Spieletests

"Life of Delta" im Test – Serviceroboter auf Abwegen

Das 2D-Point&Click-Adventure "Life of Delta" spielt grafische Stärken aus, enttäuscht aber bei Gameplay und Story. Für Fans dennoch einen Blick wert.

Rene Findenig
"Life of Delta" im Test – die einzigartige Grafik ist bildschön anzusehen, spielerisch geht es leider auf Standardpfaden dahin.
"Life of Delta" im Test – die einzigartige Grafik ist bildschön anzusehen, spielerisch geht es leider auf Standardpfaden dahin.
Airo Games

Entwickler Airo Games und Publisher Daedalic Entertainment liefern mit "Life of Delta" für PC ein spielerisch klassisches Point&Click-Adventure ab, das vor allem wegen seines Grafikstils auffällt. Das Spiel ist in einer postapokalyptischen Zukunft angesiedelt, in der nur nun herrenlose Serviceroboter einen Atomkrieg überlebt haben und der Fallout seltsame humanoide Echsenwesen geboren hat. Diese haben die Macht über die Roboter der Erde übernommen, was man als Roboter namens Delta auch gleich merkt. Weil Delta als nicht mehr nützlich angesehen wird, wird er zu Beginn des Spiels in einem Säurebad versenkt. Mit rund drei Stunden Spielzeit ist das Game zwar kurz, so kurz aber dann auch nicht, dass es da schon endet.

Ein anderer Roboter namens Joe rettet Delta aus der Säure, repariert die größten Schäden notdürftig und wird kurz daraufhin auch schon dafür bestraft, indem er von den Echsenwesen gefasst und in eine Militärbasis auf der anderen Seite der Stadt (sprich der Spielwelt) gebracht wird. So weit, so klassisch: In Rätsel- und Klickarbeit sowie durch kleinere Hilfsarbeiten für andere Roboter muss man sich ab da durch die verschiedenen Stadt-, Wüsten- und Militärareale des Spiels zocken, um Joe zu Hilfe zu eilen. Da es dabei kaum zu Kopfzerbrechen kommt und man eher durch die Umgebungen klickt und die Handlung verfolgt, kommt man selbst beim entspannten Spielen nicht sehr über eine Spielzeit von fünf Stunden.

Typisches Klick-Gameplay mit kleinen Ärgernissen

Das Gameplay verläuft leider auf sehr simplen und klassischen Pfaden, statt auf die Einzigartigkeit des Grafikstils zu setzen. So klickt man sich durch die eingeblendeten Umgebungen und die Dialoge der Roboter-Freunde, nimmt Objekte ebenso mit einem Mausklick auf und setzen sie an anderer Stelle mit einem Mausklick wieder ein. Was gerade nicht gebraucht wird, findet sich im Inventory, in dem auch einige Objekte miteinander kombiniert werden können. Erwischen uns die Echsen bei unseren Ausflügen, endet unser Abenteuer im Roboterknast oder in der Sklaverei. Alles soweit gut, aber eben so klassisch, wie man es von so gut wie jedem anderen Point&Click-Adventure kennt. Dazu schleichen sich Ärgernisse ein.

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    Entwickler Airo Games und Publisher Daedalic Entertainment liefern mit "Life of Delta" für PC ein spielerisch klassisches Point&Click-Adventure ab, das vor allem wegen ...
    Entwickler Airo Games und Publisher Daedalic Entertainment liefern mit "Life of Delta" für PC ein spielerisch klassisches Point&Click-Adventure ab, das vor allem wegen ...
    Airo Games

    Dass das Abenteuer sehr linear verläuft und die Rätsel kaum bis keine Herausforderung bieten, ist gar nicht so sehr ein Problem, das wird eher komplette Adventure-Neulinge freuen. Dass das Spiel das simpel gedachte Gameplay aber ungewollt erschwert, ärgert doch etwas. So gibt es etwa keinen visuell erkennbaren Unterschied, ob ein Items aus dem Inventar gerade an der richtigen Stelle am Bildschirm eingesetzt wurde oder nicht. Bei einigen Stellen kann es so passieren, dass man Items fünf, sechs Mal am Bildschirm einsetzt, bis man genau den richtigen Pixel des gesuchten Interaktions-Punkts getroffen hat. Gleiches gilt für Rätsel und die Roboter-Steuerung, oft braucht es mehrere Klicks, bis etwas klappt.

