Wien

Wegen Kongressen kein Pass für türkischen Professor

Seit 35 Jahren forscht und lehrt Selim Aslan an der Wien Vetmeduni, ist mit einer Österreicherin verheiratet. Die Staatsbürgerschaft bekommt er nicht.

Heute Redaktion
Keine Staatsbürgerschaft für verdienten Professor an der Vetmeduni Wien.
Keine Staatsbürgerschaft für verdienten Professor an der Vetmeduni Wien.
Arman Kalteis

Universitätsprofessor Selim Aslan stammt aus Ankara, verbrachte den Großteil seiner akademischen Karriere an der Vetmeduni in Wien-Donaustadt, wo er forschte und lehrte. Sein Lebensmittelpunkt ist Wien, seine Frau eine Österreicherin.

Nun ging er in Pension und suchte um die österreichische Staatsbürgerschaft an. Doch sein Antrag wurde mit der Begründung abgelehnt, er sei in den vergangenen sechs Jahren durchschnittlich 86 Tage pro Jahr zu viel im Ausland gewesen, berichtet der "Falter".

Nach drei Monaten erste Reaktion der MA 35

Die Details: Seinem Antrag bei der MA35 (Einwanderung und Staatsbürgerschaft) im Mai 2021 legte Aslan Empfehlungsschreiben der Vetmeduni Wien, der Universität Gießen und der Uni Zürich sowie eine achtseitige Liste mit wissenschaftlichen Publikationen auf Deutsch und Englisch bei. Drei Monate lang passierte nichts. Dann flatterte ein Brief in seiner Wohnung in Wien-Liesing herein. Inhalt: die Aufforderung, seine Deutschkenntnisse nachzuweisen. Aslan wunderte sich und reichte seine auf Deutsch verfasste Dissertation nach, so der "Falter".

Ein Monat später dann der nächste Brief von der MA35. Der Uni-Professor solle alle seine Auslandsaufenthalte in den vergangenen zehn Jahren auflisten, denn: Die Staatsbürgerschaft bekommt nur, wer vier Fünftel des jeweils gesetzlich geforderten Mindestaufenthaltszeitraums – bei Aslan sechs Jahre – auf österreichischem Staatsgebiet verbringt. Aslan rechnete nach. Ergebnis: In Summe war er in der Zeit 954 Tage außerhalb des Landes und 1.263 Tage in Österreich. Nur handelte es sich bei den Auslandsaufenthalten mit Masse nicht um Urlaube, sondern um wissenschaftliche Projekte und andere akademische Tätigkeiten.

Wegen Kongressen und Co zu lange im Ausland

Prompt kam die Antwort: Der Uni-Professor sei 516 Tage zu viel nicht in Österreich aufhältig gewesen, sein Antrag auf Staatsbürgerschaft wurde daher abgelehnt. Sein Engagament, die Wiener Vetmed auf Kongressen in Europa zu vertreten, kostete ihn den österreichischen Pass.

"Es ist vollkommen unverständlich! Wäre ich die ganze Zeit in meiner Wohnung in Liesing gesessen und hätte Däumchen gedreht, wäre mein Antrag vermutlich angenommen worden”, so Aslan gegenüber dem "Falter". Seinem Unverständnis machte er auch mit einem Mail an die MA 35 Luft. Bislang blieb eine Reaktion aber aus.

Ein Wahlrecht hat der seit 35 Jahren in Wien lebende Uni-Professor damit auch weiterhin nicht.

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