Österreich

Der typische Christ: Kaum in Kirche, gegen Fremde

13.09.2021, 20:32
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Die Mehrheit bezeichnet sich als Christen, in die Kirche geht aber kaum einer.
Bild: iStock

Überraschende Ergebnisse liefert die Studie "Christ sein in Westeuropa" des Pew Research Center. Die meisten Befragten gehen kaum mehr in die Kirche.

Rund 25.000 Personen in 15 Ländern Westeuropas, darunter auch Österreich, wurden dazu befragt, wie sie ihren Glauben leben und welche Werte dahinterstecken. Mit den Antworten kann das Forschungsinstitut ein detailliertes Bild des durchschnittlichen Christen in Westeuropa zeichnen. Die größte Gruppe mache demnach jene aus, die sich zwar als Christen bezeichnet, die Religion aber nicht praktiziert und kaum in die Kirche geht. Von Konfessionslosen unterscheiden sie sich demnach nur in manchen Ansichten. Keine Nächstenliebe bei Christen? Nur in Italien ist die Gruppe der praktizierenden Christen größer als die der nichtpraktizierenden. Bei der Untersuchung wurden auch interessante Werteunterschiede bei Christen und Konfessionslosen gefunden. Bei jenen Personen, die sich selbst als Christen bezeichnen, sei eine Neigung zu "negativen Gefühlen gegenüber Einwanderern und religiösen Minderheiten" festzustellen.

Konfessionslose stünden dagegen Einwanderern, aber auch anderen Gruppen wie Muslimen oder Juden nicht dermaßen negativ wie Christen gegenüber. Bei den Christen würden solche Äußerungen bei rund jedem Zweiten zu entdecken sein, bei den Konfessionlosen äußerten sich nur weniger als jeder Dritte negativ. In punkte Muslime fiel auch eine Unterscheidung zwischen Katholiken und Protestanten auf. Erstere neigten viel extremer zu Aussagen, dass sie keine Muslime akzeptieren würden oder dass muslimischen Frauen Kopftücher, Nikabs und Co. verboten werden sollte.

Je weniger in Kirche, umso nationalistischer Kernsatz des typischen westeuropäischen Christen sei: "Aufgrund der hohen Anzahl an Moslems bei uns fühle ich mich wie ein Fremder im eigenen Land". Bezüglich nationalistischen Einstellungen zeigen sich Unterschiede bei praktizierenden und nicht praktizierenden Christen.

Je weniger Christen ihren Glauben ausüben und je seltener sie in die Kirche gehen, umso stärker sei der Glaube daran, dass die eigene Kultur anderen überlegen sei und dass nur national Abstammende die Identität eines Landes haben können. "Man muss österreichische Vorfahren haben, im wirklich österreichisch zu sein", wäre demnach eine umgelegte Hauptaussage vor allem nicht praktizierender Christen. Der Homo-Ehe gegenüber offen Offener als praktizierende zeigen sich nicht praktizierenden Christen (ebenso wie Konfessionslose) bei der gleichgeschlechtlichen Ehe und bei der legalen Abtreibung, viele verschlossen sich diesen Themen nicht. Einig sind sich Christen, egal ob sie in die Kirche gehen oder nicht, bei der Kindererziehung. Die Mehrheit will die eigenen Kinder als Christen erziehen. (red)