Österreich

Schulschließung: Eltern zweifeln an Mäusebefall

Heute Redaktion
Teilen
Sind Mäuse der Grund für die Schließung der Pavillons der Löwenschule? Die betroffenen Eltern ziehen das in Zweifel. (c) Denise Auer, iStock
Sind Mäuse der Grund für die Schließung der Pavillons der Löwenschule? Die betroffenen Eltern ziehen das in Zweifel. (c) Denise Auer, iStock
Bild: Denise Auer

In einem Schreiben an "Heute" zieht eine Mutter die Nagerplage als Grund für die Schließung der Pavillons in der Löwenschule in Zweifel. Die Stadt bleibt dabei und erklärt die nächsten Schritte.

Wie berichtet, mussten im Februar die Pavillons der Löwenvolksschule in der Donaustadt geschlossen werden. Wegen der Mäuse, die es sich über die Wintermonate in den Pavillons bequem gemacht hatten, sei eine Weiternutzung als Unterrichtsraum "kurzfristig einmal unzumutbar" betonte die zuständige MA56.

Nach einem Besuch des Wiener Gesundheitsamts (MA15) wurde die Schule geschlossen. Am 21. Februar wurden Schule, Lehrer und Eltern von der Stadt Wien im Zuge einer Schulversammlung davon informiert, dass bis August 2020 ein neuer Schulzubau kommen soll.

Mutter: Stadt bleibt genaue Schließgründe schuldig

Doch in einem Schreiben an die "Heute"-Redaktion ziehen nun einige Eltern der "Löwenschüler" die Mäuseplage als Schließungsgrund in Zweifel. Denn bis heute habe die Stadt weder den Bericht der MA15 noch detaillierte Gründe vorgelegt, wird kritisiert.

Marianne L. (39, Name von der Redaktion geändert) hat selbst zwei Kinder (8 und 10), die die Löwenschule in der Langobardenstraße besuchen. Sie war auch bei der Schulversammlung am 21. Februar dabei, bei der die Lösung mit dem Neubau präsentiert wurde. Zufriedengestellt ist sie dadurch aber ebenso wenig, wie viele andere Eltern.

Im Schreiben an "Heute" listet sie detailliert eine Chronologie auf: Demnach seien bereits Ende Jänner bei einem Besuch des Donaustädter Bezirkschefs Ernst Nevrivy (SPÖ) in der Schule Mängel festgestellt worden. "Um was für Mängel es dabei ging, wurde aber nicht erläutert", so Frau L.

Auf "Heute"-Rückfrage erklärt man im Büro des Bezirksvorstehers, es sei dabei "nur" um die Mäuse gegangen. Das sei schon bedauerlich genug.

Eltern informieren Gesundheitsbehörde

Am 11. Februar habe es eine Begehung gegeben, an der auch der Leiter der MA56 Robert Oppenhauer teilgenommen haben soll. Dabei habe man festgestellt, dass es in der Schule "riecht". Schon damals sei offenbar die Schließung beschlossen worden, schriftliches dazu, gebe es aber nicht, so Frau L.

"Am 14.Februar wurden wir Eltern durch ein Schreiben der Schuldirektorin von der Schließung informiert. Daraufhin haben wir die Gesundheitsbehörde informiert. Am 18. Februar kam die MA15 dann in die Schule", erklärt die Mutter.

200 Schüler nun anderweitig untergebracht

Danach ging es schnell: Acht Klassen mit rund 200 Schülern wurde provisorisch in anderen Räumen untergebracht. Die Hälfte wurde im Haupthaus der Löwenschule untergebracht, wo Räume (etwa der EDV-Saal oder die Bibliothek) adaptiert wurden. Vier weitere Klassen werden nun in der Neuen Mittelschule Konstanziagasse (Donaustadt) unterrichtet.

Doch die ursprünglich provisorische Lösung soll nun zu einer "semi-permanenten" werden. Denn bis zur geplanten Fertigstellung des neuen Schulzubaus im August 2020 müssen die Schüler in den Ausweichquartieren bleiben.

