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LG 75QNED99 im Test: Ein TV wie ein Kunstwerk

Kaum ein anderer TV wurde in der jüngsten Zeit mit solcher Spannung erwartet wie LGs neue Mini-LED-Serie QNED. "Heute" hat das 75'' 8K-Gerät getestet.

Rene Findenig
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    NanoCell-gewohnt toll fallen die Farben des neuen LG 75QNED99 aus, das kennt man vom Unternehmen bereits. Passt der Inhalt, gibt es satte, knackige Bilder, die atemberaubend und gleichzeitig realistisch anzusehen sind. 
    NanoCell-gewohnt toll fallen die Farben des neuen LG 75QNED99 aus, das kennt man vom Unternehmen bereits. Passt der Inhalt, gibt es satte, knackige Bilder, die atemberaubend und gleichzeitig realistisch anzusehen sind.
    Heute

    Native 8K-Auflösung mit 7.680 x 4.320 Pixel, eine neue Beleuchtungstechnologie namens QNED-Mini LED mit viel kleineren LED-Leuchten als bei bisherigen LED-TVs, eine neue Benutzeroberfläche, 4K/120Hz-Gaming mit Auto Low Latency Mode und einer automatischen Anpassung des Bildmodus an den Inhalt – LGs neuer Fernseher LG 75QNED99 wirft nicht nur mit Superlativen um sich, sondern lässt sich die "die Zukunft der LCD-TVs", so das Unternehmen, gar nicht so teuer bezahlen.

    Mit 65, 75 und 86 Zoll Bildschirmdiagonale sind die neue Riesen-Fernseher zu haben, die Preise reichen dabei von 3.299 bis 6.299 Euro. Klar, günstig ist das nicht, dennoch überrascht bei der Größe der TVs, der neuen Technologie und den gebotenen Funktionen, dass der Preis nicht noch weit höher ausgefallen ist. Das Konzept von Mini-LED ist dabei schnell erklärt: Viel kleinere LEDs beleuchten nun den TV-Bildschirm, der weiter auf LGs Top-Features Quantum Dot und NanoCell setzt.

    Hartes Match der neuen TV-Technologien

    Die Verbindung der Technologien soll alle bisherigen LCD-TVs schlagen, indem sie eine größere Helligkeit, ein fast mit OLED-Geräten vergleichbares Schwarz und brillantere Farben bieten soll. Der Test zeigt schnell: LG matcht sich mit seinen neuen Mini-LED-TVs bei Preis und Leistung direkt mit Samsungs Neo-QLED-Geräten – Letztere hinterließen im "Heute"-Test vor einiger Zeit mächtig Eindruck und sanken jüngst deutlich im Preis, auf etwa ähnliche Höhe der LG-TVs. 

    Hier in diesem kurzen Videoclip zeigt LG, wie groß der Unterschied zwischen bisherigen LED-TVs und dem neuen QNED-TV ausfallen soll:

    Beim Auspacken und Aufstellen des LG 75QNED99 fällt auf: Es handelt sich um ein echtes Schwergewicht. 37,4 Kilogramm bringt alleine der Fernseher auf die Waage, mit dem halbmondförmig geschwungenen Standfuß in Silbergrau sind es sogar 40,8 Kilogramm. Das verwundert, denn sowohl Standfuß als auch TV-gerät wirken schlank, der Bildschirm ist flach ausgefallen und die Bildschirmkanten sind extrem dünn. Das Kabel kann man unsichtbar im Fuß verschwinden lassen, Abdeckungen schützen zudem die vielen Anschlüsse auf der Rückseite.

    Warum auch 4K-Seher vom 8K-TV profitieren

    Das benutzte IPS-Panel spielt direkt bei der Inbetriebnahme seine Stärken aus. Die Blickwinkelstabilität ist hervorragend, auch Sonneneinstrahlung sorgt kaum für Reflektionen. Optimiert ist der TV übrigens für die Wandmontage. Schade, dass das TV-Gerät seine 8K-Qualitäten nicht ausspielen darf – bis auf einige YouTube- und Streaminganbieter-Inhalte gibt es kaum 8K-Clips, von denen der TV-besitzer profitieren könnte. So ist der LG-TV sicherlich eine gute Investition in die Zukunft, einige Nutzer werden aber wohl auch preisliche Bedenken haben, wenn sie 8K aktuell noch nicht wirklich interessiert.

