Wien

Desinfektionsmittel in Wiener Schulen zu flüssig

In einem offenen Brief begehrt die Personalvertretung der Wiener Pflichtschullehrer auf. Grund sind zahlreiche Beschwerden, die an sie herangetragen wurden. Gerichtet ist der Brief an Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorsky, aber auch Bürgermeister Michael Ludwig soll ihn erhalten haben.

11.05.2020, 17:48
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In einem am Montag veröffentlichten offenen Brief übt die "Personalvertretung der Wiener LandeslehrerInnen" in Person des Vorsitzenden Thomas Krebs heftige Kritik an der Stadt Wien. In dem Schreiben wird der Wiener Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorsky (SPÖ) dazu aufgefordert, für ein professionelles Umfeld für den Schulstart am kommenden Montag, 18. Mai 2020, zu sorgen. 

Konkret wirft Krebs dem Stadtrat und der ihm unterstellten und für den Schulbetrieb verantwortlichen MA 56 vor, die Schulleitungen und die Landeslehrer "unzureichend" auf den Re-Start vorzubereiten. "Die praxisferne, unabgesprochene Vorgehensweise der Stadt Wien und der MA 56 löst vielerorts Unverständnis aus und stellt unsere Standorte vor weitere Probleme", heißt es in dem Schreiben. 

Er, Krebs, versuche der Stadt seit Mitte März klarzumachen, dass es notwedig sei, dass es an den Schulen ausreichend Schutzmittel gebe. In den ersten Wochen sei ihm mitgeteilt worden, dass es reiche, sich die Hände mit kaltem Wasser und Seife zu waschen. Sein Hinweis, wonach es in vielen Schulneubauten keinen Wasseranschluss mehr in jeder Klasse gebe, sei zunächst ignoriert worden.

Undichte Desinfektionsspender

Doch wer denkt, dass die Stadt aus Sicht der Lehrer ihre Hausaufgaben gemacht hat, der irrt. In dem Brief führt Krebs aus, dass die von der Stadt zur Verfügung gestellten Mittel "bei Weitem nicht ausreichen und in der Beschaffenheit bzw. Qualität nicht für den schulischen Betrieb geeignet sind." So wurden offenbar Masken geliefert, die erst zusammengesetzt werden müssten.

"Land Wien vernachlässigt Fürsorgepflicht massiv" - Thomas Krebs

Für noch mehr Kopfschütteln sorgt der nächste Vorwurf. Das von der Stadt Wien zur Verfügung gestellte Händedesinfektionsmittel ist offenbar zu flüssig für die Spender. Dieses würde aus den Spendern "systematisch heraustropfen". Ein weiterer Kritikpunkt: Die Personalvertretung war offenbar in "keine einzige Maßnahme die Schutzmittel betreffend" eingebunden. 

Lehrer sollen Klassen desinfizieren

In einer Dienstanweisung an die Lehrer heißt es offenbar zudem, dass erwartet wird, dass die Lehrer sich neben ihrer Unterrichtstätigkeit auch um die Desinfektion der Klassen zu kümmern hätten. Durch diese Anweisung entstehe der Eindruck, dass diese Arbeiten auf die Lehrerschaft und Schulleitungen "abgewälzt" werden sollen. Krebs fordert Gewissheit "wer für diese Arbeiten zuständig ist". Aus seiner Sicht sollte es "mit den Hygienevorschriften vertrautes Personal" sein. Insgesamt würde durch die "unprofessionelle Vorgehensweise" die Gesundheit "aller in der Schule anwesenden Personen aufs Spiel gesetzt".

Als Schlussappell richtet Krebs Czernohorszky aus, diese "Missstände" bis zum Schulstart am kommenden Montag abzustellen. "Die Stadt Wien ist aufgefordert, die Herausforderungen im Sinne und zum Schutze der Kinder, der PädagogInnen und auch der Eltern endlich ernst zu nehmen", heißt es abschließend. 

Stadt Wien äußert sich

Seitens der Stadt Wien heißt es als Reaktion auf die Vorwürfe Krebs', dass "das Hochfahren der Schulen selbstverständich eine große Herausforderung für Schulen in ganz Österreich" ist. Noch dieses Woche wird die Stadt Wien 4.000 Liter Handdesinfektionsmittel an die Schulen ausliefern. Auch 17.000 Einwegmasken sollen noch den Weg in die Schulen finden. “Sobald weitere Materialien bei uns eintreffen, werden diese umgehend an die Schulen ausgeliefert”, so die Wiener Schulabteilung.

Auch wenn die Infos von Bundesseite für den Schulbereich sehr kurzfristig gekommen seien, habe die Stadt für Kindergärten und Schulen sehr rasch rund 100.000 Masken sowie 30.000 Kindermasken, Desinfektionsmittel etc. bestellt. Hier werde mit Hochdruck gearbeitet. In Richtung Krebs äußerte sich Czernohorszky dahingehend, dass er Verbesserungsvorschläge "sehr ernst" nehme, es aber "befremdlich finde", wenn versucht werde Mitarbeiter im Schulbereich gegeneinander auszuspielen.

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    Sabine Hertel, Google Maps, zVg