Niederösterreich

Zu hohe Kosten! Punschkrapfen bald um 9 Euro?

Wegen den Teuerungen und den hohen Energiekosten müssen Konditoren die Preise von Mehlspeisen anheben. Doch wie viel ist der Kunde bereit zu zahlen?

20.10.2022, 17:10
Punschkrapfen und andere Mehlspeisen müssen laut Konditoren teurer werden.
Getty Images/iStockphoto

Am Wochenende zum Frühstück eine gute Mehlspeise vom Konditor im Ort holen oder rasch in der Früh eine Nussschnecke für das Schulkind kaufen - wird diese Tradition bald nicht mehr leistbar sein?  Grund: Die massiven Teuerungen bringen Bäcker und Konditoren in Bedrängnis, sie müssen die Preise anheben. "Heute" fragte nach, wie die Lage wirklich aussieht.

Stromkosten treiben Preise in die Höhe

Klara Ries aus Loosdorf (Melk) führt mit ihrem Mann eine kleine Bäckerei mit Konditorei und einem Café. Die passionierte Konditorin schnauft, wenn sie an die kommenden Abrechnung denkt: "Die Strom- und Heizölpreise machen uns schwer zu schaffen. Diese Teuerungen treiben den Mehlspeisenpreis unwillkürlich in die Höhe. Auch der Wareneinsatz schwankt so sehr, dass es jede Woche Preisanpassungen geben müsste."

    Innungsmeister der Konditoren Thomas Hagmann mit Frau Manuela.
    Privat

    Bis dato haben sie die Preise nur um ein paar Cent erhöht. Doch wie es dann in den nächsten Monaten weitergeht, weiß sie nicht. "Wir haben extra für Leute, die weniger Geld haben, vor unserem Geschäft einen Verkaufsstand, wo wir die Ware am Nachmittag billiger anbieten. So vermeiden wir Abfall und die Kunden freuen sich", sagt Ries. 

    "Was kann man den Kunden zumuten? Wir müssen auch überleben."

    Von extremen Preisanhebungen hält Ries nichts. "Jeder Unternehmer muss für sich entscheiden, was er seinen Kunden zumuten kann. Doch überleben muss man auch - es ist eine schwierige Situation. Aber für einen Punschkrapfen 9€ verlangen, wäre zu heftig", erklärt sie.

    "Energiekrise ist ein Politikversagen"

    Thomas Hagmann aus Krems ist Innungsmeister der Konditoren und kennt die Probleme seiner Mitbewerber. Er selbst führt eine Café-Konditorei und merkt auch die Kostenexplosion. Die Erhöhung des Energieversorgers, in seinem Fall EVN, traf ihn sehr. "Bei mir war es so, dass mit Ende August der Stromvertrag und mit Ende September der Gasvertrag ausgelaufen ist. Ich habe mit einer Erhöhung von 900 Prozent bzw. 700 Prozent zu kämpfen", teilt Hagmann mit. Laut ihm ist die Energiekrise kein Marktversagen, sondern ein Politikversagen. Hier geht es für jeden Betrieb um hunderttausende Euros und nicht um Peanuts.

    Kleines Teuerungsbeispiel anhand des Wareneinsatzes für die Sachertorte laut Innungsmeister:Mehl: + 14 ProzentButter: + 60 ProzentEier: + 31 ProzentZucker: + 55 ProzentMarmelade: + 18 ProzentSchokolade: + 20 ProzentSchlagobers: + 31 Prozent

    Lebensmittel sind teurer geworden

    Das ist aber nicht der einzige Kostenfaktor. Da natürlich die Lebensmittel auch aus denselben Gründen bei den Lieferanten, teurer werden, steigen auch die Kosten für den Wareneinsatz um etliches. "Manche Produkte wie z.B. Verpackungsmaterial sind oft nicht lieferbar oder so teuer, dass man es sich schlicht und einfach nicht mehr leisten kann", berichtet der Innungsmeister.

    "Betriebe müssen Preise anheben, sonst wird es sehr schwer für sie."

    Laut ihm wäre somit eine Preiserhöhung unvermeidbar. Doch um wieviel? Und was ist der Kunde bereit zu zahlen? Der Deckungsbeitrag müsste massiv erhöht werden. Wenn man die steigenden Kosten wie für Energie, Personal, Wareneinsatz zusammenrechnet, würde das eine bis zu 50-prozentige Preiserhöhung bedeuten.

    "Aber das bezahlt keiner. Ich schätze, das bis Ende Winter – also Frühling 2023 – die Preise um 20-25 Prozent gestiegen sind. Wenn das der Betrieb oder Unternehmer nicht machen kann, wird es sehr, sehr schwer", schließt er ab.