    Ein Bonus des Fernsehers ist allerdings, dass auch 4K-Inhalte von den 8K-Qualitäten profitieren. Der TV kann nämlich bei 4K-Inhalten die Bildpunkte pro Zoll optimieren, was zu einem noch schärferen und plastischeren Bild führt. Dazu verarbeitet im Inneren des Gerät der Alpha9 Gen4 AI Prozessor die Bildsignale – er kommt auch in LGs neuesten OLED-TVs zum Einsatz. Schwer tut sich das Gerät dabei verständlicherweise mit dem "Upscaling" von Standard-Definition-Inhalten, 4K sieht dafür umso exzellenter aus. Bei der Beleuchtung wiederum ist der Eindruck unglaublich gut, die Helligkeit ist eine der LG-Stärken.

    Einige Startschwierigkeiten mit dem webOS 6.0

    Überraschend und etwas gewöhnungsbedürftig ist LGs neue Benutzeroberfläche webOS 6.0, immerhin war der Vorgänger eines der Highlights der LG-Fans. Die neue Version bringt große Umbrüche: Der Startbildschirm wird nun im Vollbild angezeigt, die alten horizontal angeordneten Funktionsfelder am unteren Bildschirmrand sind verschwunden. Der Startbildschirm ist nun voll mit Funktionskacheln, die Navigation für Neulinge anfangs etwas kompliziert zu lernen. Überraschend enden die Funktionskacheln beim Runterscrollen aber schnell, selbst anordnen darf man zudem kaum etwas.

    Gewöhnungsbedürftig: So sieht LGs neue Benutzeroberfläche webOS 6.0 aus, das Zurechtfinden dauert da etwas.
    Gewöhnungsbedürftig: So sieht LGs neue Benutzeroberfläche webOS 6.0 aus, das Zurechtfinden dauert da etwas.
    Heute

    Nicht vollständig verifizierbar war, ob ein wiederholt auftretendes Ruckeln am Testgerät der Normalfall bei den neuen Fernseh-Geräten ist oder es nur der eher schwachen Internetverbindung geschuldet war. Es gibt aber auch Dinge, die auf Anhieb an der Oberfläche gefallen haben, etwa die intelligente Suchfunktion, der Bildschirmschoner mit Kunstwerken, die den TV zu einem echten Hingucker machen, die Vorschläge basierend auf den Sehgewohnheiten und die Bedienung. Sowohl mit Sprache als auch mit der neuen "Magic Remote", die teils wie eine Maus funktioniert, ist die Steuerung äußert bequem. Jammern auf hohem Niveau ist, dass das Design der neuen Fernbedienung etwas altbacken und nicht so hochwertig ist.

    Räumt die Schwächen von LCD-TVs fast aus

    Unterstützt werden vom 75QNED99 Dolby Vision, HDR10 und HLG, HDR10+ ist nicht dabei. Top: Die vier HDMI-Anschlüsse unterstützen allesamt 4K/120Hz und 8K/60Hz – andere Top-Hersteller rüsten damit oft nur einen oder zwei Anschlüsse damit aus. VRR gibt es allerdings wiederum nicht. Die Bildqualität ist dennoch durch die Bank atemberauben, egal ob bei Filmen, Serien oder Videospielen. Die neue Mini-LED-Technologie räumt die Schwarz- und Farbschwächen von IPS-Displays fast vollkommen aus dem Weg. Gibt es dunkle Umgebungen am Schirm zu sehen, ist keine Spur mehr von einem grauen Schleier erkennbar, der sonst für die LCD-TVs so typisch ist.

