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Ex-KZ-Wachmann schuldig gesprochen, aber keine Haft

Bruno R. war während des Zweiten Weltkriegs im Konzentrationslager Stutthof im Einsatz. Jetzt wurde er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

23.07.2020, 17:55
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Ein ehemaliger KZ-Wachmann wurde in Hamburg zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
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Ein ehemaliger SS-Wachmann im Konzentrationslager Stutthof ist in Hamburg zu zwei Jahren Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Die Jugendstrafkammer sprach den 93-jährigen Angeklagten am Donnerstag der Beihilfe zum Mord in 5.232 Fällen und wegen Beihilfe zu einem versuchten Mord schuldig.

Mann war damals 17 Jahre alt

Der Angeklagte hatte als SS-Mann von August 1944 bis April 1945 in dem Lager nahe Danzig (Gdansk) im heutigen Polen Dienst geleistet. Er war Posten auf einem Wachturm. Er sei ein "Rädchen der Mordmaschinerie" der Nationalsozialisten gewesen, befand die Anklage. Die Verteidigung hatte Freispruch gefordert. Der Prozess wurde nach Jugendstrafrecht geführt, weil der Mann zu Beginn der Tatzeit 1944 erst 17 Jahre alt war.

Eine Beteiligung an einem konkreten Verbrechen wurde dem Angeklagten nicht vorgeworfen. Er selbst hatte mehrfach erklärt, dass er als nicht frontdienstfähiger Wehrmachtssoldat nach Stutthof abkommandiert worden sei und dort ohne seine Zustimmung in die SS übernommen wurde. Er habe kein einziges Mal von seiner Waffe Gebrauch gemacht.

Einer der letzten Prozesse

Bei der Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit hatte die deutsche Justiz über Jahrzehnte nur diejenigen verfolgt, die zur Leitung der Konzentrationslager gehört oder selbst gemordet hatten oder durch besondere Grausamkeit aufgefallen waren, sogenannte Exzesstäter.

Ein Wendepunkt war der Prozess gegen den früheren Wachmann John Demjanjuk, der 2011 wegen seiner Tätigkeit im Vernichtungslager Sobibor im besetzten Polen verurteilt wurde. Heutzutage wird auch die allgemeine Dienstausübung in einem Lager, in dem erkennbar systematische Massenmorde stattfanden, juristisch geahndet.

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