Politik

Ist Bildungskompass für 3-Jährige eine "Augenauswisc...

14.09.2021, 13:21
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ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin hat einen "Bildungskompass" vorgestellt. Ab 3,5 Jahren soll der Entwicklungsstand eines jeden Kindes bundesweit dokumentiert werden. Während die Oberösterreicher einen Alleingang ankündigen, kritisiert eine Expertin das Konzept als "Augenauswischerei".

hat einen "Bildungskompass" vorgestellt. Ab 3,5 Jahren soll der Entwicklungsstand eines jeden Kindes bundesweit dokumentiert werden. Während die Oberösterreicher einen Alleingang ankündigen, kritisiert eine Expertin das Konzept als "Augenauswischerei". Anhand von fünf Kategorien sollen Pädagogen in Zukunft die Kinder im Vorschulalter beurteilen: Interessiert sein Engagiert sein Standhalten bei Herausforderungen und Schwierigkeiten Sich ausdrücken und mitteilen An der Lerngemeinschaft mitwirken und Verantwortung übernehmen In einem gemeinsamen jährlichen Gespräch mit den Eltern teilen die Elementarpädagogen anhand von Sätzen wie "Nils braucht viel Zeit und Motivation von außen" den Entwicklungsstand des Kindes mit. Noch ein Beispiel aus der Kategorie "Interessiert sein": "Johanna findet Geräte interessant und will wissen, wie diese funktionieren und was man damit machen kann." "Augenauswischerei" Im "Standard" lässt eine Expertin der Plattform "Educare" kein gutes Haar an der Sache. Heidemarie Lex-Nalis ist sich sicher, dass Pädagogen für die sinnvolle Verwendung eine einjährige Einschulungsphase und wissenschaftliche Begleitung bräuchten. Das ist im Karmasin-Vorschlag nicht vorgesehen. Außerdem sei es "völlig unmöglich", den Entwicklungsstand von 25 Kindern zu dokumentieren. Standardsätze und allgemeine Floskeln wären dann Inhalt des neuen Bildungskompasses, was für Lex-Nalis einer "Augenauswischerei" gleichkommt. Zusätzliches Fachpersonal wäre sinnvoller. Alleingang Oberösterreich Die Kritik an dem Modell kommt nicht nur von Experten, auch in Oberösterreich ist man wenig begeistert. Landesrat Thomas Stelzer (ÖVP) hat angekündigt, einen eigenen Pilotversuch zu starten, mit einem zweiseitigen Formular, in dem Kompetenzen festgehalten werden. Wer bezahlt's? Eigentlich hätte der Bildungskompass bis zum Alter von 18 Jahren reichen sollen. Nun kommt er vorerst nur für die Kleinsten, ab 2018 soll er flächendeckend eingeführt sein. Die Finanzierung ist allerdings nur einer der noch offenen Punkte.