Zu wenig Sanitäranlagen im Hauptgebäude der Schule?

"Das verursacht neue Probleme, denn das Hauptgebäude ist auf die Zusatzschüler gar nicht vorbereitet. Durch die Überbelegung ist das Raumklima im Haupthaus entsprechend belastet und die sanitären Anlagen sind auf diese hohe Anzahl von Schülern nicht ausgelegt", betont Frau L. gegenüber "Heute".

Auch eine andere Mama ist mit der provisorischen Lösung alles andere als glücklich. In einem Brief an die "Heute"-Redaktion berichtet die Wienerin, die anonym bleiben will, dass ihre Kinder nun weitere Schulwege in Kauf nehmen müssten und von Freunden und Geschwistern getrennt sei. "Mein jüngeres Kind wird jetzt in einem Keller unterrichtet. Der Boden ist kalt und es ist dunkel. Dadurch hat es wieder mit dem Bettnässen begonnen".

Eltern zweifeln an Mäuse-Theorie

Auch Entscheidung der Stadt, hier schnell (bis Herbst 2020) einen Zubau zu errichten, obwohl es dafür noch gar keinen Gemeinderatsbeschluss gibt, macht die Eltern stutzig. Sie fragen sich: "Sind die Mäuse wirklich der Grund für die Schließung oder gibt es hier ganz andere Gründe?"

"Mäuse lassen sich üblicherweise problemlos durch Schädlingsbekämpfung behandeln, das hat auch die MA15 festgestellt. Sowohl der Leiter der MA56 als auch die Direktorin haben festgehalten, dass alle notwendigen Instandhaltungsarbeiten ordnungsgemäß durchgeführt wurden. Doch wenn das so ist, wieso muss die Schule dann mitten im Schuljahr plötzlich geschlossen werden?", fragt sich die Mutter.

Für die verärgerten Eltern stehen nun zwei Vermutungen im Raum:

1.) Es bestand wirklich ein erhebliches Gesundheitsrisiko für Schüler und Lehrer. "Dann wäre dringend vor Abriss ein von der Stadt unabhängiger Sachverständiger für Bauwesen zu beauftragen, um dieses Risiko auszuschließen. Denn im Fall eines Abrisses sind bei etwaigen später auftretenden Krankheitsfällen keine Nachweise mehr möglich. Es ist zum Beispiel bekannt, dass die Schule ein Asbestdach hat. Das Dach ist aber schon seit Jahren undicht, es hat immer wieder hineingeregnet", so Frau L.



2.) Aufgrund der Verschiebung des Neubaus Langobardenstraße 139 (dieser sollte nach den ursprünglichen Plänen 2021 bezugsfertig sein, aus schulorganisatorischen und budgetären Gründen wurde der Bau aber zunächst auf 2024/25 verschoben, Anm.) musste kurzfristig eine Lösung für die Löwenschule gefunden werden, da die Expositur am Ende ihrer Lebensdauer war.

"Die Behörden haben willkürlich ohne Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen die Schließung zu Lasten der Schüler, Lehrer und Eltern durchgeführt, um den Neubau rechtzeitig umsetzen zu können, anstatt dies im üblichen Weg ordnungsgemäß abzuwickeln. Die Mäuse wurden dazu als 'Fake News aus der Donaustadt' missbraucht", so Frau L.

Stadt beruhigt: Kein dunkler Keller, sondern abgesenktes Untergeschoss mit Fensterfront

In einer Stellungnahme an "Heute" erklärt die MA56, dass zwei Klassen des Expositurstandorts, also der Pavillons, nun übergangsweise im Untergeschosses des Schulgebäudes in der Oberdorfstraße 1 geführt werden.

