Wien

Erster Nachweis – wilde Goldschakale erobern Wien

Erstmals wurde in Wien ein Goldschakal nachgewiesen: Am 25. Jänner 2023 wurde ein Exemplar Opfer eines Verkehrsunfalls im Norden der Stadt.

Roman Palman
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    Am 25. Jänner 2023 wurde im Norden Wiens ein überfahrener Goldschakal entdeckt. Nachfolgend die Bilder dieses bisher einzigartigen Fundes.
    Am 25. Jänner 2023 wurde im Norden Wiens ein überfahrener Goldschakal entdeckt. Nachfolgend die Bilder dieses bisher einzigartigen Fundes.
    Heute

    Bis Anfang 2023 konnte in Österreich in allen Bundesländern das Auftreten von Goldschakalen (Canis aureus) bestätigt werden – bis auf Vorarlberg und Wien. Mündliche Hinweise zu Sichtungen von Goldschakalen in der Bundeshauptstadt gab es zwar schon länger, Beweise fehlten jedoch bislang. Alle bisher vorgelegten Fotos stellten sich bei genauer Betrachtung als Füchse heraus. 

    "Für das ungeübte Auge sind Fuchs und Goldschakal leicht zu verwechseln. Unterscheidungsmerkmale sind unter anderem der deutlich kürzere Schwanz des Goldschakals und seine hellen Ohren", erklärt Jennifer Hatlauf, die Leiterin des Goldschakalprojekts an der Universität für Bodenkultur Wien. 

    Auf Straße totgefahren

    Das hat sich nun mit einem bisher einzigartigen Fund geändert: Kurz vor 9 Uhr vormittags traf eine Meldung über ein überfahrenes Tier im Norden Wiens ein.

    Der Kadaver wurde eiligst geborgen und wissenschaftlich untersucht. Die offizielle Bestätigung folgte durch Jennifer Hatlauf: "Es ist tatsächlich ein Goldschakal – und somit der erste bestätigte Nachweis in Wien!" Für die Forscherin ist es "ein historischer Tag".

    Jennifer Hatlauf ist die Leiterin des Goldschakal Projekts an der Universität für Bodenkultur Wien.
    Jennifer Hatlauf ist die Leiterin des Goldschakal Projekts an der Universität für Bodenkultur Wien.
    BOKU / Goldschakal Projekt

    Klimawandel treibt Tiere nach Wien

    Wiens Forstdirektor Andreas Januskovecz hat schon Jahre auf diese Meldung gewartet: "Das nun bestätigte Vorkommen eines Goldschakals in Wien – auch wenn das Tier leider bei einem Verkehrsunfall getötet wurde – überrascht mich nicht. Goldschakale waren in Europa bisher vor allem am Balkan und südöstlich davon zu Hause."

    Der aufgrund der Klimakrise seit einigen Jahren starke Anstieg der jährlichen Durchschnittstemperatur vor allem in und rund um Wien begünstige das Einwandern dieser Wildart.

    Eng mit Wölfen verwandt

    Goldschakale – kleinere Vertreter der Familie der Hunde – nutzen gerne abwechslungsreiche Lebensräume, welche die Metropole Wien in großer Vielfalt zu bieten hat. Noch dazu bieten Nationalparkflächen sowie der weitläufige Wienerwald den scheuen Tieren Rückzugsgebiete. "Wien ist bekannt dafür, viel Natur und einer reichhaltigen Fauna Lebensraum zu bieten – die jetzt um eine weitere Art bereichert wurde", so die BOKU am Freitag.

    Anfang des 20. Jahrhunderts noch sehr selten, breitet sich der Goldschakal in den vergangenen Jahrzehnten von seinem ursprünglichen Habitat auf dem Balkan auf natürliche Weise in Europa aus. Seit 1987 gibt es vereinzelte Nachweise in Österreich. 

    "Für Menschen nicht gefährlich"

    Jennifer Hatlauf: "Seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensräume sowie eine opportunistische Nahrungswahl machen den Goldschakal sehr erfolgreich. Mittlerweile gibt es Nachweise bis nach Norwegen. Für den Menschen ist er nicht gefährlich und wird nur sehr selten gesehen, da er sehr scheu ist."

    Die wissenschaftliche Untersuchung des Wiener Goldschakals (siehe Bildstrecke oben) begann umgehend und ergab, dass es sich um ein junges männliches Tier mit einem Gesamtgewicht von rund 12 Kilogramm handelt. Weitere Analysen werden folgen, um wertvolle Einblicke in diese noch wenig bekannte Tierart zu erlangen.

    Hinweise erbeten

    "Wir möchten mehr über den Gesundheitszustand, die Ernährung und die Herkunft erfahren. Aufgrund der dynamischen Ausbreitung dieser Tierart sind die Ergebnisse nicht nur national, sondern auch international von großer Bedeutung", erläutert die Goldschakal-Expertin.

    Diese wichtige Forschungsarbeit könne durch die Meldung von Sichtungen mit Foto- oder Videobelegen beziehungsweise – wie im aktuellen Fall – von Kadavern (erlegte Tiere oder Straßenopfer) maßgeblich unterstützt werden. Alle Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Goldschakal-Projekts.

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