Welt

Zum fünften Mal krachte hier ein Auto in die Hauswand

Ein Sportgeländewagen ist am Donnerstagmorgen in ein Wohnhaus gekracht – zum fünften Mal. Die Folgen für die Bewohner sind enorm.

1/8
Gehe zur Galerie
    Am Donnerstagmorgen krachte ein SUV in die Küche eines Wohnhauses in Düdelingen.
    Am Donnerstagmorgen krachte ein SUV in die Küche eines Wohnhauses in Düdelingen.
    Vincent Lescaut/L'essentiel

    Donnerstag, sieben Uhr morgens. Paulo und Lisa, die seit 25 Jahren in Düdelingen (Luxemburg) wohnen, befinden sich im Obergeschoss, als es plötzlich laut rummst. "Sag nicht, dass da wieder ein Auto in unser Haus gefahren ist", sagt Lisa zu Paulo, der noch im Badezimmer weilt. Als sie unten nachschauen, sehen Paulo, der im Rollstuhl sitzt, und Lisa den Schaden. Und der ist enorm.

    Bewohner noch unter Schock

    Ein SUV ist in die Hauswand gekracht, in der Fassade klafft ein Loch, die Küche ist völlig verwüstet (siehe Bildergalerie oben). "Wären wir zu dem Zeitpunkt in der Küche gewesen, wären wir jetzt nicht hier", sagt Paulo im Interview mit "L'essentiel". Lisa merkt man den Schock noch an: "Psychisch ist das nicht leicht zu verarbeiten. Ich bin traumatisiert", klagt die Luxemburgerin.

    Im Fahrzeug saß ein etwa 50-jähriger Mann, der ausgerechnet in derselben Straße wohnt. Körperlich unversehrt, stand er unter Schock und wurde mit dem Krankenwagen abtransportiert. "Er sagte, er habe die beiden Pedale seines Automatikwagens verwechselt", erklärt Paulo. "Er muss mindestens 80 Stundenkilometer gefahren sein". Die Straße liegt in einem Wohngebiet, das als Tempo-30-Zone ausgewiesen ist.

    "Selbst wenn wir im Wohnzimmer gewesen wären, hätten wir was abbekommen."

    Das Fahrzeug raste über einen schmalen Bordstein und prallte frontal in das Küchenfenster hinter dem geschlossenen Fensterladen. Große Granitblöcke lagen auf dem Küchenboden, Wasser- und Stromleitungen wurden herausgerissen, ein Spülbecken landete im angrenzenden Wohnzimmer. "Man muss sich nur mal die Wucht des Aufpralls vorstellen", sagt Lisa. "Selbst wenn wir hinten im Wohnzimmer gewesen wären, hätten wir was abbekommen."

    Gemeinde unternimmt nichts

    Während Polizei und Versicherungsgutachter den Schaden aufnehmen, wirft Paulo einen Blick in den Rückspiegel. "In 25 Jahren war es das fünfte Auto, das gegen unser Haus gefahren ist. Das letzte Mal war vor vier oder fünf Jahren im Dezember, als es sehr kalt war." Drei Autos seien nacheinander auf der vereisten Fahrbahn ins Schleudern geraten und in die Fassade gekracht. Die Gemeinde kenne das Problem, aber es werde nichts unternommen. "Man müsste eine Schwelle einbauen oder die Straße zur Einbahnstraße machen", schlägt Lisa vor.

    Derzeit ist noch zu klären, ob die Bewohner für drei Monate in eine Gemeindewohnung ziehen können.
    Derzeit ist noch zu klären, ob die Bewohner für drei Monate in eine Gemeindewohnung ziehen können.
    Vincent Lescaut/L'essentiel

    Der zweiten Schöffin Josiane Di Bartolomeo-Ries ist der Fall des Hauses, das in einer Rechtskurve liegt, gut bekannt. "Ich wohne selbst etwas weiter oben in der Straße und weiß, dass dies nicht das erste Mal ist", sagt sie. Das Problem werde auf der Tagesordnung der Schöffenversammlung stehen, die für diesen Freitag angesetzt sei. Nun muss, solange das Haus unbewohnbar ist, dringend eine Unterkunft für Paulo und Lisa gefunden werden.

    "Die Abteilung Jugend und Familie kümmert sich darum", so die Schöffin. Die Gemeinde verfüge über mehrere Wohnungen, doch es sei noch zu klären, ob eine davon verfügbar sei. "Das wird am Donnerstagnachmittag geklärt", versichert sie. Für Paulo und Lisa beginnt nun ein "Exil" von mindestens drei Monaten außerhalb ihres Heims. Paulo blickt auf seine Küche und ringt sich ein Lächeln ab: "Ich kann mir nicht einmal mehr einen Kaffee machen." Dann entdeckt er auf dem staubigen Boden eine Flasche und nimmt es mit Galgenhumor. "Aber ich kann noch einen Schluck Wasser trinken." Das Leben geht weiter. Es hätte an diesem Donnerstagmorgen auch abrupt enden können.