Österreich

So hart sind Strafen für gefälschte Corona-Impfpässe

Eine Flut von gefälschten Impfpässen bricht derzeit über Österreich herein. Die Polizei verschärft darum die Gangart gegen die Impf-Schummler.

28.10.2021, 21:19
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"Wir drücken kein Auge zu!" Der stellvertretende Direktor des Bundeskriminalamts, Manuel Scherscher, sagt Impfpass-Fälschern den Kampf an. Seit der Einführung der 3G-Regel haben die Fälscher Hochsaison. Valide Zahlen zu den selbst hergestellten Corona-Ausweisen existieren laut Bundeskriminalamt aufgrund des recht jungen Phänomens noch nicht. Der Vize betont jedoch: "Es werden immer mehr, desto strenger die Regeln, desto interessanter wird es auch für Fälscher."

Die Dunkelziffer ist laut Scherscher hoch. "Es gibt laufend Sicherstellungen. Wir haben schon große Lieferungen abgefangen." Besonders oft haben die Spezialisten heuer bereits Fakes, die aus Risikogebieten sowie den Balkanländern stammen, aus dem Verkehr gezogen. 

Fakes für Laien nur schwer zu erkennen

Bei einem "Heute"-Lokalaugenschein in Spittelau geben Scherscher und Markus Angerer, Leiter der Abteilung für Geld- und Dokumentenfälschung konkrete Beispiele. Dabei stellt sich heraus: Manche der Fakes sehen täuschend echt aus. Nur eine minimal schiefe Linie, ein ungleicher Abstand zwischen zwei Ziffern oder gar eine kleine Änderung der Schriftgröße machen den Unterschied. Dem geschulten Auge der Kriminalisten fällt der Makel jedoch sofort auf. 

Fake-Ausweise sind bereits für wenige Euro im Internet zu haben. In den populärsten österreichischen Gruppen im Netz rund um die gefakten gelben Kärtchen tummeln sich bis zu 30.000 Interessenten, wie der "Kurier" erst vor kurzem berichtete. "Mit jeder Regel-Verschärfung erhöht sich auch die Aktivität in solchen Gruppen", ergänzt Angerer. Normalerweise nimmt Angerer Geldfälscher-Banden hoch. Aktuell hat der erfahrene Kriminalist jedoch auch die Impfpass-Szene im Visier.

Der Vize-Direktor des Bundeskriminalamts im "Heute"-Gespräch über gefälschte Impfpässe:

Den Durchblick dabei zu behalten ist schwierig. "Wir werden oft auch mit Müll an Infos zugeschüttet", sagt Angerer. "Es wird mittlerweile wahnsinnig viel vernadert." Die Klientel ist laut dem Chefinspektor äußerst divers. "Den klassischen Impfpass-Fälscher gibt es nicht. Es reicht vom Uniprofessor über einen Jugendlichen bis hin zum Angestellten", so Angerer. Natürlichen seien jedoch auch immer wieder Impf-Gegner dabei, heißt es von ihm. Erst im Oktober ging der Polizei ein mutmaßlicher Einbrecher in einem Friseursalon ins Netz, zusammen mit 11 gefälschten Pässen. 

"Das ist kein Kinderspiel" 

Auch Vorwände kennen Ermittler bereits einige. "Die beliebteste Ausrede ist wahrscheinlich: 'Ich wollte es mir nur einmal anschauen", sagt Angerer. 

Das Strafmaß für einen gefälschten Impfpass reicht dabei bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe wegen Dokumentenfälschung (siehe Video). "Wenn ich womöglich infiziert auf eine Party gehe, jemanden anstecke und der stirbt, dann sind wir nochmal bei ein paar Jahren mehr", erklärt Scherscher. "Das ist kein Kinderspiel."

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