Österreich

Zugunglück: Ronald zog Kinder aus dem Wrack

Heute Redaktion
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Wie immer fuhr Ronald T. aus Weinburg mit der Himmelstreppe zum Kurs nach St. Pölten - ein lauter Knall, ächzende Opfer, Ronald T. zog ein Kind nach dem anderen aus dem Wrack.

Der äußerst ruhige und bescheiden wirkende Ronald T. (36) erzählt gegenüber "Heute" ruhig und gefasst die womöglich dramatischsten Stunden seines Lebens: "Um 6.55 Uhr bin ich in Weinburg aus dem Haus, die Himmelstreppe kam wie immer pünktlich." In Ober-Grafendorf stieg der 36-Jährige zu, nahm am Fenster Platz, saß im dritten Waggon der ersten Garnitur (Anm: die erste Garnitur entgleiste, zwei Waggons der ersten Garnitur kippten um, die zweite Garnitur überholte dann die erste Garnitur). "Ich saß alleine, hinter und vor mir überall Jugendliche und Kinder. Ich selbst habe nichts gemerkt, aber einige sagten, der Zug sei schneller als sonst unterwegs."

Moment des Unglückes

Die Sekunden den Unfalls ("Heute" berichtete) beschreibt Ronald T. so: "Ich schaute grad auf mein Handy, war in Facebook, da machte es einen lauten Knall, dann schwang der ganze Zug hin und her, und schon lag ich seitlich noch im Sitz sitzend bzw. liegend. Ich habe sofort gemerkt, dass ich keine ernsthaften Verletzungen habe, dann rief ich: 'Geht es allen gut?'"

Dann rappelten sich die Passagiere nach und nach auf (laut Ronald T. waren 90 Prozent Kinder und Jugendliche im Zug, rund 80 Passagiere waren insgesamt an Bord). "Die Jugendlichen sind total ruhig geblieben", berichtet der Weinburger.

Not-Hammer und Rettung

Dann nahm Ronald T. den Notfall-Hammer, schlug die Scheibe ein und kraxelte aufs Dach. Mit Passagier Rene P. (35) zog der 36-Jährige dann ein Kind nach dem anderen heraus. Da bemerkte Ronald T. auch die Schwerverletzten in den anderen Waggons, ordnete vom Dach (weil die Stromleitung am Boden war) an: "Legt den einen in stabile Seitenlage". Als erster war ein Landwirt am Unfallort, der wie Ronald T. die lebensgefährliche Situation erkannte: "Nicht runter vom Zug, die Oberleitung ist abgerissen", schrie der Bauer (Anm.: der Landwirt war auch bei einer Güterzugentgleisung vor rund 15 Jahren an derselben Stelle dabei).

Nach einigen Minuten waren ein Polizist und ein Notarzt am Unfallort: "Wir folgten dann den Anweisungen der Retter, sie haben toll gehandelt", lobt Ronald T., der selbst Schnittverletzungen, Prellungen am Körper und eine Nasenbeinprellung erlitt.

Dann kam das ganze Rettungs-Großaufgebot: "Sie haben dann alle Opfer gefragt, wo was weh tut und haben die Passagiere in Leicht-, Mittel- und Schwerverletzte eingeteilt und mit Karten markiert. Ich bekam auch eine Karte umgehängt, galt als Leichtverletzter", so der 36-Jährige, der dann per Rettungswagen ins Uniklinikum St. Pölten gebracht wurde. Dort herrschte schon reger Betrieb, es lief laut Ronald T. aber sehr professionell ab, nach dem Röntgen wurde er entlassen und konnte nach Hause.

Fast-Katastrophe

Ronald T.s Vater warf am Ende des Gespräches ein: "Die Lok bog ja das ganze Geländer in der Kurve um. Wenn da das Geländer nicht gewesen wäre oder nachgegeben hätte, hätte die ganze Sache in einer Riesen-Katastrophe geendet. Denn dann geht es drei bis vier Meter hinab in die Pielach." Ronald T. zum Abschluss: "Ich bin vor allem froh, dass den Kindern nichts Gröberes passiert ist." Immer wieder während des Gespräches erkundigte sich der 36-Jährige auch nach den Schwerverletzten (Anm.: Ein Mann mit Polytrauma ist in kritischem Zustand, zwei weitere Insassen wurden schwer verletzt, alle drei dürften durchkommen).

(Lie)

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