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542 Kinder in Psychiatrie für Erwachsene betreut

Heute Redaktion
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In Wiens Spitälern gibt es in den psychiatrischen Abteilungen zu wenig Betten für Kinder und Jugendliche, kritisiert der Stadtrechnungshof.
In Wiens Spitälern gibt es in den psychiatrischen Abteilungen zu wenig Betten für Kinder und Jugendliche, kritisiert der Stadtrechnungshof.
Bild: iStock (Symbolbild)

Es krankt bei der psychiatrischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Wien! Nicht einmal die Hälfte der vorgesehenen Behandlungsplätze seien vorhanden.

Für seinen jüngsten Bericht nahm der Stadtrechnungshof Wien ausgewählte Aspekte des stationären Bereiches der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) unter die Lupe. Dabei zeigt sich, dass die Kapazitäten in den Jahren 2015 bis 2018 so niedrig waren, dass 542 Minderjährige in psychiatrischen Abteilungen für Erwachsene aufgenommen werden mussten. Für den Stadtrechnungshof "wenig adäquat".

Ist und Soll klaffen weit auseinander, 542 Kinder als Erwachsene aufgenommen

Einer der Schwerpunkte der Prüfung war ein Vergleich der vorhandenen und geplanten stationären Kapazitäten mit den entsprechenden Vorgaben des Regionalen Strukturplanes Gesundheit und des Österreichischen Strukturplanes Gesundheit (ÖSG). Dabei kamen die Prüfer zu dem Schluss, dass der KAV im Betrachtungszeitraum mit einer Anzahl von 56 systemisierten Betten im vollstationären Bereich und acht tagesklinischen Behandlungsplätzen nicht einmal die Hälfte der vorgesehenen Planungswerte erreichte.

Dadurch ergab sich die Situation, dass neben den insgesamt 2.190 stationären Aufnahmen an Kinder- und Jugendpsychiatrien und 121 Aufnahmen an einer kurzfristig geschaffenen Interimsstation auch 542 Minderjährige in psychiatrischen Abteilungen für Erwachsene untergebracht werden mussten.

Die Anzahl "fremduntergebrachter" Kinder und Jugendlicher ist laut Angaben des Stadtrechungshofs aber kontinuierlich gesunken: Waren es 2015 noch 192 Minderjährige, waren es 2016 133, im Folgejahr 122 und 2018 schließlich 95.

"Problematik war bekannt, dennoch keine Änderung"

"Diese Aufnahmen bargen eine Vielzahl an Problemfeldern, die auch den Verantwortlichen in der Generaldirektion des Krankenanstaltenverbundes sowie den leitenden Mitarbeitenden in den betroffenen Spitälern sowie den medizinischen Einrichtungen bewusst waren", so der Stadtrechnungshof in seinem Prüfbericht. Kritisch merkten die Prüfer auch an, dass der KAV trotz der bekannten Problematik über Jahre keine Änderung der Bettensituation erzielt habe, wodurch nicht allen Minderjährigen altersadäquate Versorgungsstrukturen zur

Verfügung standen.

Lange Wartezeiten auf Behandlungsplatz

Kritik übten die Prüfer auch an den langen Wartelisten auf einen Behandlungsplatz. Bis 2017 wurden im AKH 30 bis 35 Personen auf den Listen geführt, die Wartezeit betrug mehr als zwei Monate. Erst Ende des Jahres 2017 sei es laut Stadtrechnungshof zu einer Entspannung gekommen, ab dann betrug die Wartezeit nur noch wenige Tage bis zu einigen Wochen.

Ein ähnliches Bild bot sich den Prüfern auch am Rosenhügel. Im Prüfzeitraum wurde hier eine Wartezeit von ein bis vier Monaten festgestellt.

Stadtrechnungshof fordert zügigen Ausbau, KAV verweist auf laufende Maßnahmen

Um die psychiatrische Versorgung aller Kinder und Jugendlichen sicherzustellen, fordert der Stadtrechnungshof einen zügigen Ausbau der stationären Kapazitäten. Dabei müsse der KAV auf eine zeitgemäße und altersentsprechende Infrastruktur und die Wahrung der Patientenrechte achten.

Der KAV verweist in einer Stellungnahme auf die bereits laufende Kapazitätserweiterung: Bereits Anfang 2019 seien im Neurologischen Zentrum Rosenhügel 15 neue stationäre Betten geschaffen worden. Auch im KH Nord (Floridsdorf) gebe es 30 neue Betten (24 stationär sowie sechs tagesklinische Behandlungsplätze). Nach Abschluss der baulichen Arbeiten an der Kinder- und Jugendpsychiatrie im AKH stünden ab Juli weitere 32 stationäre Betten und acht tagesklinische Plätze bereit. Zudem sei auch im Kaiser Franz-Josef-Spital (Favoriten) bis 2030 der Aufbau von 40 stationären Betten geplant.