Politik

"Zu allem bereit" – Kurz packt über Putin-Treffen aus

Sebastian Kurz im "Heute"-Talk: Er spricht über sein neues Leben, Putin und warum ein bedingungsloses Grundeinkommen "Gift für die Gesellschaft" ist.

Clemens Oistric
Sebastian Kurz (36) im großen <em>"Heute"</em>-Weekend-Interview
Sebastian Kurz (36) im großen "Heute"-Weekend-Interview
Sabine Hertel

"Reden wir über Politik": Ein Jahr nach seinem Abschied aus dem Kanzleramt hat Sebastian Kurz – wie von "Heute" berichtet – nun ein Buch präsentiert. Das 240-seitige Werk, das er zusammen mit "Krone"-Journalistin Conny Bischofberger verfasst hat, ist um 24 Euro erhältlich. "Heute" gewährte Kurz aus diesem Anlass ein ausführliches "Backstage"-Interview (in voller Länge unten).

Video: Das Interview mit Sebastian Kurz

Dass er gerade jetzt sein Buch vorstellt, habe sich "so ergeben": "Es gab viele, die mich gefragt haben, ob ich nicht meine Sicht der Dinge über zehn Jahre in der Politik darlegen möchte", so Kurz. Nachsatz: "Ich bin 36, insofern braucht es weder eine Biografie noch Memoiren. Es ist schlicht und einfach ein Einblick, in die zehn Jahre, die ich in Österreich in der Spitzenpolitik verbringen durfte. Und ein Stück weit ein Einblick in mein neues Leben, in das, was ich heute tue."

Durchklicken: Kurz 1 Jahr nach seinem Polit-Abschied

3 Wochen im Monat auf Reisen

Dieses bereichert seit November des Vorjahres auch Sohn Konstantin: "Ich versuche, so viel Zeit wie möglich mit unserem ihm zu verbringen. Ich genieße das unglaublich. Nach wie vor liegt der Schwerpunkt meiner Zeit aber im Berufsleben", sagt Kurz. Im Monat sei der jüngste Altkanzler der Welt "im Schnitt eine Woche in Österreich". Er sagt aber dazu: "Wenn ich unterwegs bin, versuche ich, so viel wie möglich zusammen mit meiner Freundin und dem Kleinen zu verreisen." Wie oft er Papa-Dienst hat? "Regelmäßig. Nachdem meine Freundin aber in Karenz ist und ich berufstätig bin, muss ich zugeben, dass sie einen Großteil der Verantwortung trägt."

"Ich glaube fest daran, dass Länder erfolgreich sind, wenn sie auf Freiheit, Leistung und Eigenverantwortung setzen."

In "Reden wir über Politik" gibt Kurz nochmals einen Einblick in sein Polit-Verständnis und darüber, wie ein Staat seiner Meinung nach funktionieren soll. Ein bedingungsloses Grundeinkommen bezeichnet Sebastian Kurz als "Gift für die Gesellschaft". Die jetzt ausgeschütteten Boni und Unterstützungspakete in Milliarden-Höhe möchte er nicht kommentieren, sagt aber: "Grundsätzlich hat sich mein Staatsverständnis nicht verändert. Ich glaube fest daran, dass Länder erfolgreich sind, wenn sie auf Freiheit, Leistung und Eigenverantwortung setzen. Wenn versucht wird, dass jeder seinen Beitrag leistet und sein Bestes gibt. So ist Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg von unserer Großeltern- und Elterngeneration wieder aufgebaut worden. Das ist auch das richtige Rezept für die Zukunft – nicht nur in Österreich, sondern überall auf der Welt."

"Verlieren keine Option"

In "Reden wir über Politik" ist ein Kapitel auch Kreml-Diktator Wladimir Putin gewidmet: "Ich habe Putin sehr oft getroffen und daher einen Einblick bekommen, wie er tickt, sozialisiert ist und agiert", so Kurz. Sein Eindruck: "Er ist jemand, der vor Nichts zurückschreibt und unglaublich viele Rote Linien überschritten hat." Der ehemalige Außenminister und Kanzler sieht nur eine Option: "Wir sollten alles versuchen, um die Situation zu deeskalieren, denn keiner von uns kann ein Interesse daran haben, dass es zu einer immer stärken Eskalation kommt. Darum hoffe ich, dass es am Ende des Tages möglich ist, dass es zu Verhandlungen und einer friedlichen Lösung kommt." Wie geht es weiter? "Ich glaube, dass Verlieren für Wladimir Putin keine Option ist. Es gibt also immer das Risiko, dass er zu allem bereit ist und das gilt es aus meiner Sicht abzuwenden."   

Was Sebastian Kurz zu einem möglichen Polit-Comeback sagt und welche Projekte er derzeit betreibt, siehst du im Video oben.

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