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Zwischen Heimweh und Harry Potter

Land: D, Genre: Gesellschaft + Soziales

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Schuluniform, strenge Regeln, kaum Privatsphäre: Alltag an britischen Internaten. Und doch ziehen sie immer mehr deutsche Schüler an. "37°" begleitet drei Jugendliche durch ein Schuljahr. Kai, Max und Hannah besuchen das britische Scarborough College. Kai gibt alles für einen guten Abschluss und steht unter großem Notendruck. Wird der faule Max im Internat ein besserer Schüler werden? Und kann sich Einzelkind Hannah mit ihren Mitbewohnerinnen arrangieren? Das britische Privatschulsystem gilt als Garant für eine gute Ausbildung. Fast 3000 Deutsche besuchen aktuell ein englisches Internat - 50 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Wegen des schwächelnden Pfunds sind derzeit die Internatskosten für Ausländer deutlich günstiger als zuvor. Teuer ist der Aufenthalt trotzdem, rund 30 000 bis 35 000 Euro pro Jahr müssen Eltern für ihre Kinder berappen. Kai hat sich im renommierten Scarborough College im Nordosten Englands gut ins Internatsleben integriert. Der 17-Jährige spielt Rugby, den harten englischen Nationalsport, und das hilft, um sich auch mit den Engländern anzufreunden. Am Ende des Schuljahres wird er seinen internationalen Abschluss machen: das Baccalaureat. Kai ist ein guter Schüler, doch der Leistungsdruck ist enorm: "Meine Eltern haben viel Geld investiert, damit ich diese Chance habe. Und jetzt liegt es an mir. Das Schlimmste wäre, sie zu enttäuschen, während der Prüfung ein Blackout zu haben und dann alles zu versauen, so dass es sich gar nicht gelohnt hat, hierherzukommen." In Deutschland war der 15 Jahre alte Max ein sehr mittelprächtiger Schüler, der große Schwierigkeiten hatte, sich aufs Lernen zu konzentrieren. Seine ganze Familie hat schließlich zusammengelegt, damit er das College besuchen kann. "An meiner alten Schule bin ich komplett untergegangen. Ich bin extrem faul. Die mittlere Reife würde ich wahrscheinlich da nicht hinbekommen. So war klar, entweder Internat, oder ich bin verloren." Trotz Fremdsprache und neuem System hofft Max auf einen schulischen Neuanfang in Scarborough und setzt auf die rigiden Alltagsstrukturen, um die eigene Motivation in den Griff zu bekommen. Ein bisschen Angst hat er aber auch, vor dem Heimweh, das hier fast jeden irgendwann packt: "Ich bin schon ein Familienmensch und vermisse meine Eltern extrem und bin auch echt froh, wenn ich sie wiedersehe. Ich brauche bestimmt auch ein bisschen länger, um hier richtig anzukommen, auch wenn es mir gut gefällt." Die 17 Jahre alte Hannah hat gerade erst in Scarborough ihr neues Zuhause bezogen. Ab sofort lebt sie jetzt mit 23 anderen pubertierenden Mädchen aus 14 verschiedenen Nationen unter einem Dach: "Am meisten Sorgen mache ich mir darüber, dass ich mich mit den Leuten hier nicht verstehe." Hannah hat keine Geschwister und hofft, dass es "cool wird, mit vielen anderen Jugendlichen zusammenzuwohnen". Dabei sind in England die Internatsregeln ausgesprochen streng. Hier erinnert wenig an das lockere Schulleben in Deutschland. Der Alltag ist durchgetaktet: um 8:00 Uhr Frühstück, 8:30 bis 16:30 Uhr Schule, dann umziehen, Abendessen und um 18:30 Uhr Haustreffen. Von 19:00 bis 20:00 Uhr Hausaufgabenzeit, ab 22:00 Uhr ist Bettruhe. Da bleibt kaum Freizeit. Am liebsten würde Hannah später in England oder Amerika Schauspiel studieren. Den Rat ihrer Eltern, eine Fächerkombination zu wählen, die ihr einen auch in Deutschland anerkannten Abschluss ermöglicht, nimmt sie nicht ernst. "37°" begleitet drei Jugendliche auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Wird sich die Internatszeit in England für sie auszahlen?

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