Gesundheit

So schädlich sind zu viele Antibiotika für deinen Darm

Antibiotika befreien uns von schädlichen Bakterien und machen uns gesund. Bei langer und regelmäßiger Einnahme können sie aber auch krank machen.

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Antibiotika sollten sparsam eingesetzt werden. Leider neigen auch manche Ärzte dazu, sie im Überfluss zu verschreiben.
Antibiotika sollten sparsam eingesetzt werden. Leider neigen auch manche Ärzte dazu, sie im Überfluss zu verschreiben.
Getty Images/iStockphoto

Die häufige Einnahme von Antibiotika kann das Risiko für Darmkrebs erhöhen. Forschende um Sophia Harlid von der schwedischen Universität Umeå berichten im "Journal of the National Cancer Institute" von einem "eindeutigen Zusammenhang".

Höheres Risiko für 5-10 Jahre

Demnach haben Personen, die regelmäßig und über lange Zeit Antibiotika einnehmen, ein leicht erhöhtes Risiko, innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre an Darmkrebs zu erkranken. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Auswirkungen von Antibiotika auf das sogenannte Mikrobiom des Darms dafür verantwortlich ist.

Als Mikrobiom bezeichnet man die Gemeinschaft aller Mikroorganismen – etwa Bakterien, Viren und Pilze – die in Menschen, Tieren, aber auch Pflanzen vorkommen. Bei den Menschen ist ein Mikrobiom unter anderem in der Darmschleimhaut zu finden. Ist sie gesund, wird sie von vielen verschiedenen Bakterienstämmen besiedelt. Man spricht in diesem Fall von der Darmflora. Diese spielt eine wichtige Rolle für das Immunsystem. Antibiotika können die Darmflora schädigen. Das kann zu Durchfallerkrankungen, Entzündungen – und wie die Studie zeigt – auch zu Dickdarmkrebs führen.

Allerdings beobachteten die Forscher in diesem Bereich Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Während Antibiotika bei Männern dort keinerlei Veränderungen hervorrufen, kam Mastdarmkrebs bei Frauen nach der Einnahme von Antibiotika sogar seltener vor.

Resistenzen verhindern

"Die Ergebnisse zeigen, dass es viele Gründe gibt, mit Antibiotika vorsichtig umzugehen", so das Fazit der Studienautoren. Ihr Vorschlag: "Während eine Antibiotikatherapie in vielen Fällen notwendig ist und Leben rettet, sollte man bei weniger schwerwiegenden Erkrankungen, die auch von alleine heilen, zurückhaltend sein", so Harlid in einer Mitteilung. Schließlich gelte es zu verhindern, dass Bakterien Resistenzen bilden und – wie die Studie nun zeigt – auch das Krebsrisiko der betroffenen Patienten möglichst klein zu halten.

Vorsorge ist besser als Sorge

Das erhöhte Risiko für Dickdarmkrebs zeigte sich bereits fünf bis zehn Jahre nach der Einnahme von Antibiotika, so die Forschenden. Obwohl der Anstieg des Risikos bei den Personen am größten war, die die meisten Antibiotika einnahmen, konnte auch ein zwar geringer, aber statistisch signifikanter Anstieg des Krebsrisikos nach einer einzigen Antibiotikaeinnahme beobachtet werden.

Es sind die Antibiotika, die den Unterschied machen
Um zu prüfen, ob das erhöhte Risiko tatsächlich auf die zuvor eingenommenen Antibiotika zurückzuführen ist, prüften die Forschenden, ob sich ein solcher Zusammenhang auch nach der Einnahme von einem nicht-antibiotischen bakterientötenden Medikament, von dem man weiss, dass es das Mikrobiom nicht beeinträchtigt. Ergebnis: Es gab keinen Unterschied in der Häufigkeit von Dickdarmkrebs bei denjenigen, die dieses Medikament einnahmen, was darauf hindeutet, dass es die Auswirkungen von Antibiotika auf das Mikrobiom sind, die das Krebsrisiko erhöhen.

Grund zur Sorge besteht laut den schwedischen Wissenschaftlern dennoch nicht, so Harlid: "Der Anstieg des Risikos ist moderat, und die Auswirkungen auf das absolute Risiko für den Einzelnen sind ziemlich gering." Aber die Studie zeige einmal mehr, wie wichtig Vorsorge ist. "Damit kann Krebs frühzeitig erkannt oder sogar verhindert werden, da Krebsvorstufen manchmal entfernt werden können."