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Diese Todesanzeige sorgt für Diskussionen und Ärger

M. S.* ist 91-jährig im Schweizer Altersheim Holzenstein verstorben. Die Hinterbliebenen äußerten in der Todesanzeige Kritik an der Heimleitung.

13.12.2020, 12:17
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Auf Social Media kursiert eine Todesanzeige aus Romanshorn in der Schweiz. Sie ist M. S* gewidmet, die im Alter von 91 Jahren im Altersheim Holzenstein in Romanshorn verstorben ist. In der Todesanzeige heißt es, sie sei "nicht an Corona, sondern an den Folgen der sehr streng ausgelegten Corona-Maßnahmen" verstorben.

Besuche der Angehörigen waren aufgrund der Corona-Situation im Heim vorübergehend nicht möglich. Dazu steht in der Todesanzeige: "Trotz vieler Anfragen unsererseits konnte es das Leitungsteam nicht einrichten, dass wir die überaus enge Verbindung, die wir ein Leben lang pflegten, aufrechterhalten konnten."

Ein Abschied ist dennoch möglich gewesen. Die Angehörigen berichten, sie hätten in den letzten zwei Stunden die Hand ihrer Verwandten und Bekannten halten können. "Viel zu wenig Zeit nach all diesen vielen schönen und intensiven Jahren, aber trotzdem dankbar für diesen letzten Händedruck", steht in der Todesanzeige.

"Traueranzeige ist unterste Schublade"

Erschienen ist die Todesanzeige am 9. Dezember in der "Thurgauer Zeitung". Seither kursiert sie auch auf Social Media. Jemand meinte, es sei traurig, wohin das alles geführt habe. Die Rede ist auch davon, dass man den Angehörigen die Chance nehme, sich verabschieden zu können. Laut der "Thurgauer Zeitung" fallen auch Wörter wie "unmenschlich", "eine Schande" und "leider kein Einzelfall".

Andreas Steinke, der Heimleiter, sagt gegenüber der Zeitung: "Diese Traueranzeige ist unterste Schublade. Die Anschuldigungen in der Todesanzeige entbehren jeder Grundlage." Das Pflegepersonal werde auf diese Weise als herzlos und schlecht hingestellt, dabei leiste es seit Wochen großartige Arbeit.

Er meint zudem, wenn es Heimbewohnern schlechter gehe, sei es möglich, diese zu besuchen – wie es auch im Fall von M. S. der Fall gewesen sei. Steinke meint weiter: "Uns ist bewusst, wie wichtig es ist, Abschied nehmen zu können."

Da sich die Corona-Situation im Altersheim Holzenstein entspannt hat, gelten ab Montag neue Regeln. Dann sind Besuche eingeschränkt wieder möglich, jedoch nur mit einer Voranmeldung.

* Name der Redaktion bekannt

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