Bloggerin: "Chefs wollen mich als Quoten-Schwarze"

Sie schafft den Spagat, gleichsam witzig und ernst über Bodyshaming, Mode und Rassismus zu sprechen. Früher war Christl Clear, die mit bügerlichem Namen Christiana Krivan heißt, Lifestyle-Journalistin. Ihre Liebe zu Fashion lebt sie nun seit neun Jahren als Influencerin aus. Mit inzwischen 37.700 Followern auf Instagram gilt die Wienerin mit nigerianischen Wurzeln als erfolgreichste schwarze Bloggerin des Landes. Besonders beliebt sind ihre Videos, oft von ihrem ebenfalls hochsympathischen Ehemann flankiert, in denen sie sich nie ein Blatt vor den Mund nimmt.

"Besteht beim Sex darauf, befriedigt rauszugehen"

Nun hat die 38-Jährige ihr erstes Buch geschrieben. In "Let me be Christl Clear" erzählt sie mit viel Witz, wie sie Hürden in ihrem Leben meistert und warum eine gesunde Portion Egoismus dabei nicht schadet. „Macht das Nickerchen. Sagt die Party ab, fahrt (alleine) auf Urlaub, besteht beim Sex darauf, dass ihr auch befriedigt aus der Geschichte rausgeht, und sagt öfter mal Nein zu Dingen, auf die ihr keinen Bock habt", macht die Bloggerin Lust auf ihr Erstlingswerk.

Ihre ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht schildert Christl Clear humorvoll und offen. Genauso will sie auch allen die Scheu nehmen, die dem Teenageralter schon entwachsen sind: "Bitte sprecht Klartext mit euren Sexualpartner*innen. Wenn euch was wehtut, sagt es. Wenn ihr schon wieder nicht gekommen seid, sagt es. Wenn euch langweilig ist, sagt es, und wenn sich irgendwas besonders gut anfühlt, sagt es auch. Ein bisschen Kommunikation, wenn nötig, hat noch niemandem geschadet."

Dem Thema Schönheit und Selbstliebe widmet die Wienerin ebenfalls viel Platz in ihrem Buch. "Ich bin davon überzeugt, dass keine Augenmaske, kein Schaumbad, keine Eissorte und kein Sixpack dieser Welt uns nachhaltig zu glücklicheren und ausgeglicheneren Menschen machen kann". Body Neutrality spielt für die Influencerin eine große Rolle: "Mein Körper leistet Unfassbares. Tag ein Tag aus. Und dieser Fakt ist die Grundlage für mein Verhältnis zu meinem Körper. Wenn ich ihn schon nicht nonstop lieben kann, dann kann ich ihn zumindest nonstop akzeptieren."

"Schwarze Menschen erleben tagein tagaus Alltagsrassismus"

Ein Thema, mit dem sich die Influencerin auch in ihrem Buch auseinandersetzt, ist Alltagsrassismus. "Mich triggern schon die kleinen Dinge. Die riesigen Beauty-Konzerne, die so tun, als würden People of Color schlicht und einfach nicht existieren. Die Kellnerin, die mich fragt woher ich komme, nicht nachgibt, wenn ich Österreich sage", erzählt sie im Buch. Ebenfalls Teil ihres Alltags: "Ich bekomme Job-Anfragen, weil sie wieder einmal eine Quoten-Schwarze brauchen." Christl Clear will weder Mitleid, noch schockieren, betont sie. Schwarze Menschen würden "tagein tagaus Alltagsrassismus erleben", weiß sie.

"Ich kann nicht für alle Schwarzen schreiben, ich kann nicht für alle Frauen schreiben und ich kann schon gar nicht für alle nicht schlanken Frauen schreiben, also schreibe ich für mich und stellvertretend für meine Freundinnen und Freunde, die auch Schwarz sind und von denen ich weiß, dass sie eine ähnliche Meinung haben wie ich."