Österreich

Kroatien-Rückkehrer schlafen auf Autobahn wegen Stau

Die seit Samstag geltende neue Einreise-Verordnung in Österreich sorgte für ein gewaltiges Stauchaos an der österreichischen Grenze.

23.08.2020, 11:42
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Reiserückkehrer schliefen sogar auf der Straße.
ORF

Die neue Bundesverordnung, die mit Samstag in Kraft getreten ist,  besagt, dass an der Grenze nicht nur alle österreichischen Reiserückkehrer aus Risikoländern kontrolliert werden müssen und alle anderen Lenker "durchgewunken" werden können, sondern dass alle Fahrzeuge, die über die Grenze kommen, angehalten, kontrolliert und die Insassen registriert werden müssen.

Nachdem am Samstag der enorme Anstieg der Kontrollen für Wartezeiten von bis zu drei Stunden führte, hat sich die Situation gegen Abend um einiges verschlimmert. An der österreichisch-slowenischen Grenze, beim Karawankentunnel, wurde bis zu zwölf Stunden gewartet.  Mehrere Tausend Urlauber konnten sich nicht vom Fleck rühren.

Das Rote Kreuz löste aus diesem Grund in der Nacht sogar Bezirksalarm aus und versorgte die an der Grenze feststeckenden Rückkehrer mit Getränken.

Schlafen auf der Straße

Auch die kroatischen Medien berichten über die Staus. Viele Leser, die sich mitten in dem Chaos befanden, berichteten darüber, dass die Wartezeiten die Urlauber dazu gebracht haben, sogar auf den Straßen zu schlafen. Die Stimmung sei sehr schlecht gewesen, da Nahrung und Wasser knapp geworden seien. Besonders hart habe es aber Urlauber mit Kindern getroffen.

Man sei über die Zustände empört, da sich auch nicht wirklich jemand Gedanken über die Reisenden mache. „Ich stehe hier nun schon seit 10 Stunden mit drei kleinen Kindern. Langsam geht uns das Essen aus, meine Kinder sind hungrig eingeschlafen. Niemanden interessiert es, keiner hat sich bis jetzt an uns gewendet“, so ein verärgerter Urlauber.

Die Situation sei beim Grenzübergang Jesenice-Karawanken von jetzt auf gleich eskaliert. Die Menschen müssten ihre Notdurft neben der Straße verrichten. Dass Wasser- und Nahrungsknappheit auch bei anderen herrsche, sei nicht überraschend. Kindergeschrei sei überall zu hören..

Nicht auszuhaltende Umstände

Der Urlauber erklärte gegenüber  "24 Sata", dass es ein weiteres Problem sei, dass er mit seiner Familie in Österreich nirgends halten dürfe, da er auf der Durchreise sei. Nachdem er aber jetzt schon zwölf Stunden unterwegs gewesen sei, nicht wisse, wann er die Grenze endlich überqueren werde und ihn dann noch weitere sieben Stunden Fahrt erwarten, sei das unaushaltbar.

Der Leser berichtet auch darüber, dass die Stimmung zu Beginn relativ entspannt gewesen sei, die Leute hätten Musik gespielt und das Beste aus der Situation gemacht. Doch je mehr Zeit verstrichen sei, desto mehr hätten sich die Gemüter erhitzt. Die Leute hätten aus Wut sogar angefangen zu hupen.

Verkehr seit Sonntagmorgen wieder "flüssig"

Erst am Sonntagmorgen hat sich die Situation etwas gebessert. Seit fünf Uhr darf der Transitverkehr nämlich durchfahren, abgesprochen wurde dies vom Ministerium und von der Bezirkshauptmannschaft. Jetzt werden nur noch österreichische Fahrzeuge kontrolliert. Dies führt nun zu einer großen Entlastung beim Grenzübergang und der Stau verringerte sich langsam, so dass sogar von “flüssigem Verkehr“ von Seiten der Polizei die Rede war.

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) erklärte, er habe wegen Gefahr im Verzug angeordnet, dass bei Transitreisenden nur noch stichprobenartige Kontrollen durchgeführt werden: "Das Menschenwohl steht da im Mittelpunkt."   Vor dem Karawankentunnel gab es am Vormittag noch sieben Kilometer Rückstau, die Wartezeiten lagen bei etwa drei Stunden. Am Loiblpass mussten die Reisenden aber noch vier bis fünf Stunden warten. Kaiser sagte gegenüber der APA, er habe mit dem Gesundheitsministerium telefoniert und darauf hingewiesen, dass die rigorose Umsetzung der Verordnung zu unzumutbaren Zuständen führe, allein die Hygiene-Situation sei untragbar. "Diese Verordnung war auch nicht abgesprochen. Wir werden morgen im Koordinationsgremium des Landes besprechen, wie wir weiter vorgehen.

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    Sabine Hertel, Google Maps, zVg