Österreich

Zweimal Lebenslang im Raubmord-Prozess

Heute Redaktion
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Zu lebenslanger Haft sind am Mittwoch zwei junge Männer verurteilt worden, die im November vergangenen Jahres einen Wiener Geschäftsmann brutal misshandelt und durch Ersticken umgebracht hatten, um ihn anschließend auszurauben. Die Schuldsprüche wegen Raubmordes fielen nach kurzer Beratung der Geschworenen einstimmig aus. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

hatten, um ihn anschließend auszurauben. Die Schuldsprüche wegen Raubmordes fielen nach kurzer Beratung der Geschworenen einstimmig aus. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Tudorel P. (28) und Catalin S. (25) hatten am 4. November 2012 in Wien-Ottakring den Geschäftsmann Rudolf L. in räuberischer Absicht erstickt, indem sie den 54-Jährigen fesselten und ihm die Atemwege mit einem Leintuch verschlossen. "Bei einer Gesamtschau konnte hier nur mit der Höchststrafe vorgegangen werden. Für einen geringen Geldbetrag einen Menschen auf eine derart grauenhafte Art zu ermorden, da gibt's keinen Spielraum bei der Strafe mehr", stellte Richter Ulrich Nachtlberger in der Begründung fest.

Die Angeklagten hatten beim Prozessauftakt die Tötungsabsicht bestritten. "Wir wollten das Geld stehlen. Ich habe alles schnell und schlecht gedacht. Ich habe nicht über die Konsequenzen nachgedacht", sagte der Erstangeklagte. "Detailliert haben wir nichts geplant. Das war so plötzlich. Wir haben nicht darüber nachgedacht, dass er sterben wird", meinte Catalin S.

Von hinten überwältigt und gefesselt

Die beiden überraschten den Geschäftsmann, der am Schreibtisch saß, überfallsartig von hinten und brachten ihn mit Gewalt zu Boden. Rudolf L. dürfte sich heftig gewehrt haben, hatte gegen die beiden jungen Männer aber keine Chance. Ihm wurden die Hände auf den Rücken gefesselt, Füße und Beine fest verschnürt. Dann schlang man ihm ein Seil um den Hals und führte dieses straff zu den Fersen, wo es fixiert wurde.

Sooft sich der zudem mit einem fast vollständig um Kopf gewickelten Leintuch Geknebelte bewegte und aus seiner Lage zu kommen versuchte, schnürte er sich ein bisschen mehr die Luft ab. Laut Gerichtsmediziner dürfte infolge dessen sehr rasch Bewusstlosigkeit und binnen kurzer Zeit der Tod eingetreten sein.

Täter und Opfer kannten sich schon länger

Tudorel S. hatte Rudolf L. Anfang des vergangenen Jahres in Wien kennengelernt. Der Wiener Kaufmann war über ein Internet-Forum in Kontakt mit der Lebensgefährtin des Rumänen gekommen. Diese - offenbar länderübergreifend als Escort-Girl tätig - war von Rudolf L. nach Wien eingeladen worden, der im Internet gezielt nach möglichen SM-Partnerinnen suchte.

Er und die junge Frau dürften sich sehr gut verstanden haben. Er ließ nicht nur sie, sondern im September 2012 auch ihren Freund mehrere Wochen bei sich wohnen. Ob es auch zu sexuellen Kontakten mit dem 28-Jährigen kam - Rudolf L. soll bisexuell veranlagt gewesen sein -, konnte im Strafverfahren nicht geklärt werden. Tudorel S. selbst stellte das entschieden in Abrede: Rudolf L. habe nur versprochen, ihm bei der Suche nach einer Arbeit zu helfen.

SM-Zeugin sorgte für Eklat im Zeugenstand

Auffälliger, streckenweise bizarr fiel demgegenüber der Auftritt einer 56-jährigen Frau aus, die Rudolf L. in der SM-Szene kennengelernt hatte und die der Polizei zu Beginn der Ermittlungen als Informantin gedient haben dürfte. Aufgrund der Fesselungen ermittelten die Beamten ursprünglich auch in Richtung eines möglichen "Sex-Unfalls".

Rudolf L. sei "schwerster Masochist" gewesen, habe aber keine Seile, sondern Ketten bevorzugt, verriet die Zeugin. Der 54-Jährige habe es allerdings abgelehnt, sich im Gesichtsbereich verletzen zu lassen: "Es sollte nichts sichtbar sein." Als die Frau die anwesenden Medienvertreter dazu aufforderte, über die Gefahren in der SM-Szene zu berichten ("Diese Szene ist verrückt, abartig! Da gehört einmal die Polizei hin!"), wurde ihre Vernehmung jäh für beendet erklärt.