Österreich

Zelle angezündet: Algerier steht wieder vor Gericht

Um die Verlegung zu seinen Landsleuten zu erzwingen, soll der Algerier Mouhamed S. in seiner Zelle Feuer gelegt haben. Ihm droht lebenslange Haft.

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Der Beschuldigte ist nach drei Jahren Aufenthalt in Österreich schon mehrfach strafrechtlich auffällig geworden – unter anderem wegen Suchtgiftdelikten. Im Oktober 2016 soll er einen Brand in der Haftzelle in der Justizanstalt Josefstadt verursacht haben, weil ihm seine Zellengenossen nicht zusagten.

"Feuer ist gefährlich, das ist mir klar", sagte Mouhamed S. vor Gericht, "ich bin aber davon ausgegangen, dass die Justizwache rechtzeitig zur Hilfe kommen würde". Der stellvertretende Anstaltsleiter der Justizanstalt Josefstadt Peter Hofkirchner dürfte das anders gesehen haben. Kurz nach dem Zwischenfall sagte er in einem Interview mit "Radio Wien": "Ein Brand in der Justizanstalt ist eine mittlere Katastrophe".

Alle 14 Verletzte – davon drei Häftlinge und 11 Justizwachebeamte – erlitten Rauchgasvergiftungen. Ein Mithäftling erlitt Verbrennungen dritten Grades und verlor das Bewusstsein. Der mutmaßliche Brandstifter dagegen wusste sich zu schützen, im Nassbereich der Zelle hielt er den Kopf immer wieder unter fließendes Wasser. Laut Anklage geht es um versuchten Mord, weil die Tat des Angeklagten den Tod von drei Mitgefangenen hätte herbeiführen können. Er selbst leugnet den Mordvorsatz.

Mit Zellengenossen unzufrieden

Zunächst saß der Angeklagte mit strenggläubigen Muslimen in einer Zelle, deren religiöse Praktiken er eher als störend empfand. "Ich bete nicht, konsumiere Alkohol und Drogen", gab er zu Protokoll. Sein Verlegungswunsch wurde zwar erfüllt, aber auch die neue Viererzelle mit Iranern und Afghanen war ihm nicht genehm, da er sich mit ihnen als Algerier sprachlich nicht verstehen konnte. Viermal drückte er den Alarmknopf, um eine weitere Verlegung zu erzwingen – diese war Abends ohnehin nicht mehr möglich.

Mouhamed S. zeigte sich wenig einsichtig und versuchte weiterhin, seinen Willen durchzusetzen. Um seinem Unmut Luft zu machen, zertrümmerte er Radio und Fernseher. Nach dem die Beamten nicht darauf reagierten, zündete er laut Anklage mit einem Feuerzeug die Matratze seines Bettes an und das, obwohl im Stockbett über ihm ein Mitgefangener lag. Auf den richterlichen Vorhalt, dass sich einer der Mitgefangenen noch im Bett befunden hätte, erwiderte er: „Er hat ja noch nicht geschlafen. Er hätte ja aus dem Bett steigen können."

Als zwei Mithäftlinge die Flammen zu löschen versuchten und um Hilfe riefen, soll Mouhamed S. sie mit Besteckmessern bedroht haben, die er aus der Kantine entwendet hatte. Als die Rauchentwicklung im lebensgefährlichen Ausmaß vorangeschritten war, bahnte sich einer von ihnen den Weg zum Alarmknopf.

Am Mittwoch gab's kein Urteil, der nächste Prozesstermin ist am 30. August. (bai)