Coronavirus

Arzt: Mehr Migranten unter Corona-Intensivpatienten

In der Klinik Ottakring haben laut einem Arzt 60 Prozent der Intensivpatienten Migrationshintergrund. Die Regierung würde sie nicht erreichen.

28.11.2020, 20:26
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Die Situation in den Spitälern ist weiter angespannt.
picturedesk.com

Burkhard Gustorff ist Intensivmediziner in der Klinik Ottakring. Laut seinen Angaben seien deutlich mehr Menschen mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich oft von Covid-19 betroffen. In der Klinik Ottakring sind es sogar 60 Prozent der Intensivpatienten, erklärte der Arzt im Interview mit der "Presse".

Die Regierung würde jene Menschen nicht erreichen. Er fordert daher für eine zielgruppenorientierte Kommunikationsstrategie. "Meiner Wahrnehmung nach kommen die Verordnungen der Regierung innerhalb der Gesellschaft sehr unterschiedlich an", so Burkhard Gustorff, Vorstand der Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin der Klinik Ottakring (ehemals Wilhelminenspital).

Neue Kommunikationsstrategien

Die Patienten in der Klinik Ottakring stammen hauptsächlich aus den Balkanstaaten, Südpolen und der Türkei. Es brauche neue Kommunikationsstrategien, "die auf bestimmte Gesellschaftsgruppen abzielen und beispielsweise Sozialarbeiter einbeziehen", so der Mediziner. Auf diese Weise könnten mehr Menschen mit Migrationshintergrund auf die Gefahren einer Coronavirus-Infektion aufmerksam gemacht werden. 

Warum deutlich mehr Migranten von Corona betroffen sind, hat laut Gustorff zwei Gründe: "Zum einen auf die Welle der Reiserückkehrer aus stark betroffenen Risikogebieten wie dem Balkan und der Türkei – Länder, in denen beispielsweise abgesagte Familienfeiern nachgeholt wurden; und zum anderen auf möglicherweise beengte Wohnverhältnisse, die eine rasche Verbreitung des Virus begünstigen." 

Generell seien die Intensivpatienten zwischen 50 und 70 Jahre alt. 60 Prozent sind männlich und weisen einen der bekannten Risikofaktoren auf, wie etwa Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Bluthochdruck.

"Uns hat überrascht, dass die Raucherlunge, die ja als DIE typische Zivilisationskrankheit gilt, kein allzu großer Risikofaktor sein dürfte. Übergewicht, Bluthochdruck und Nierenerkrankungen sind viel bedeutendere Faktoren", erklärte Gustorff.

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    Sabine Hertel, Google Maps, zVg