Innere Körperuhr

Warum die Erkältung abends immer schlimmer ist

Ist man erkältet, fühlt man sich je nach Tageszeit mal besser, mal schlechter. Das ist keine Einbildung, sondern hat einen biologischen Hintergrund.

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Warum die Erkältung abends immer schlimmer ist
Vor allem nachts kann einem die Erkältung den Schlaf rauben. 
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Es ist offiziell Erkältungs- und Grippesaison. Der durchschnittliche Erwachsene leidet unter zwei bis vier Erkältungen pro Jahr – die meisten davon kommen jetzt. Und viele werden feststellen, dass sich der viel gehasste Schnupfen, die Muskelschmerzen und die Halsschmerzen nach Sonnenuntergang schlimmer anfühlen als tagsüber. Jetzt haben Experten herausgefunden, warum das so ist.

Immunsystem funktioniert nach "innerer Uhr"

Es gibt mehrere Gründe, sagen sie. Die Antwort liegt vor allem im zirkadianen Rhythmus des Körpers, also der "inneren Körperuhr", sagt Michael Smolensky, ein biologischer Rhythmusforscher und außerordentlicher Professor für biomedizinische Technik an der University of Texas (USA). So gut wie alle Körperfunktionen sind so programmiert, dass sie zu bestimmten Zeiten des Tages ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten und zu anderen Zeiten runterfahren.

Wenn zum Beispiel die Sonne untergeht und der Körper erkennt, dass die Schlafenszeit naht, schüttet das Gehirn weniger Stresshormone wie Cortisol aus und weist den Darm an, die Verdauungsprozesse zu verlangsamen. Dafür werden bestimmte Immunzellen aktiver. Diese Zellen sind darauf ausgelegt, Krankheitserreger wie Viren zu jagen und zu vernichten. Dieser "Kampf" löst eine Entzündung aus – ein evolutionäres Werkzeug, das Erreger abtötet, aber auch für die Erkältungssymptome wie Fieber, Schnupfen, Husten, Halsweh verantwortlich ist. Infolgedessen spüren wir die Symptome am stärksten, wenn unser Immunsystem auf Hochtouren läuft, was normalerweise nachts im Schlaf der Fall ist. Der Nachmittag und der frühe Abend hingegen sind Zeiten des Tages, in denen Ihr Immunsystem tendenziell nachlässt, wie Smolenskys Forschung zeigt . Es ist nicht ungewöhnlich, dass man sich in dieser Zeit etwas besser fühlt, aber später in der Nacht erneut Symptome auftreten.

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    Auf Heißgetränke wie Tee und Wasser ist immer Verlass, denn dein Hals braucht eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, wenn er von Viren befallen wird. Am besten greifst du zu einem warmen Kräuter- oder Ingwertee.
    Auf Heißgetränke wie Tee und Wasser ist immer Verlass, denn dein Hals braucht eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, wenn er von Viren befallen wird. Am besten greifst du zu einem warmen Kräuter- oder Ingwertee.
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    Liegen verschlimmert Symptome

    Experten weisen auch auf einen anderen wichtigen Faktor hin: Husten und Erkältungssymptome sind einfach schlimmer, wenn man sich hinlegt. Das liegt daran, dass sich der Schleim im hinteren Teil des Rachens ansammelt. Im Laufe des Tages ist die Schleimansammlung weniger problematisch, weil die Schwerkraft den Abfluss fördert, wenn man aufrecht steht und sich bewegt. Nachts den Kopf mit einem zweiten Polster anzuheben, kann helfen.

    Symptombehandlung

    Und schließlich ist da noch der Mangel an Ablenkung in der Nacht, der dich mehr auf den lästigen Husten konzentrieren lässt. Was kann man also tun, um erkältet erholsam schlafen zu können? Jedenfalls muss man die Symptome nicht "tapfer" ertragen, sondern sich mit Medikamenten helfen. Experten raten zu einfachen Maßnahmen wie dem Trinken von viel Flüssigkeit über den Tag verteilt, um den Schleim zu verdünnen. Und weil man nachts weniger trinkt als tagsüber, kann der nächtliche Rotz zähflüssig werden und Nase und Atemwege verstopfen. Gegebenenfalls können Nasentropfen eingesetzt werden, die abschwellend wirken. Wen der lästige Reizhusten nicht schlafen lässt, kann es mit Hustenstiller aus der Apotheke versuchen. Neueste Forschungsergebnisse bestätigen auch die Wirkung von Hühnersuppe bei Erkältungen. Nützt alles nichts, bleibt nur der Gang zum Arzt.

    red
    Akt.