Niederösterreich

Trafikantin angezündet: Einweisung und lebenslange Haft

Ein 47-Jähriger hat im März eine Trafikantin (35) in Wien-Alsergrund angezündet, die Frau starb. Jetzt setzte es für den Angeklagten die Höchststrafe.

01.10.2021, 16:15
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Der 47-Jährige vor Gericht
Denise Auer

In einem dreiminütigen Video wurde heute am Wiener Landl nochmals der grausame Kampf von Nadine W. (35) gegen ihren Angreifer gezeigt. Man sieht auch wie die 35-Jährige sich verzweifelt wehrt, bis eine gewaltige Stichflamme den ganzen Bildschirm überdeckt. Die Betroffenheit in Saal war greifbar spürbar - der Angeklagte schaute nicht hin.

Eifersucht

Rückblick: Der Austro-Ägypter hatte seine Frau samt Kind vor rund fünf Jahren verlassen. Grund: Er hatte in einem Lokal in Neulengbach (NÖ) die damals 30-jährige Schwester des Besitzers kennen und lieben gelernt (Anm.: das spätere Opfer). Die Scheidung folgte, dennoch soll der Kontakt zur Ex gut gewesen sein. Laut "Heute"-Infos machte der 47-Jährige eine Ausbildung zum Koch (er hatte in Ägypten Matura gemacht und Sozialarbeit studiert), bekam in Österreich einen Job im Wiener AKH als Hilfskoch, war dann Koch im AKH und wurde schließlich nach einem langen Krankenstand gekündigt.

Der 47-Jährige soll immer wieder eifersüchtig gewesen sein. So soll die 35-Jährige mal in Abwesenheit des 47-Jährigen ein Foto mit einem fremden Mann gepostet haben. Und: Der alleinstehende Steuerberater in Sankt Pölten wurde immer wieder zum Streitfaktor.

    Großer Einsatz auf der Nussdorferstraße (Alsergrund)
    Leserreporter

    Bereits vor rund 18 Monaten soll der Austro-Ägypter ein Abhörgerät in der Trafik installiert haben. Zudem lauerte er ihr auf einer Tankstelle in NÖ auf, um ihr das Handy zu entreißen, um das Gerät zu kontrollieren. Am Vorabend der grausamen Tat, das Paar hatte sich mehrere Tage nicht gesehen, hatte der 47-Jährige in Wien noch einen Autounfall (Anm.: er fuhr angeblich planlos herum und wollte spazieren gehen), schoss mit seinem Mazda 3 eine Lenkerin ab. Den Sachschaden soll er mit der Unfallgegnerin geklärt haben.

    Frau starb im AKH

    Mit dem stark ramponierten Auto fuhr er am nächsten Tag zum Bruder des Opfers nach Neulengbach, gemeinsam fuhr das Duo zu einer Werkstatt in Böheimkirchen. "Er wollte wissen was der Schaden kostet. Die vordere Front war rechtsseitig völlig hin. Er wollte das Material aufstellen, ich sollte nur montieren. 300 Euro schlug ich vor", so der Werkstatt-Besitzer. "Er war völlig unscheinbar, erzählte mir auch vom Verkehrsunfall", so der Inhaber weiter über seinen Eindruck.

    Nur kurz darauf fuhr der 47-Jährige zurück nach Wien und suchte seine Freundin bzw. On-Off-Freundin in der Trafik auf. Dort soll er sie gewürgt, geschlagen und mit Benzin überschüttet haben – mehr dazu hier. Erst couragierte Helfer eilten der Frau zu Hilfe, Nadine W. starb nach vier Wochen im Wiener AKH.

    "Selber schuld"

    Der von Anwalt Michael Schnarch vertretene Angeklagte hatte bereits gestern gemeint, er habe sie nur erschrecken und ihr einen Denkzettel verpassen wollen. Überhaupt sei sie selber schuld gewesen, sie hätte die Beziehung mit Füßen getreten - mehr dazu hier und hier. Der Angeklagte sprach nur von "ein paar Tropfen" Benzin.

    Laut Gerichtspsychiater war indes eine "Auslöschung". Für die Geschworenen war es Mord. Strafhöhe: lebenslange Haft und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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