Wien

Zu wenig Geld für Einkäufe: Caritas hilft 94-Jährigem

Massive Inflation und der Ukraine-Krieg sorgen für Engpässen bei Lebensmittelausgaben. Immer mehr Menschen sind auf Hilfe angewiesen.

Yvonne Mresch
Für Wolfgang (60) und Rupert (94) reicht die Pension nicht einmal für das Nötigste. Beim Caritas-Projekt Le+O erhalten sie günstige Lebensmittel – doch diese werden zusehends weniger.
Für Wolfgang (60) und Rupert (94) reicht die Pension nicht einmal für das Nötigste. Beim Caritas-Projekt Le+O erhalten sie günstige Lebensmittel – doch diese werden zusehends weniger.
Helmut Graf

"Man muss schauen, dass man durchkommt", klagt Rupert. Mit 94 Jahren ist der Pensionist noch immer flott unterwegs – mindestens einmal pro Woche. "Ich kaufe seit sieben Jahren bei Le+O ein. Die Pension ist einfach zu wenig", erzählt er. Le+O (Lebensmittel und Orientierung) ist ein Projekt der Caritas, das die Ausgabe von gespendeten und geretteten Lebensmitteln an Armutsbetroffene mit einem kostenlosen Beratungsangebot kombiniert. Um einen Beitrag von vier Euro erhalten Bedürftige einen Grundstock an Nahrungsmitteln. Doch diese werden aufgrund der erhöhten Nachfrage immer knapper.

Aufnahmestopp wegen Mangel an Spenden

"Die Inflation und die Ukraine Krise spüren wir stark. Nicht nur Lebensmittel, auch Miete und Energie werden teurer und die Leute merken das an allen Ecken und Enden", berichtet Barbara Filek, Freiwilligenkoordinatorin von Le+O. Derzeit gibt es beim Projekt einen Aufnahmestopp. Spenden wurden zur Mangelware: "Wir haben einfach zu wenig Lebensmittel!", so Filek. Am dringendsten benötigt werden Reis, Öl und Mehl. Aber auch Frischware wie Obst und Gemüse sowie Milchprodukte können wir immer brauchen. Schließlich wollen sich die Menschen auch gesund ernähren."

"Für viele ist das Angebot ein wichtiger Grundstock"

15 Le+O-Ausgabestellen gibt es derzeit in ganz Wien. Seit Beginn des Ukraine-Krieges wurden zudem drei zusätzliche Notausgabestellen eröffnet. Den Standort in Floridsdorf leitet Franz Holnthoner. Auch er spürt den Rückgang der Spenden stark: "Zum einen sind es die erhöhte Nachfrage und die Ukrainer, die zu uns kommen. Zum anderen denke ich jedoch, dass Supermärkte vermehrt versuchen, keine Ware übrig zu lassen. Auch das spüren wir."

Die Kunden, die bei Le+O einkaufen, könne man nicht in eine Kategorie einordnen, stellt Holnthoner klar. "Zu uns kommen Pensionisten, Studenten, Menschen mit Migrationshintergrund – quer durch die Bank. Für viele ist das Angebot hier ein wichtiger Grundstock."

Ehrenamtliche gesucht

Neben Warenspenden werden derzeit auch dringend helfende Hände – vor allem Fahrer – gesucht. "Viele ältere Personen, die uns geholfen haben, fallen aufgrund der Coronakrise aus", so Filek. Einer von 1.000 Ehrenamtlichen bei den Le+O-Ausgabestellen ist Roman. Der 50-jährige ist jede Woche einen Tag in Floridsdorf im Einsatz: "Dafür nehme ich mir extra frei. Mir ist es wichtig, etwas Gutes zu tun", erzählt er. "Es ist schön zu sehen, wie froh die Menschen sind, hier leistbare Lebensmittel zu bekommen. Das sind die besonderen Momente."

Wolfgang und Rupert gehen an diesem Tag mit einem Wagen voll Lebensmittel nach Hause – um vier Euro. "Mir hilft das wirklich sehr. Die Lebensmittel sind in Ordnung und ich brauche nicht mehr viel, um mir zuhause ein Menü zusammenzustellen."

Doch auch die beiden Floridsdorfer wissen nicht, wie es weitergeht. "In letzter Zeit ist schon extrem viel los hier. Dadurch bekommt auch jeder weniger. Das gleich oder weniger an Ware wird auf mehr Leute aufgeteilt. Das macht es schwierig", so Wolfgang. Wer spenden oder freiwillig helfen möchte, kann sich unter www.caritas-wien.at informieren.

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