Gesundheit

Zwei Friseure steckten trotz Corona-Infektion keinen an

Masken bringen nichts? Ein Vorfall aus den USA deutet darauf hin, dass das Gegenteil der Fall ist.

20 Minuten
Teilen
Mit dem Schrecken davongekommen dürften 140 Kunden des Great-Clips-Coiffeursalons sein: Sie waren von einem der beiden mit dem Coronavirus infizierten Hairstylisten frisiert worden. (Symbolbild)<br>
Mit dem Schrecken davongekommen dürften 140 Kunden des Great-Clips-Coiffeursalons sein: Sie waren von einem der beiden mit dem Coronavirus infizierten Hairstylisten frisiert worden. (Symbolbild)
iStock

Weltweit haben sich 8.952.428 (Stand 22. Juni 2020) Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Zumindest offiziell. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Denn nicht wenige Infektionen verlaufen vollkommen asymptomatisch. Laut der Heinsberg-Studie trifft das auf mehr als jede fünfte Infektion zu (22,2 Prozent). Weil sie nichts von ihrer Erkrankung wissen, sind sie es, die die Pandemie am stärksten vorantreiben.

Auch zwei Hairstylisten aus Springfield im US-Bundesstaat Missouri bemerkten zwar, dass sie nicht ganz fit waren, identifizierten ihre Symptome aber offenbar nicht als solche, die auf Covid-19 hinweisen. Entsprechend begaben sie sich auch nicht in Quarantäne, sondern gingen laut Livescience.com weiter ihrer Arbeit im Salon nach.

Der Ausbruch, der ausblieb

Bevor die beiden nach acht Tagen von ihrer Infektion erfuhren, frisierten sie insgesamt 140 Kunden im Salon. Ein Hairstylist hatte zu diesem Zeitpunkt 56 Personen betreut, der andere 84, berichtete Cnn.com. Zudem waren noch sieben weitere Kollegen vor Ort. Alles potenzielle Kandidaten für Neuinfektionen.

Doch nichts passierte, wie es in einer Mitteilung der lokalen Gesundheitsbehörde heißt. Kein einziger Corona-Fall sei mit den Hairstylisten in Verbindung gebracht worden (siehe Box). Dass der Ausbruch ausblieb, sei ohne Zweifel auf die verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen des Salons zurückzuführen.

Damit sich die Kunden nicht gegenseitig anstecken können, werden dort etwa die Termine gestaffelt vergeben. Zudem haben die Mitarbeiter die Friseurstühle auseinandergerückt. Auch sie selbst halten Abstand zu den Kunden, soweit dies möglich ist, rund zwei Meter, wenn sie nicht gerade schneiden oder färben. Zudem müssen alle Personen im Salon Masken tragen. Ganz so, wie es auch in Österreich der Fall sein sollte.

Tests, Quarantäne und eine Einschränkung

Nachdem die beiden Coiffeure von ihrer Erkrankung erfahren hatten, wurden alle Kontaktpersonen für die Dauer der Inkubationszeit in Quarantäne geschickt. Etwa ein Drittel von ihnen (46) wurde auf Sars-CoV-2 getestet, wobei bei allen der Test negativ ausfiel. Die anderen potenziell Infizierten erhielten zweimal täglich einen Anruf von Mitarbeitern des Gesundheitsamtes. Auch bei ihnen stellten sich bis zum Ablauf der Frist keine Symptome ein.
Die Gesundheitsbehörde von Springfield räumt ein, dass man nicht ausschließen könne, dass einige der nicht getesteten Coiffeurbesucher asymptomatisch erkrankt seinen. Dennoch sei das Ergebnis ermutigend und zeige, wie gut Schutzmaßnahmen wirkten. "Das sind aufregende Neuigkeiten über die Wichtigkeit von Masken zur Verhinderung von Covid-19", zitiert Cnn.com Clay Goddard, der Direktor der Behörde. Man wolle nun noch die weiteren Einzelheiten untersuchen, einschließlich der Frage, welche Arten von Masken getragen worden seien.

"Eines der deutlichsten Beispiele aus der realen Welt"

Die "Washington Post" bezeichnet den Fall als "eines der deutlichsten Beispiele aus der realen Welt dafür, dass Masken die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus aufhalten können". Und das selbst auf kurze Distanz (siehe Box).

Wie wichtig Masken in dieser Pandemie sind, ist nicht der einzige Erkenntnisgewinn, der aus diesem Fall gezogen werden kann, hält Cnn.com fest: Die Vorkommnisse aus Springfield machten auch deutlich, wie wichtig Contact-Tracing und Isolierung nach der Exposition sind, um die Weiterverbreitung des Virus zu stoppen.

Kombination von Maßnahmen

Für eine Kombination von Maßnahmen – wenn auch anderer Art – sprechen sich auch Forscher um Holger J. Schünemann von der kanadischen McMaster University aus. Das Team hatte für seine im Fachjournal "The Lancet" publizierten Studie 172 bereits existierende Arbeiten ausgewertet.

Ergebnis: Abstandhalten senkt das Infektions- und Übertragungsrisiko von 12,8 Prozent auf 2,6 Prozent, das Tragen einer Maske reduziert es von 17,4 Prozent auf 3,1 Prozent und das Aufsetzen eines Faceshields von 16 Prozent auf 5,5 Prozent. Die Forscher weisen darauf hin, dass die Sicherheit der Beweise für die beiden letztgenannten zwar gering sei, allerdings dürfte die Kombination der Maßnahmen "der beste Weg sein, um die Wahrscheinlichkeit einer Virusinfektion oder Übertragung von Sars-CoV-2 zu verringern". Auch das bestätigt der Fall aus dem Coiffeursalon.