    Um es klar auszudrücken: OLED-Fernseher sind noch immer in Sachen Schwarztönen und Kontrasten überlegen, der 75QNED99 kann den Vorsprung aber beeindruckend verkürzen und liefert ein tolles Bild, dass man bei LG-Fernsehern mit IPS-Technologie bisher noch nicht erleben durfte. Auch Schärfe und Detailgrad sind hervorragend, wer die vollen Stärken des Fernsehers sehen will, sollte sich damit 8K-Tech-Demos ansehen. Weitere Top-Leistungen: Die TV-Voreinstellungen sind beim Bild auf höchstem Niveau, die Auto-Anpassung funktioniert exzellent und bei 4K-Otimierung kommt es zu keinerlei Fehlern.

    Besser haben Games noch nie ausgesehen

    Apropos volle Stärken: Wer sich für den TV ausschließlich wegen der 8K-Wiedergabe interessiert, bekommt zwar ein gutes Gerät, eine Spur besser (wenngleich auch oft schnell viel teurer) haben das zum Teil Samsung und Sony drauf. Der Wettkampf im Highend-Bereich ist aber einer, den niemand klar für sich entscheiden kann und bei dem sich die Mitbewerber gegenseitig mit Highend-Funktionen ausstechen. LG glänzt dabei vor allem mit so gut wie nicht vorhandenen Störfaktoren bei der Darstellung des 8K-Bildes, während andere Hersteller eine Spur mehr Schärfe oder Details liefern. 

    Tolle Blinkwinkelstabilität und tolle Schwarz-Leistung: Die Mini-LED-Technologie holt deutlich mehr aus LCD-TVs heraus.
    Tolle Blinkwinkelstabilität und tolle Schwarz-Leistung: Die Mini-LED-Technologie holt deutlich mehr aus LCD-TVs heraus.
    Heute

    NanoCell-gewohnt toll fallen die Farben des LG-TV aus, das kennt man vom Unternehmen bereits. Passt der Inhalt, gibt es satte, knackige Bilder, die atemberaubend und gleichzeitig realistisch anzusehen sind. Etwas, das man auch beim Zocken merkt: Neben einem fantastisch aussehenden und superflüssigen Bild freut man sich über schnelle Reaktionszeiten. Einzig in ganz dunklen Umgebungen bei gleichzeitig sehr schnellen Bewegungen fällt ein leichter Grau-Weiß-Schleier am Bildschirm auf. Dennoch: Besser haben Games bisher noch auf keinem getesteten Fernseher ausgesehen.

    LG 75QNED99: Ein TV wie ein Kunstwerk

    Beim Sound trumpft der 75QNED99 ebenfalls auf. Fantastisch ist die Wiedergabe im Dolby-Atmos-Modus, denn auch wenn man seitlich oder weiter weg vom TV-Gerät sitzt, ist der Klang druckvoll und wirkt raumfüllend, Sprechstimmen sind kristallklar hörbar und scheinen direkt aus dem Bildschirm statt von den Lautsprechern hinter dem Fernseher zu kommen. Auch auf Bass-Seite muss sich der 75QNED99 nicht verstecken, hohe Lautstärken funktionieren zudem ohne Verzerrungen. Um eine separate Soundbar werden sich da viele Film-Fans kaum mehr Gedanken machen müssen, so gut sind die Speaker. 

    Für IPS-LCD-Fernseher setzt der LG 75QNED99 tatsächlich neue Maßstäbe. Die Helligkeit ist ausgezeichnet, besonders beeindruckend ist aber, wie viel die neue Mini-LED-Technologie aus Farben, Kontrasten und Schwarztönen herausholen kann. Auch der Sound gehört zum Besten, das moderne TV-Geräte zu bieten haben. Kleine Mankos sind das überraschend schwere Gewicht des Fernsehers, das eher klassische Design (auch der Fernbedienung) und dass man mit dem neuen webOS 6.0 erst ein bisschen warm werden muss. Wer nur auf 4K setzt, wird günstigere Alternativen zum LG-TV finden, wer allerdings für hoffentlich bald kommende 8K-Inhalte gerüstet sein will, hat mit dem LG 75QNED99 einen Fernseher mit der Note Sehr gut im Preis-Leistungs-Vergleich.

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