Kinder würden keineswegs in "dunklen, kalten Kellern" unterrichtet, vielmehr handle es sich hier um "klassengroße Räume, die jeweils mit einer kompletten Fensterfront in den Innenhof der Schule ausgestattet sind. Die beiden Räume wurde mit Inventar ausgestattet und ermöglichen einen pädagogisch adäquaten Unterricht wie in jeder anderen Klasse des Hauptgebäudes auch. Darauf achten sowohl die Schulleitung, die Schulaufsichtsbehörde als auch die Schulerhalterin".

"Genug Platz für alle Schüler"

An der Schüleranzahl der jeweiligen Klassen habe sich durch die Übersiedlung nichts verändert. "Der Schulstandort in der Oberdorfstraße war ursprünglich für wesentlich mehr Schüler ausgelegt, als später die Klassenschülerhöchstanzahl reduziert wurde, blieben die Sanitär- und WC-Anlagen in voller Stärke vorhanden". Einen Sanitär-Notstand schließt die Stadt daher aus.

Stadt bleibt bei Mäusebefall als Schließungsgrund

"Der MA56 – Wiener Schulen wurde auf Basis der Wiener Stadtverfassung die Rechte und Pflichten der Schulerhalterin der Stadt Wien übertragen. Als wir durch Elternbriefe sowie durch die Bezirksvorstehung über den, in Wochen nach Weihnachten verstärkten, Mäusebefall informiert wurden, haben wir die entsprechenden Fachdienststellen der Stadt Wien sowie Dienstaufsichtsbehörde zu einem Lokalaugenschein ersucht", heißt es von der MA56.

Die anschließende Begehung habe ergeben, dass der Mäusebefall durch den bisher gewählten Weg der schrittweisen Bekämpfung nicht mehr ausreichend eingedämmt werden könne. "Durch die bauliche Situation des Gebäudes lassen sich die diversen Schlupflöcher, die für das Eindringen der Mäuse verantwortlich sind, trotz der durchgeführten Instandhaltungsmaßnahmen nicht zu 100 Prozent verschließen. Um ein allfälliges Gesundheitsrisiko für die Kinder zu 100 Prozent auszuschließen, erschien ein weiterer Schulbetrieb nicht zumutbar. Das hat auch die Begehung durch die Wiener Zoonosenkommission bestätigt.

Aus diesen Gründen sei der gemeinschaftlicher Beschluss der Stadt Wien, der Bezirksvorstehung sowie der Bildungsdirektion Wien getroffen worden, dass zum Wohle der Kinder und Pädagogen der Standort nicht weiter für den Unterricht geeignet sei.

"Wir haben sofort alle notwendigen Maßnahmen in die Wege geleitet, damit die Kinder der Expositurklassen auch weiterhin bestens versorgt werden können. Es wurden umfangreiche und pädagogisch wertvolle Konzepte entwickelt, die den Kindern auch weiterhin einen wertvollen und ganzheitlichen Unterricht ermöglichen. Dazu zählen etwa mehr Turneinheiten, Native-Speaker für das Lernen von Sprachen, Sonderaktionen in Physik und anderes mehr. Wir haben uns bemüht die Vertreter des Elternvereins sowie alle Eltern im Zuge von zwei großen Informationsveranstaltungen umfangreich zu informieren und alle auftauchenden Fragen zu stellen sowie Unklarheiten auszuräumen", betont die Dienststelle.

Planung für neuen Schulzubau hat bereits begonnen

In der schriftliche Stellungnahme informiert die MA56, dass mit der Planung des Abriss und Neubau der Pavillons begonnen wurde. "Es wird vor Ort ein top moderner Neubau entstehen, bei dem alle Schulpartner am Raumkonzept mitwirken können. Der Neubau soll bis August 2020 fertiggestellt werden, damit ein Unterricht ab dem Schuljahr 2020/2021 in den neuen Räumlichkeiten stattfinden kann".

Alle involvierten Stellen bemühten sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten und vor allem für die Kinder und Pädagogen die besten Lösungen umzusetzen und hoffen dabei auch auf die tatkräftige Unterstützung der Eltern, wird betont. (lok)