Klimaschutz

Trotz Klimakrise Öl- und Gaskonzerne auf Expansionskurs

95 Prozent der von Greenpeace analysierten Öl- und Gaskonzerne sind weiter auf Expansionskurs, das zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie.

04.11.2021, 15:58
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Ein Banner mit der Aufschrift "Boris ist ein Werkzeug der fossilen Narren" bei einer Raffinerie in Schottland. Aktivisten von Ocean Rebellion protestieren im Rahmen der COP26 Klimakonferenz für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern (Öl, Gas und Kohle).
BEN STANSALL / AFP / picturedesk.com

Im Rahmen der Weltklimakonferenz (COP26) in Glasgow zeigte Greenpeace mit einer gemeinsam mit der NGO "Urgewald" veröffentlichten Studie auf, dass weiterhin massiv auf fossile Energie gesetzt wird. Und das trotz Erderhitzung und Klimakrise.

Die beiden NGOs Greenpeace und Urgewald haben am Donnerstag eine umfassende Datenbank zu Öl- und Gasriesen veröffentlicht. In der "Global Oil & Gas Exit List"-Studie wurden die Pläne von insgesamt 887 Öl- und Gaskonzernen unter die Lupe genommen. Fazit: Über 95 Prozent der analysierten Unternehmen sind trotz Klimakrise weiter auf Expansionskurs.

Auch der österreichische Mineralölkonzern OMV befindet sich auf der Liste. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisiert, dass der Öl- und Gaskonzern im Ranking Platz 65 von 887 belegt, mit jährlichen Ausgaben von durchschnittlich rund 175 Millionen US-Dollar (circa 151 Millionen Euro) für die Suche in Länder rund um den Globus von Neuseeland über Jemen bis hin zu Österreich.

Greenpeace fordert von OMV "raus aus Öl- und Gasgeschäft"

Die Unternehmensstrategie unter dem neuen OMV-Chef Alfred Stern müsse dringend geändert werden, wenn Österreich die Klimaneutralität 2040 erreichen will. "Die fossilen Energieträger sind die Hauptursache der Klimakrise. Es gibt keinen Weg, das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad Celsius zu erreichen, ohne einer raschen Abkehr von Öl und Gas", betonte Jasmin Duregger, Klimasprecherin von Greenpeace und aktuell bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow vor Ort.

Greenpeace fordert die OMV auf, ihr Geschäft mit Öl und Gas zu beenden und "den Weg in eine grüne Zukunft anzutreten". "Die OMV muss endlich Verantwortung übernehmen, ihre Expansionspläne stoppen und eine echte Klimastrategie mit einem Ausstiegsdatum für Öl und Gas bis 2040 auf den Tisch legen", so die Greenpeace-Expertin.

    Dunst der Umweltverschmutzung. Damit die globale Klimakrise beherrschbar bleibt, muss die Erderhitzung deutlich unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden.
    PHILIPPE DESMAZES / AFP / picturedesk.com

    Pariser Klimaschutzziele unter Druck

    Schon jetzt gilt laut Nils Bartsch von der NGO Urgewald, dass selbst ein illusionärer Ausstieg aus der Kohleverstromung nichts an der Misere ändern würde, dass die Pariser Klimaziele ziemlich unter Druck stehen: "Auch wenn die Kohlenutzung über Nacht auslaufen sollte, die CO2-Emissionen aus den bereits erschlossenen Öl- und Gasreserven würden das Kohlenstoffbudget für das 1,5-Grad-Ziel bald erschöpfen." Daher forderte Bartsch den sofortigen Stopp der Suche nach neuen Lagerstätten. 

    Der Weg in eine grüne Zukunft müsse über Investitionen in erneuerbare Energien wie Wind, Geothermie oder Solar erfolgen. Und an die OMV gerichtet sagte Greenpeace-Expertin Duregger: "Auch die Investitionen in die Tochterfirma Borealis dürfen nicht als Feigenblatt für klimaschädliche Aktivitäten der OMV genutzt werden." Das Kerngeschäft der Borealis ist die Plastikproduktion, das Unternehmen gehört zu den größten Einwegplastik-Herstellern der Welt.