    Eigentlich kreative Rätsel verlieren jeglichen Anspruch

    An anderer Stelle macht es das Spiel den Gamern wieder zu leicht, etwa beim Inventory. Statt etwas nachdenken zu müssen, welches Objekt wir gerade wo einsetzen könnten, bleibt meist sowieso nicht viel Auswahl, denn bei Mechanismen und Rätseln eingesetzte Objekte werden vom Spiel automatisch gelöscht und stehen nicht mehr im Ausrüstungsmenü zur Verfügung. Dass es zudem scheinbar nur jeweils einen einzigen Weg gibt, um Aufgaben und Rätsel zu lösen, mindert den Anspruch weiter. Dabei wäre die Kreativität bei Puzzles eigentlich vorhanden gewesen, etwa wenn wir ein Rind dazu bringen sollen, Blähungen zu entwickeln, um mit einer von einem Raucher ausgelösten Explosion für Ablenkung zu sorgen.

    Bei solchen Gelegenheiten schmunzelt man ob des Einfallsreichtums hinter dem Rätsel, wird aber von dem simplen Gameplay schnell in die Realität zurückgeholt. Heißt: Da am Bildschirm nur auf die für die Lösung notwendigen Interaktions-Punkte geklickt werden kann und wir im Inventory sowieso keine anderen als die notwenigen Items zur Lösung finden, fühlt sich das schnell unbefriedigend und komplett anspruchslos an. Positiv heraus heben sich allerdings einige kleinere Mini-Games in Rätsel-Form, in denen an Terminals entweder Stromkreise geschlossen oder Energie über Drehregler umgeleitet werden soll. Sie sind auch so ziemlich die einzigen Puzzles des Games, die etwas Nachdenken und Grübeln erfordern.

    Ganz große Stärke der Spiels ist die coole Grafik

    Wer "Life of Delta" ganz entspannt durchzockt, kommt auf fünf Spielstunden, wer die Rätsel und Handlung recht schnell runterspult, schafft es aber auch schon in zwei. Auch die Kürze ist ein Manko, für ein Indie-Game drücken wir aber da noch ein Auge zu. Optisch zeigt sich "Life of Delta" dagegen von seiner besten Seite. Einerseits sehr futuristisch ausgerichtet, zeugen aber nur noch einige Bauten und Roboter von der einstigen Hochtechnologie-Gesellschaft. Andererseits durchzieht die Spielwelt ein Western-Flair mit Wüsten, Sandstürmen und im Cowboy-Stil gekleideten Charakteren. Und dazu kommt auch noch ein asiatischer Einschlag mit einer atmosphärischen Hintergrundmusik und Cyberpunk-Schriftzeichen überall.

    Auch die Soundeffekte sind gut und die Sprachausgabe, mit der Aliens und Roboter ein an Science-Fiction-Titel erinnerndes Gebrabbel spendiert bekommen, das in Untertiteln und Dialogzeilen übersetzt wird, passt gut zum Stil des Games. Schade ist, dass zwar die Hintergrund fantastisch aussehen, meist aber recht starr ohne Bewegung umgesetzt wurden und dazu noch über mehrere Level-Bildschirme hinweg kaum verändert werden. "Life of Delta" baut auf einer tollen Grafik auf, bewahrt sich diese Kreativität und Einzigartigkeit aber weder bei der Story, noch beim Gameplay. Und bei Puzzles nimmt das Spiel die Zocker leider viel zu sehr an der Hand. So dürfte "Life of Delta" eher ein Tipp für reine Adventure-Fans sein und bleiben.