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Flucht aus Bangkok: Wo ist Ministerpräsidentin?

14.09.2021, 15:20
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Nach der gewaltsamen Zuspitzung der politischen Krise in Thailand hat Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra Bangkok verlassen. Sie hält sich 150 Kilometer außerhalb der Hauptstadt auf. Armeechef Prayuth Chan-ocha erklärte zugleich, dass sich das Militär aus dem Konflikt zwischen Regierungsgegnern und -anhängern heraushält.

in Thailand hat Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra Bangkok verlassen. Sie hält sich 150 Kilometer außerhalb der Hauptstadt auf. Armeechef Prayuth Chan-ocha erklärte zugleich, dass sich das Militär aus dem Konflikt zwischen Regierungsgegnern und -anhängern heraushält. Trotz zahlloser Rücktrittsaufforderungen gab sich Shinawatra aus der Ferne unbeugsam: "Ich aber sage: Ist ein Rücktritt die Antwort? Was, wenn dadurch ein Machtvakuum entsteht?". Vielmehr müssten alle Seiten sich einander zuwenden und miteinander reden. Militär hält still Der oberste Militär rief in seiner Fernsehansprache beide Seiten zum Dialog auf. Das Militär hat in der Vergangenheit . 2006 etwa stürzte es Yinglucks Bruder, den damaligen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra. 2010 schlug es aber auch eine Protestbewegung nieder. Diesmal hat sich die Armee bisher auf keine Seite geschlagen. Wo ist Shinawatra? Wie lange sich die Regierungschefin schon nicht mehr in Bangkok befindet und wo genau sie sich aufhält, ist unbekannt. Am Dienstag ist eine Kabinettssitzung angesetzt. Sie wird sehr wahrscheinlich außerhalb der Hauptstadt abgehalten. Für Donnerstag ist sie in der Hauptstadt zu einer Anhörung vor einer Kommission zur Korruptionsbekämpfung vorgeladen. Es geht um Reissubventionen. Yingluck soll über Korruption in dieser Sache informiert gewesen sein, aber nichts unternommen haben. Laufend Ausschreitungen Zuletzt war Yingluck vergangenen Dienstag in der Öffentlichkeit in der Hauptstadt gesehen worden. Seitdem war es vermehrt zu gewaltsamen Zwischenfällen gekommen, so etwa am Wochenende, als bei einem Bombenanschlag auf Regierungsgegner in einem Bangkoker Einkaufsviertel mehrere Menschen getötet wurden. Bei den Anschlägen sind auch drei Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren umgekommen. Opposition will Rücktritt der Regierung Yingluck hatte die Vorfälle über Facebook als terroristische Taten verurteilt, mit denen politische Vorteile ohne Rücksicht auf Menschenleben erzielt werden sollten. Wer hinter den Anschlägen steckte, war nicht klar. Nur wenige Stunden zuvor hatte die regierungstreue Vereinigte Front für Demokratie gegen Diktatur (UDD) Stimmung gegen die Demonstranten gemacht, die seit Monaten Yinglucks Rücktritt fordern. Thailand tief gespalten Am Montag zogen die Regierungsgegner zum Außen- und Finanzministerium. Außerdem versammelten sie sich vor einem Fernsehsender, der von Thaksins Sohn geleitet wird. In der tief gespaltenen Nation scheiden sich die Geister vor allem an Thaksin Shinawatra, der vor einer Haftstrafe ins Exil geflohen ist und den Kritiker für den wahren Drahtzieher in der Regierung halten. Viele Landbewohner sind Anhänger des Ex-Ministerpräsidenten und halten der Familie zugute, dass sie sich um die ärmeren Schichten kümmert. Dagegen werfen Bangkoks Mittelschicht, die traditionelle königsnahe Elite des Landes und Oppositionelle im Süden den Geschwistern Korruption, Verschwendung von Steuergeldern, Populismus und Klientelpolitik vor.