Österreich

Zugunglück: Ermittlungen gegen jungen Lokführer

Heute Redaktion
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Knapp eine Woche nach dem Zugunglück bei St. Pölten laufen die Ermittlungen wegen der Ursache. Der Lokführer hätte bald zum Lehrlokführer ausgebildet werden sollen.

Gutachter und Sachverständiger sind jetzt am Wort – die Ermittlungen nach dem Zugunfall bei St. Pölten laufen auf Hochtouren.

Wie berichtet, war ein mit rund 80 Personen besetzter Zug am 26. Juni gegen 7.15 Uhr in Gerersdorf (Bezirk St. Pölten-Land) auf dem Weg nach St. Pölten entgleist. Dabei kamen zwei Waggons seitlich zum Liegen, ein weiterer Waggon befand sich noch auf den Gleisen. Bei dem Unfall wurden drei Personen schwer und Dutzende leicht verletzt.

Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung

Der Zug war statt der erlaubten 35 km/h mit 55 km/h unterwegs gewesen. Gegen den jungen Lokführer (noch keine 30 Jahre alt) wird ermittelt. "Eine Vernehmung gab es noch nicht. Die Ermittlungen laufen in Richtung fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässige Gemeingefährdung", so Leopold Bien, Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten zu "Heute". Zum derzeitigen Moment gebe es keine Ermittlungen gegen die NÖVOG, die Untersuchungen befinden sich aber noch in einem frühen Stadium.

Ausbildung zum Lehrlokführer

Eine NÖVOG-Sprecherin sagte zu "Heute" auf Anfrage: "Das überhöhte Geschwindigkeit vorgelegen hat, ist unstrittig. Ob es ein technisches Gebrechen oder menschliches Versagen war, ist noch unklar."

Der betroffene Lokführer werde psychologisch behandelt, er sei "einer unserer besten, sehr besonnen, wir sind wirklich betroffen". Der junge Mann – seit vielen Jahren im Betrieb – habe sich bisher noch nichts zu Schulden kommen lassen. Im Gegenteil, er wurde sogar vorgeschlagen, um die Ausbildung zum Lehrlokführer zu machen. Jetzt werden die Ermittlungen abgewartet.

Diese Woche soll es noch ein Gespräch zwischen dem Lokführer und dem Betriebsleiter geben, dann sollen die Vernehmungen mit der Polizei erfolgen.

Sperre der Mariazellerbahn morgen aufgehoben

Nach dem Zugunfall wird die Sperre der Mariazellerbahn zwischen St. Pölten und Ober-Grafendorf wie geplant morgen, Dienstag, aufgehoben. Im Zuge der Reparaturarbeiten wurden u.a. neue Masten errichtet, die Oberleitung instand gesetzt und das Gleis neu eingeschottert.

Noch in dieser Woche soll laut Betreiber, der NÖVOG, auch eine Begutachtung durch den Triebwagenhersteller erfolgen. Geprüft wird, ob die zulässige Höchstgeschwindigkeit durch technisches oder menschliches Versagen überschritten wurde. Bis ein Ergebnis vorliege, könne es noch eine Weile dauern.

(Erich Wessely)