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Das ist nicht Romantik sondern Stalking!

Heute Redaktion
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Gerade romantische Komödien und Liebesfilme vermitteln ein falsches Bild von Romantik. Dort wird oft Verhalten bejubelt, das klar Stalking ist – mit Folgen.

Vor wenigen Wochen machte eine vermeintlich romantische Geschichte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter die Runde. Twitter-User "Veit Klapp" erzählte, dass er eine fremde junge Frau seit längerem in der U-Bahn beobachtet und ihr nun als Date zwei Karten zu einem Konzert der band schenkt, die sie täglich höre.

Selbstverständlich gab es sofort User, die dies total romantisch fanden. "ich dachte so etwas gibt es nur in Liebesfilmen", schwärmt einer. Nicht wenige weisen allerdings daraufhin, dass zum einen das längerfristige Beboachten einer Unbekannten sowie das Ausspionieren ihres Handy-Display bereits unangenehm nahe an Stalking-Verhalten ist.

Nun ist ist die Geschichte selbst ein Schmäh, da sie in diesem oder ähnlichem Wortlaut schon länger durch das Internet geistert. Doch die Reaktionen darauf sind gerechtfertigt. Noch immer hält sich in vielen Köpfen ein Liebesfilm-Klischee, dass ein "Nein" in Wahrheit nur die Aufforderung "Bleib einfach hartnäckig" sei. Auch der Twitter-User propagiert diese Auffassung, wenn auch mit Augenzwinkern.

Viele User weisen allerdings darauf hin, dass derartiges Verhalten ziemlich übergriffig und bedrohlich ist.

Psychologische Studien aus den USA zeigen, dass nach dem Konsum von Romantischen Komödien (RomComs) oder Liebesfilmen, die derartiges grenzüberschreitendes Verhalten als romantisch darstellen, die Toleranz für übergriffiges oder Stalking-Verhalten steigt.

Bekannte Beispiele für derartige Verharmlosungen sind etwa die Filme "Tatsächlich... Liebe", in dem ein Mann seine verheiratete Angebetete mit romantischen Schildern vor deren Haustür überrascht oder "Verrückt nach Mary", in der ein Mann seine Jugendliebe von einem Privatdetektiv ausspionieren lässt.

Stalker zu fast 90 Prozent Männer

Im realen Leben hat derartiges Verhalten nichts zu suchen und geschmeichelt werden sich davon die wenigsten Frauen fühlen – denn Stalker sind zu fast 90 Prozent Männer. Viele werden durch schlechte Liebesfilme im Glauben bestärkt: "Wer sich so viel Mühe gibt, der hat es verdient, dass seine Liebste ihn erhört." Die Frau wird in der Psyche der Täter zum bloßen Objekt, deren Wünsche irrelevant sind.

Im realen Leben NICHT romantisch

1. Fremde oder kaum bekannte Menschen beobachten, ausspionieren, verfolgen, um mehr über sie herauszufinden

2. Fremde oder kaum bekannte Menschen mit Liebesbekundungen überraschen

3. Fremde oder kaum bekannte Menschen Geschenke zu machen

4. Abweisung nicht akzeptieren und "hartnäckig bleiben"

5. Forderungen stellen ("Aber ich hab doch... ", "Du könntest doch mindestens") (red)

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