Wirtschaft

Erfolg in Krisenzeiten? Der Online-Bereich macht es vor

Auch in den Zeiten von Pandemie funktioniert der Handel ganz sicher online. Doch ist die Online-Option für jedes Unternehmen geeignet?

01.03.2021, 14:53
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Die Unternehmen, die bereits vor dem Krisenjahr 2020 auf den Online-Handel gesetzt haben, können nun die Früchte ihres Engagements ernten. Der rein stationäre Handel ist hingegen voll und ganz abhängig von den Vorgaben der Politik.
Abbildung: pixabay.com © justynafaliszek (CC0 Public Domain)

Es ist eine gute Nachricht aus dem Wirtschaftssektor, die die Wirtschaftskammer Österreich mit Blick auf das Corona-Jahr 2020 verkündet. Demnach sei selbst im Krisenjahr keine "signifikante Anomalie" mit Blick auf die Unternehmensgründungen in Österreich zu erkennen. Der Anstieg der Neugründungen fiel im Jahr 2020 zwar etwas geringer als in den Vorjahren aus, dennoch scheinen sich Unternehmensgründer durch die Krise nicht von ihren Plänen abbringen zu lassen.

Das Fazit der Experten: Der Gründungsspirit sei ungebrochen. Vor allem Unternehmen mit innovativen Ideen preschen buchstäblich vor. Ebenso übrigens wie der Frauen-Anteil bei den Neu-Gründerinnen, der mit 54 Prozent Rekord-Niveau erreicht hat (vgl. wko.at). Ob es sich dabei um regionale Neugründungen mit Ladengeschäften geht, geht aus der Statistik nicht hervor. Wie Handel in Zeiten von Corona ganz sicher funktioniert, ist online – wie auch das folgende Best-Practice-Beispiel zeigt.

Make-up, Kosmetik und Pflegeprodukte aus aller Welt – und für jedermann

Der Ansatz des Teams, das sich hinter MAKEUP verbirgt, der online unter makeupstore.at Parfüm, Make-up sowie weitere Beauty- und Pflegeprodukte anbietet, ist ein wahres Best-Practice-Beispiel aus vielen Gründerratgebern. Dort lässt sich nämlich meist dieser Tipp nachlesen: "Suchen Sie nach dem Problem Ihrer Zielgruppe und bieten Sie eine Lösung an."

Genau das hat das MAKEUP-Team schon vor geraumer Zeit gemacht und erklärt so auch das "Schönheit-ohne-Grenzen"-Motto. Zu den Neugründern im Land gehört MAKEUP nicht, aber der Shop und die Idee dahinter könnte durchaus Schule machen.

Löse das Problem deiner Zielgruppe – das ist der Tipp in vielen Gründerratgebern. Das Team von MAKEUP hat genau das getan und stellt online alle Kosmetik- und Pflegeprodukte zusammen, für die im stationären Handel viele Wege nötig wären.
Abbildung: pixabay.com © sjajolika (CC0 Public Domain)

Das Problem der Branche sei nämlich Folgendes: Wer einmal Fan eines Beauty- oder Pflegeprodukts geworden ist, weil es genau zum Haut- oder Haartyp passt, bleibt Produkt und Marke meist treu. Das kann aber auch bedeuten, dass für das geliebte Haarpflegeprodukt ein Gang zum Friseur nötig ist, dass der Lieblingsduft nur im Urlaub im Ausland erhältlich ist und, dass die Hautpflege nur über den Dermatologen geordert werden kann. Diese Umstände – nämlich zig Stellen anpeilen zu müssen, um bewährte Produkte zu erhalten – möchte das MAKEUP-Team also aus der Welt schaffen und schafft dies mit einem (von Corona unabhängigen) Online-Shop.

