Österreich

In Sachen Schule leuchtet's pink

Glattauer gibt Noten. Heute: 10 Milliarden? Gebt sie den Kindergärten! In Sachen Schule leuchtet's pink. Und: Lehrerin, die helfen wollte, darf doch.

03.04.2022, 20:52
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Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

Weil ich jetzt oft von mehr Milliarden fürs Militär lese: Als ehemaliger Milizoffizier (im Rang eines Oberleutnants) und „von da her“ (© Michael L.) mit dem Bundesheer-Betrieb nicht ganz unvertraut, lehne ich mich hiermit aus dem Fenster und sage: Lasst es bleiben!

Gebt die 4 oder 10 oder 16 Milliarden lieber den Kindergärten, dort sind sie besser aufgehoben. Aktuell investiert Österreich jährlich 2,9 Milliarden in die elementare Bildung, das sind 0,7 Prozent des BIP. Zum Vergleich: In Nordeuropa ist es drei Mal so viel…

Wieder sind Elementarpädagoginnen auf die Straße gegangen, um auf Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen, für die Zumutung noch eine Untertreibung ist. Hauptübel ist akute Personalnot infolge gravierender Systemfehler, zuvorderst dem, dass in Österreich Kindergärten (und Elementarpädagoginnen) noch immer nicht wie Schulen (und Lehrerinnen) behandelt werden. Heeresreform? Soll sein. Kindergartenreform? Muss sein!

Note: Nicht genügend

Glattauer gibt NotenNiki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.Alle seine Artikel findest Du hier.

In Sachen Schule leuchtet's derzeit pink

Dem Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr muss hier einmal ein Zwischen-"Einser" gegeben werden. So wie überhaupt den Neos. Was Schule angeht, haben die Pinken seit Monaten die besseren Ideen, und sie machen dort, wo man sie lässt (z.B. in Wien), auch Nägel mit Köpfen: 15 Millionen für Kindergärten; Sekretariate für die Pflichtschulen; Aufstockung der Schulpsychologie; Ende der Dauerbetestung und Maskenpflicht in Schulen (diese zwei als erklärtes Ziel).

Im "Kurier" relativierte Wiederkehr jetzt auch die Schönfärberei der Wiener Schulbehörde in Sachen Ukraine-Schüler. Nachdem Wiens Bildungsdirektor zuletzt von "100 registrierten Ukrainisch-Lehrerinnen, die wir einstellen werden" gesprochen hatte, präzisierte Wiederkehr auf die Frage, wie viele Vertriebene bisher "als Lehrkräfte rekrutiert" wurden: "Stand Mittwoch sind es 16 (…). Fünf sind Pensionisten, 10 können muttersprachlich unterrichten." Danke für die ehrlichen Worte.

Note: Sehr gut

Lehrerin, die helfen wollte, darf jetzt doch...

Aktuell sitzen knapp 1.500 ukrainischen Schüler trotz eines gesamtösterreichischen Verteilungsschlüssels fast ausnahmslos in Klassen in Wien (und NÖ). Umso schlechter, dass die Wiener Bildungsdirektion für Hilfsangebote der eigenen Lehrerschaft bis heute keinen Modus Operandi entwickelt hat.

Vier Wochen lang blieb das Hilfsangebot (gemacht per Mail und Telefon) einer in Wien tätigen Lehrerin mit Deutsch- und Ukrainisch-Lehramt unbeantwortet. Erst nach Kritik in dieser Kolumne, einer schriftlichen Anfrage der ÖVP-Wien und nachdem Bildungsdirektor Heinrich Himmer der Lehrerin per "Heute" ausrichten ließ, sie könne sich "gern direkt bei mir melden" (was sie auch tat), gab es letzte Woche erste konstruktive Telefonkontakte.

Ob sich helfen wollende Lehrerinnen künftig wirklich an den Bildungsdirektor persönlich wenden müssen?

Note: Ende gut, alles gut?
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    Sabine Hertel, Google Maps, zVg