Wien

Zwischen Wiener Altkleidersammlern fliegen die Fetzen

Seit längerem streiten die Altkleider-Unternehmen Humana und Öpula vor Gericht. Vor kurzem hat Öpula einen Sieg errungen, nun Humana.

Christine Ziechert
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Humana erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen Öpula.
Humana erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen Öpula.
Ernst Weingartner / picturedesk.com

Das Geschäft mit Altkleidern kann sehr einträglich sein, der Markt ist umkämpft. Seit längerem liefern sich daher die Unternehmen Öpula und Humana Streitigkeiten vor dem Handelsgericht. Vor Kurzem hatte Öpula gerichtlich erwirkt, dass Humana 244 ihrer insgesamt 740 Container verschließen muss. Der Grund dafür war eine fehlende Bewilligung nach der Straßenverkehrsordnung. Nun wiederum kann Humana einen Sieg gegen Öpula verbuchen: wegen Irreführung nach dem Wettbewerbsrecht.

Denn auf den Öpula-Containern steht in großer Schrift Rotes Kreuz und Kolping, in Wahrheit gehen aber nur wenige Cent pro Kilogramm Altkleidung an diese Organisationen. Dadurch würden Altkleiderspender in die Irre geführt, so der Vorwurf von Humana. Die Richterin sah dies genauso: Es entstehe der Eindruck, dass die groß affichierten Organisationen die Sammlung selbst durchführen und den Großteil des Gewinns bekommen – was nicht der Fall ist. Laut einstweiliger Verfügung muss Öpula jetzt sofort die Beschriftungen entweder überkleben oder entfernen. 

"Gerichtsentscheidung ist ein Meilenstein für alle karitativen Organisationen" - Humana-Geschäftsführer, Henning Mörch

"Diese Entscheidung des Handelsgerichts Wien stellt einen wichtigen Meilenstein für alle karitativen Organisationen dar. Es verlangt erstmals bei der Sammlung gebrauchter Kleidung eine klare Unterscheidung zwischen karitativen Organisationen und gewinnorientierten Unternehmen. Es hilft allen karitativen Organisationen, wenn die Bürgerinnen und Bürger wissen, wen sie mit ihrer Kleiderspende unterstützen", erklärt Humana-Geschäftsführer Henning Mörch in einer Aussendung.

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    Laut Angaben von Mörch wird in den Humana-Jahresberichten die Verwendung des Gewinns für Projekte der Entwicklungszusammenarbeit genau nachgewiesen. "Jede Österreicherin und jeder Österreicher, die ihre Kleiderspenden in einen Humana-Container werfen, können sich daher darauf verlassen, dass ihre Spende einem sozialen Zweck zugeführt wird. Wir haben in den letzten zehn Jahren insgesamt 5.850.000 Euro für die Entwicklungszusammenarbeit aufgebracht. Wohin genau das Geld jeweils fließt, können Interessierte den Jahresberichten entnehmen. 2019 wurden damit unter anderem Projekte in Angola, Kongo, Indien, Mosambik, Namibia und Südafrika gefördert. Humana betreibt zudem 14 Second-Hand-Läden in Wien." 

    Tragfähige Kleidung wird nach Afrika verkauft

    Öpula wiederum sammelt die Altkleidung aus den Containern in Großenzersdorf bei Wien und führt sie dann, je nach Qualität, unterschiedlichen Zwecken zu, so Öpula-Geschäftsführer Kurt Willheim gegenüber dem ORF Burgenland. "50 Prozent sind tragfähige Bekleidung, 30 Prozent werden als Putzlappen verarbeitet, die kommen dann wieder zu uns in den Betrieb zurück, und wir verkaufen die Putzlappen an die Industrie. Zehn Prozent ist Dämmmaterial für die Autoindustrie, und zehn Prozent ist Müll", so Willheim. Die tragfähige Kleidung verkauft Öpula vor allem an Großhändler in Afrika, die diese wiederum an kleine Händler weiterverkaufen. Aus dem Umsatz geht jährlich ein Fixbetrag an die Lizenzgeber – das Österreichische Rote Kreuz und Kolping.