2.000 Kosmetikmarken seien dort gelistet, verrät das Team. Das bedeutet für die Kunden, dass 82.000 Artikel einfach und per Mausklick zu bestellen sind. In Summe ist auch die Anzahl der Fans bereits beträchtlich angestiegen, denn die Anzahl der MAKEUP-Kunden liegt im dreistelligen (!) Millionenbereich; geordert werden jährlich 45 Millionen Produkte. Verkauft wird aktuell in 14 Ländern der EU – darunter auch in Österreich, aber auch in den Nachbarländern Deutschland, Italien und Ungarn. Die Erfolgsstrategie ist online und simpel, gepaart mit einem großen Maß an Service. Das bedeutet für die MAKEUP-Kunden: Es sind nur ein paar simple Mausklicks nötig, um Originalprodukte zu attraktiven Preisen zu bestellen und schnell nach Hause geliefert zu bekommen.

Zum Beauty-Universum gehören laut Angaben der Betreiber sowohl namhafte Marken sowie Newcomer im Bereich Beauty und Pflege. Innovationen und Nischenprodukte sowie Produktpremieren und internationale Releases gibt es online. Aber krankt es nicht an der Beratung, die gerade im Bereich Beauty und Pflege so wichtig ist? Nein, denn auch dafür hat das Team eine Online-Lösung gefunden: Im Blogbereich gibt es saisonale Hinweise, die sich beispielsweise um die Pflege der Haut im Winter drehen oder Spezialthemen behandeln, wie die Geheimnisse rund um den perfekt gepflegten Männerbart.

Ist das Prinzip "online" für alle adaptierbar?

Bereits im Jahr 2020 sind die Rufe der Einzelhändler nach einer Click-und-Collect-Lösung laut geworden. Dahinter verbirgt sich die Idee, bei den regionalen Einzelhändlern online zu bestellen und die bestellte Ware im Ladengeschäft möglichst kontaktlos abzuholen. Pünktlich zum Lockdown im Dezember wurde dieses Bestellprinzip zwar erlaubt – doch die Ernüchterung folgte zugleich. Der Handelsverband erklärt unter oestereich.orf.at, dass das Prinzip nicht einmal zehn Prozent der Umsatzverluste ausmerzen könne. Das Problem sei, dass nicht für jedes Geschäft und für alle Produkte das Click-und-Collect-Modell funktionieren kann, heißt es.

Click-und-Collect hat nicht bei allen Händler den gewünschten Erfolg reingebracht. Baumärkte und Möbelhändler konnten profitieren, in kleineren Läden ohne Digitalstrategie blieben die Geschäfte zu – stationär und online.
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Die Kosten und der Aufwand, um die Produkte aus dem stationären Handel online anzubieten, seien enorm. Nur wer bereits im Vorfeld eine digitale Handelsstrategie angelegt hat, könne nun profitieren. Dazu zählen vor allem Baustoffhändler sowie Betriebe, die Möbel online anbieten. Dementsprechend gering sei auch die Zahl derer, die Click-and-Collect versuchen wollten, um die Einnahmen zu kompensieren, die ihnen durch den erneuten Lockdown entgangen sind.

Wie steht es um die neuesten Entwicklungen nach der Öffnung Anfang Februar?

Glaubt man den Vertretern der Wirtschaftskammer im Burgenland, sei die Situation zwar eine Herausforderung, allerdings hätten die Gewerbetreibenden diese bestens gemeistert. Trotz Handel seien die Infektionszahlen nicht außergewöhnlich stark angestiegen. Das soll auch die bereits häufiger formulierte Annahme unterstreichen, dass der Handel kein Infektionsherd ist. Demzufolge dürfe es laut Peter Nemeth, dem WKO-Präsidenten im Burgenland, auch keine weiteren Zwangsschließungen mehr geben.

Wer weiterverkaufen durfte – sei es online oder im stationären Handel – gehört zu jenen, die von der Krise sogar profitieren. So boomt nicht nur der Online-Handel. Auch REWE habe erstmals einen Umsatz-Rekord hingelegt und die magische Marke von 75 Milliarden Euro geknackt.