Österreich

Zwölf Jahre Haft für den U-Bahn-Vergewaltiger

Heute Redaktion
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Ein 29-jähriger Mann, der in der Bundeshauptstadt vier Frauen vergewaltigt und ausgeraubt hat, wurde am Dienstag im Wiener Straflandesgericht zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Der Mann "jagte" regelrecht blonde Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren in den U-Bahn-Linien U1 und U6.

, wurde am Dienstag im Wiener Straflandesgericht zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Der Mann "jagte" regelrecht blonde Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren in den U-Bahn-Linien U1 und U6.

Mustafa A. soll - folgt man der Anklageschrift - zwischen März 2009 und Dezember 2012 nächtens regelrecht auf die Jagd nach in erster Linie blonden Frauen im Alter zwischen 20 und 30 gegangen sein. Dabei nützte er oft die U-Bahn, indem er sich in der Linie U6 oder U1 auf Frauen konzentrierte, die offensichtlich ohne Begleiter unterwegs waren.

Er folgte diesen und sprach sie an, indem er etwa um eine Zigarette oder Feuer bat. Dann wurde er rasch zudringlich, versuchte sie zu küssen und begann sie zu würgen, wenn sie sich zur Wehr setzten. Drei Vergewaltigungen soll er vollendet haben. Zwei Überfälle gestand er ein. Er sei damals "betrunken, stark betrunken" gewesen. Seine Absicht sei es gewesen, "eine Freundschaft herzustellen", gab der Angeklagte zu Protokoll.

Opfer erkannte ihn an der Stimme wieder

Besonders fatal waren die Folgen für eine zum Tatzeitpunkt erst 17-jährige Gymnasiastin, die dem Vergewaltiger im März 2011 in die Hände fiel. Die AHS-Schülerin, die knapp vor der Matura stand, musste aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung und einer Anpassungsstörung die Schule abbrechen und ihren Traum, sich zur Volksschullehrerin ausbilden zu lassen, begraben. Flashbacks, schwere Schlafstörungen und "Ängste in vollem Ausmaß" - so die Sachverständige - plagten die junge Frau. Sieben Monate nach dem Missbrauch verübte sie einen Selbstmordversuch.

Die psychischen Folgen der Vergewaltigung stufte die Expertin als schwere Körperverletzung ein. Die inzwischen 20-Jährige, die nun eine Lehre als Sekretärin absolviert, hatte in Mustafa A. ihren Peiniger identifiziert, indem sie sich im Beisein ihres Rechtsvertreters Wolfgang Moser als Zuhörerin in die Verhandlung setzte. Anhand der Stimme und der Hände des Angeklagten gelangte sie zur zweifelsfreien Überzeugung, dass sie dem Täter gegenübersaß.

Serien-Täter nach Fahndung identifiziert

Die Polizei hatte Ende Dezember 2012 Fotos aus den Überwachungskameras der Wiener Linien veröffentlicht. Anhand dieser Aufnahmen konnte der mutmaßliche Serien-Täter identifiziert werden. Mustafa A. hatte daraufhin versucht, sich in die Türkei abzusetzen, konnte aber auf Basis eines Europäischen Haftbefehls an der ungarisch-rumänischen Grenze festgenommen werden.

Nach seiner Festnahme hatte sich der Mann teilweise geständig gezeigt. Für Gerichtspsychiater Karl Dantendorfer handelt es sich bei dem Angeklagten um einen gefährlichen Mann, bei dem ohne entsprechende therapeutische bzw. medizinische Maßnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Rückfall auszugehen sei. "Er war aufgrund seines kulturellen Hintergrundes nicht in der Lage, die Fragen einer Frau ernsthaft zu beantworten", hielt dazu sein Verteidiger Stephan Briem fest. Fragen nach seiner Sexualität habe sein Mandant "bloß mit Gelächter" quittiert.

Urteil nach zusätzlichem Gutachten

Im ersten Prozess wurde der Prozess wegen eines zusätzlichen Gutachtens vertagt. Nun lautete das Urteil am Dienstag zwölf Jahre Haft. Darüber hinaus wurde Mustafa A. in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen, weil ihn der psychiatrische Sachverständige Karl Dantendorfer als derartig gefährlich einstufte, dass ihm die - zeitlich unbegrenzte - Unterbringung im Maßnahmevollzug geboten schien. Die Strafe, die an der Obergrenze des gesetzlich vorgegebenen Strafrahmens von fünf bis 15 Jahren lag, ist nicht rechtskräftig. Mustafa A. meldete dagegen umgehend Rechtsmittel an.

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