Bis knapp vor Mitternacht dauerte am Mittwoch die vorletzte Nationalratssitzung vor der Sommerpause. Dementsprechend blank lagen die Nerven – bei den Abgeordneten, aber auch beim Vorsitzenden. Das Protokoll:
Richtig hoch gehen die Emotionen bei der Rede von Susanne Fürst (FPÖ): "Dass die ÖVP so nervös ist, dass sie den positiven Corona-Test eines Freiheitlichen in solch gemeiner Weise benutzt, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ein Tiefpunkt."
Immer wieder wird Fürst durch rufende ÖVP-Abgeordneten gestört, etwa von Scharfmacher Andreas Hanger: "Herr Krawallhanger: Ich weiß, Sie sind beauftragt, die Empörungs- und Schlammlawine über unseren Kollegen loszutreten", platzt ihr der Kragen.
Als Fürst dann Hanger "Vielleicht zuerst denken" empfiehlt, greift der Nationalratspräsident ein: "Frau Abgeordnete, Ihre Zeit ist reichlich überschritten." Fürst geht ab.
Die Folge sind Zwischenrufe, die sich auch nicht legen, als die letzte Rednerin des Tages, SPÖ-Mandatarin Nurten Yilmaz, beginnen will: "Bitte, das könnt's nachher noch ausdiskutieren. Also, also…" Immer noch Zwischenrufe. "Jetzt geben's doch…", setzt Sobotka erneut an.
"Soll ich die Sitzung unterbrechen, bis sich die Gemüter beruhigt haben?" Kein Erfolg. "Ich bitte die Abgeordneten eindringlich, die Würde des Hauses zu wahren."
Als Yilmaz ihre Rede beginnen will, vergisst Sobotka die Würde des Hauses selber (und dass sein Mikro noch eingeschalten ist), unterstellt ihr, alkoholisiert zu sein.
Yilmaz selbst hört den Sager nicht, erfährt erst daheim durch SMS von Freunden davon. Sie sagt zu "Heute": "Es gibt zwei Versionen, was er gesagt hat: 'Die hat ja einen Rausch' oder 'Die hat auch gerochen.'" Am Mitschnitt ist ein Zwischenruf zu hören: "Betrunken waren Sie!"
Yilmaz reagiert auf weitere Zwischenrufe: "Schreien's ned dauernd ausse. Zur Beruhigung: England führt 2:1 durch einen Elfer." Dann zu Hanger: "Was ist aus Ihnen geworden? Mich fragen die Menschen: 'Sag einmal, ist der Hanger…?' Sog i: Na, den hab' ich ned so kennengelernt." Johlen.
Gestern vor der Sitzung habe sie Sobotka zufällig am Gang getroffen, so Yilmaz. Der sei sofort auf sie zu, habe versichert, dass es ihm leid tue, und sich entschuldigt. Das macht er später auch im Saal.
Auch wenn ihr immer mehr bewusst werde, dass das "keine kleine Sache" war, habe sie die Entschuldigung angenommen.