Coronavirus

Coronavirus ist vor Ausbruch besonders ansteckend

Keine Angst, ich bin kerngesund – diese Aussage ist in Covid-19-Zeiten nichts wert. Denn infektiös ist man schon, bevor Symptome auftauchen.

13.09.2021, 13:54
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Über zwei Millionen Betroffene weltweit und das in nur 3,5 Monaten: Das neuartige Coronavirus breitet sich rasant aus. Mitverantwortlich dafür ist die Tatsache, dass Infizierte auch dann ansteckend sind, wenn sie nie Krankheitszeichen zeigen. Doch nicht nur die gänzlich symptomlosen Betroffenen können zum Überträger von Sars-CoV-2 werden, wie Forscher aus China im Fachjournal "Nature Medicine" schreiben. Ihre Studie zeigt, dass auch Personen, die später sichtbar erkranken, bereits zwei bis drei Tage vor dem Auftreten der Symptome hochgradig infektiös sein können. Die stärkste Gefährdung ging am Tag vorher von ihnen aus. Die Erkenntnis, das 44 Prozent der 171 untersuchten Übertragungen vor den ersten Symptomen stattfanden, stellt laut den Wissenschaftlern die bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie infrage. Sie empfehlen, die Kontakte von Infizierten nicht mehr nur bis zum Zeitpunkt des offensichtlichen Ausbruchs der Krankheit zurückzuverfolgen, sondern auch darüber hinaus. Zudem betonen sie, wie wichtig ein generelles Social Distancing und Abstandhalten sei.

Reichen zwei Meter Abstand? Ob die zwei Meter ausreichen, die man zwischen sich und anderen Personen lassen soll, muss sich jedoch erst noch zeigen. Denn wie Sars-CoV-2 genau übertragen wird, "ist derzeit die Billionen-Dollar-Frage", so Michael Osterholm, Direktor des Center for Infectious Disease Research and Policy an der University of Minnesota Mitte April zur "New York Times". Während das Risiko einer Schmierinfektion noch diskutiert wird, gilt die Tröpfcheninfektion bereits als erwiesen. Voraussetzung dafür ist, dass sich die andere Person in direkter Nähe befindet. Ansonsten sinken die Tröpfchen aufgrund ihres Gewichts zu Boden. Doch möglicherweise haftet Sars-Cov-2 auch an den deutlich leichteren Aerosolen. Diese können aufgrund ihrer geringen Größe deutlich länger in der Luft überdauern. Deutliche Hinweise Bereits im März kamen Forscher im "New England Journal" zu dem Schluss, dass Sars-CoV-2 als Aerosol eine Halbwertzeit von 2,7 Stunden hat. Kritiker wie der deutsche Virologe Christian Drosten monierten jedoch, dass in der Studie ein künstliches Virusaerosol mit einer hohen infektiösen Viruskonzentration zum Einsatz gekommen sei, weshalb keine Schlüsse auf das genaue Übertragungsrisiko gezogen werden könnten. Auch wie weit sich das Virus auf diese Art verbreiten kann, zeigte die Studie nicht. Ausgeschlossen ist die Art der Infektion dennoch nicht. Darauf deuten unter anderem eine Studie aus Singapur, die Simulation finnischer Forscher und eine Stellungnahme des Robert-Koch-Instituts hin. Für mehr Klarheit soll nun eine Untersuchung des Instituts für Umweltmedizin (IEM) am Münchner Helmholtzzentrum sorgen, wie Spiegel.de berichtet. "Wir wollen herausfinden, in welcher Fraktion der Luft wir das Virus finden, und so verstehen, ob es sich eher an den größeren oder kleineren Partikeln anheftet", sagt die Institutsdirektorin Claudia Traidl-Hoffmann.

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    Sabine Hertel, Google Maps, zVg