Österreich

Zu teuer: Mama kann sich große Flasche Öl nicht leisten

Viele Alleinerzieherinnen sparen aufgrund der Teuerungen beim Einkauf. Für eine Dreifach-Mama ist eine große Öl-Flasche finanziell nicht drin.

Christine Ziechert
Die Teuerungen machen auch beim Speiseöl nicht Halt. (Symbolbild)
Die Teuerungen machen auch beim Speiseöl nicht Halt. (Symbolbild)
istock

Die aufgrund der Inflation stark gestiegenen Lebensmittel-Preise sind für viele Menschen in Österreich nicht mehr leistbar. Vor allem Alleinerzieherinnen sind betroffen. So berichtete Hanna Lichtenberger, Fachexpertin für Sozialpolitik der Volkshilfe Österreich, im Rahmen eines Pressegespräches mit der stellvertretenden SPÖ-Klubvorsitzenden Eva-Maria Holzleitner, über einen Fall aus Oberösterreich.

"Du zahlst und zahlst, siehst aber nichts", berichtete die Dreifach-Mama in der Sozialberatung der Volkshilfe. Beim Lebensmitteleinkauf für ihre beiden minderjährigen Kinder (4 und 9 Jahre) muss die Teilzeit-Angestellte daher sparen: "Selbst den Lieblingspudding meines Sohnes vom Diskonter kauf' ich nicht mehr. Wenn's nicht wirklich notwendig ist, lässt man es jetzt lieber."

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    "Die Preise steigen und steigen, man verzichtet schon auf Fleisch. Öl ist so teuer – eine große Flasche geht sich nicht aus" - Alleinerzieherin aus Oberösterreich

    Die Frau verdient derzeit für 15 Wochenstunden 860 Euro im Monat. Da das jüngere Kind noch im Kindergarten eingewöhnt wird, ist eine Aufstockung der Stunden derzeit nicht möglich. "Die Preise steigen und steigen. Öl ist so teuer – eine große Flasche geht sich nicht aus. Man weiß, dass es günstiger kommen würde, die Große zu nehmen, aber die geht sich einfach nicht aus", erzählte sie ihrer Beraterin.

    Die Familie verzichtet bereits auf Fleisch: "Ich kann Leute gar nicht mehr einladen, weil Fleisch geht sich nicht aus. Mein älterer Sohn ist Fleischtiger, er kommt nicht mehr so gern zum Essen." Der Traum der Oberösterreicherin ist ein Urlaub in Italien: "Sonne, Strand und Meer, sparen für einen Urlaub irgendwann? Das ist nicht mehr möglich", meinte die Dreifach-Mama.

    Österreich hat höchste Inflation in Westeuropa

    So wie dieser Alleinerzieherin geht es zigtausenden in Österreich: Rund 353.000 Kinder und Jugendliche sind armutsgefährdet. "Ernährung ist Teil der Gesundheitsvorsorge und Prävention. Wir müssen die gesunde Ernährung von Kindern fördern. Daher fordern wir auch ein kostenloses, tägliches warmes und gesundes Mittagessen für jedes Kind in ganz Österreich", erklärte die stellvertretende SPÖ-Klubvorsitzende, Eva-Maria Holzleitner, im Rahmen des Pressegespräches.

    Österreich hat mit 7,5 % im August die höchste Inflation in Westeuropa. Laut aktuellen Zahlen sind gerade die Preise für jene Lebensmittel massiv gestiegen, die für eine gesunde Schuljause nötig sind: So machte die Preissteigerung etwa bei Orangen 31,5 %, bei Karotten 23,4 % und bei Bananen 16,9 % aus. 

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      Denise Auer
      "Die Nachfrage bei Gebäck im 'Breakfast Club' hat sich verdoppelt. Nicht etwa, weil wir jetzt mehr Kinder betreuen, sondern, weil die Kindern für später – etwa die Jause – hamstern" - Hanna Lichtenberger, Volkshilfe

      Wie stark betroffen armutsgefährdete Familien von diesen Teuerungen sind, macht Hanna Lichtenberger von der Volkshilfe klar: "Es vergeht kein Tag, an dem dieses Thema nicht in den Beratungen vorkommt." Dass sich die Kinder oft mitverantwortlich fühlen, zeigt sich laut Lichtenberger auch beim Projekt "Breakfast Club": Um 50 Cent können Kinder in Tirol und Kärnten in der Schule frühstücken, so viel sie wollen: "Die Nachfrage beim Gebäck hat sich verdoppelt. Nicht etwa, weil wir jetzt mehr Kinder betreuen, sondern weil die Kindern für später – etwa die Jause – hamstern." Denn immer weniger Kinder hätten eine Jause mit.

      Um armutsgefährdete Familien zu unterstützen, plädiert die SPÖ daher für ein Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Güter des täglichen Bedarfs (Lebensmittel) sowie eine Kindergrundsicherung – letzteres ist ebenfalls eine Forderung der Volkshilfe. "Die Regierung hat sich verpflichtet, die europäische Garantie für Kinder umzusetzen. Darin ist auch die Bekämpfung von Kinderarmut enthalten. Passiert ist bisher nichts", so das Resümee von Holzleitner.