Österreich

Zwei Tote in Künette: Mann (30) soll schuld sein

Nach dem tragischen Unfall am 1. Juni in Haag musste sich am Mittwoch der Vorarbeiter wegen fahrlässiger Tötung verantworten.

Heute Redaktion
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Zwei 38-jährige Arbeiter aus Rumänien und der Ukraine kamen im Juni bei einem Unfall in Haag (Bezirk Amstetten) ums Leben. Beim Reparieren eines Rohres, das der Baggerfahrer beschädigt hatte, stürzte die knapp 2,7 Meter tiefe Künette ein. Das Erdreich begrub und tötete beide Arbeiter. Am Mittwoch musste deshalb der 30-jährige Vorarbeiter in St. Pölten vor Gericht. Er soll laut Anklage den beiden angeschafft haben, in die gefährliche Grube zu steigen und somit für ihren Tod mitverantwortlich sein.

Beim Prozess war der Sachverhalt allerdings weit weniger klar als die Anklage. Der 30-jährige Familienvater beteuerte immer wieder, dass er keine Ahnung hatte, dass die Künette gefährlich sei. Er sei nur für das Verlegen der Rohre am Grund seines Familienbetriebs verantwortlich gewesen. Sicher ist im Nachhinein, dass die Künette nicht ausreichend gesichert war.

Vorarbeiter selbst in Künette

"Ich bin ja selbst dauernd unten in der Künette gewesen, wäre beinahe auch verschüttet worden", sagte der 30-jährige Amstettner. Das bestätigte auch einer von zwei Zeugen – ein 32-jähriger Rumäne, der nur deshalb nicht in der Grube war, weil einer der verstorbenen Kollegen ihm die Schaufel aus der Hand genommen hatte, um ihm Arbeit abzunehmen. Er sagte: "Er (Anm. der Angeklagte) wollte gerade wieder nach oben gehen, um dem Kollegen Platz zu machen als die Erde zu rutschen begann."

Der Vorarbeiter gab an, er habe sich auf den Baggerfahrer verlassen, sei nie von ihm gewarnt worden. Sein Anwalt Johannes Riedl sagte: "Mein Mandant ist unschuldig. Die Baggerfirma hätte die Künette sichern oder anders graben müssen. Der Baggerfahrer hatte die nötigen Sicherheitsschulungen, mein Mandant nicht." Dem 30-Jährigen drohen dennoch bis zu zwei Jahre Haft. Nach dem Vorfall war er in psychologischer Behandlung, er hatte die beiden Toten und ihre Familien seit Jahren gekannt.

Der Prozess musste dann nach rund zwei Stunden vertagt werden. Denn der besagte Baggerfahrer ließ sich wegen einer Grippe entschuldigen, ist seit Juni außerdem arbeitsunfähig. Sein anwesender Disponent versuchte zwar den Baggerfahrer und auch sich selbst beim Prozess möglichst wenig zu belasten, verwickelte sich aber mehrfach in Widersprüche. Im März geht die Verhandlung weiter.