Österreich

Zielpunkt und Weihnachten

Heute Redaktion
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Bild: AP

Nie werde ich dieses Weihnachten vergessen: Ich war damals 14 Jahre alt. Am 23. Dezember kam unsere Mutter von der Arbeit nach Hause und sagte zu uns Kindern, ihr Vorgesetzter in der Firma habe ihr heute mitgeteilt: "Frau Schönborn, haben Sie sich schon um eine neue Arbeit umgesehen?" Man kann sich vorstellen, wie die Stimmung an diesem Weihnachten bei uns zu Hause war!

Nie werde ich dieses Weihnachten vergessen: Ich war damals 14 Jahre alt. Am 23. Dezember kam unsere Mutter von der Arbeit nach Hause und sagte zu uns Kindern, ihr Vorgesetzter in der Firma habe ihr heute mitgeteilt: "Frau Schönborn, haben Sie sich schon um eine neue Arbeit umgesehen?" Man kann sich vorstellen, wie die Stimmung an diesem Weihnachten bei uns zu Hause war!

Diese Erinnerung wurde wieder in mir wach, seit ich von der Insolvenz von Zielpunkt höre und lese. Wie geht es den 2.700Zielpunkt-Angestellten in diesen Tagen? Wie werden sie Weihnachten feiern? Meine Mutter hat damals nach Wochen der Unsicherheit schließlich doch nicht ihre Arbeit verloren. Nach dieser Zeit des Bangens wurde ihr gesagt, dass sie bleiben kann. Wird es für die Zielpunkt-Mitarbeiter ähnliche Lösungen geben? Werden Filialen übernommen? Und mit ihnen die Angestellten?

Mich erschüttert an dieser Geschichte, dass offensichtlich an keinerlei Sozialplan gedacht wurde. Kein Novembergehalt, kein Weihnachtsgeld. Auch weitere Betriebe und Zulieferer sind in Insolvenzgefahr. Es steht mir nicht zu, die wirtschaftliche Situation des Unternehmens zu beurteilen. Ob alles korrekt zugegangen ist, muss die Justiz prüfen. Aber was das alles für die Betroffenen bedeutet, das bewegt mich. Österreich galt bis vor wenigen Jahren als Vorzeigeland wegen seiner niedrigen Arbeitslosigkeit.

Das war einmal. Über 430.000 Arbeitslose zählt derzeit unser Land. Was können wir tun? Zumindest dies: Jedem dankbar sein, der neue Arbeitsplätze schafft. Und denen menschlich möglichst nahe bleiben, die das schwere Los der Arbeitslosigkeit erleiden, gerade jetzt, zu Weihnachten!