Österreich

30 Ziesel getötet – wegen Bauarbeiten?

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Der WTV und Madeleine Petrovic sprechen von einem Artenschutz-Drama in Schlosshof. Grund: Eine Straße muss asphaltiert werden, einige Ziesel wurden überfahren.

Der Wiener Tierschutz spricht von 30 toten Zieseln, der Bürgermeister von einigen toten Zieseln und der Notwendigkeit der Straßensanierung - es gibt in Schlosshof (Bezirk Gänserndorf) von 8. bis 12. Juli eine Umleitung.

EU-weiter Skandal

Eine private Tierschützerin hatte sich an einen Kommunalpolitiker in der Region gewandt, dieser wiederum informierte Madeleine Petrovic. Petrovic setzte sofort alle Hebel in Bewegung, telefonierte noch am Montag mit dem Bundesministerium für Inneres (Sektion 2 - Generaldirektion für öffentliche Sicherheit): "Die Ersatzstrecke gefährdet massenhaft Tiere. Würden diese Fotos publik werden, würde dies einen EU-weiten Skandal nach sich ziehen. Die örtliche Polizei erklärte sich aber nicht zuständig", so Madeleine Petrovic bereits am Montag. Madeleine Petrovic forderte daher dringende Schutzmaßnahmen.

30 tote Tiere?

Am Dienstagmittag legte der WTV nach, machte eine Presseaussendung: "Die Tiere dort sind an den Straßenverkehr nicht gewöhnt, haben nicht gelernt zu flüchten und wurden vom durchziehenden Verkehr völlig überrascht", so WTV-Präsidentin Madeleine Petrovic.

Eine Tierfreundin sei auf die Situation aufmerksam geworden, sprach von mindestens 30 toten Zieseln. Das Europäische Ziesel steht als "gefährdet" auf der Roten Liste der stark gefährdeten Tierarten IUCN, auf der Roten Liste Österreichs sogar als "stark gefährdet. "Wir hoffen, dass umgehend Maßnahmen zum Schutz der Tiere getroffen werden und werden die Situation weiter beobachten", so Petrovic via Aussendung.

4 bis 5 Tage Asphaltierung

Josef Reiter, Bürgermeister von Engelhartstetten (Schlosshof gehört zu Engelhartstetten), sagte am Dienstagvormittag zu "Heute": "Die Baustelle gibt es von 8. bis 12. Juli. Die Sanierungs- bzw. Asphaltierungsarbeiten sind nun mal notwendig und unabdinglich, wir haben uns viele Gedanken gemacht über den Zeitpunkt und eine rasche Durchführung. Die Arbeiter beginnen bereits um 6 Uhr früh, sind sehr schnell und fleißig. Der 12. Juli ist der Ersatztag, womöglich werden wir früher fertig, also wir reden da von vier bis fünf Tagen."

Und weiter: "Wir haben eine 70er-Beschränkung und ein Ziesel-Schutzschild aufgestellt. Ich wohne selbst dort in der Nähe und es gibt durch die Umleitung nicht mehr Verkehr, denn es ist nur die Nebenumleitung. Der Hauptverkehr, also Lenker Richtung Wien, werden ohnedies in Engelhartstetten abgefangen und dann über Laimersdorf-Lassee geführt. Und ja, leider sind einige Tiere, aber nicht 30, zu Tode gekommen."

Der Ortschef meint: "Es wäre von Vorteil, wenn im Schlossareal Getreide als Futter vorgelegt werden würde und die Ziesel nicht über die Straße zu den Feldern um Futter laufen müssen."

Hintergrundinfo: Das geschützte Ziesel war vor rund zehn Jahren in Schlosshof (Anm.: damals mit zwei Pärchen) beheimatet worden, da die Tierchen schön zu Schloss samt Garten passen könnten. Die putzigen Tierchen vermehrten sich prächtig, mittlerweile gibt es schätzungsweise gut 2.000 Tiere.

Was sich niemand offen zu sagen traut: "In den Garten von Schloss Hof wird viel Geld für Pflege, Gestaltung und Instandhaltung gesteckt. Die Ziesel graben den Garten in Schlosshof beim Schloss gehörig um", so ein Anrainer.

(Lie)