten und Mitbegründers des Karikaturmuseums Krems. „Unser Mitgefühl gilt nun den Angehörigen und Freunden dieses großartigen Künstlers“, so Weigerstorfer.

 

Mit großer Bestürzung reagiert das Nachrichtenmagazin „profil“ auf den Deix´Tod. Seit den frühen 1970er-Jahren kommentierte Deix das politische und soziale Geschehen in Österreich mit zeichnerischen Mitteln und scheute dabei keinerlei Tabus, was ihm zeitlebens heftige Anfeindungen eintrug.

„Deix leistete einen unschätzbar wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung der österreichischen Zeit- und Seelengeschichte“, heißt es in einer Aussendung der „profil“-Redaktion: „Satire war für ihn kein wohlfeiles Mittel zum Zweck, sondern die einzig legitime Form der Selbstverteidigung gegen die kollektive Dumpfheit des Bewusstseins. In seinen Karikaturen fanden sich die Haupt- und Nebendarsteller heimischer Realität zur Kenntlichkeit entstellt“, sagt „profil“-Herausgeber Christian Rainer: „Viele hielten seine Zeichnungen für bitterböse. Tatsächlich spiegelten sie nur die habituelle Bosheit derer wider, die darin abgebildet wurden. Manfred Deix hatte die menschliche und künstlerische Größe, in Abgründe zu blicken. Deshalb war und bleibt er einzigartig.“