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"90% der Russen würden heute Putin wählen"

Heute Redaktion
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Siegfried Wolf, steirischer Spitzenmanager in Russland mit Kontakten zu Wladimir Putin, verteidigt das Vorgehen des russischen Präsidenten im Krim-Konflikt mit der Ukraine. "Putin musste handeln", so der Ex-Magna-Manager in der "Kleinen-Zeitung". In Russland stoße das auf Zustimmung: "Würde er jetzt in Wahlen gehen, bekäme er 90 Prozent."

Siegfried Wolf, steirischer Spitzenmanager in Russland mit Kontakten zu Wladimir Putin, verteidigt das Vorgehen des russischen Präsidenten im Krim-Konflikt mit der Ukraine. "Putin musste handeln", so der Ex-Magna-Manager in der "Kleinen-Zeitung". In Russland stoße das auf Zustimmung: "Würde er jetzt in Wahlen gehen, bekäme er 90 Prozent."

"Auf der Krim leben über 60 Prozent russisch-stämmige und russisch sprechende Bürger", gibt Wolf zu bedenken. "Die haben nach dem Machtwechsel die Auflage erhalten, dass die Amtssprache Russisch nicht mehr gültig ist. Zudem haben die Begleiterscheinungen berechtigte Fragen nach der Legitimität aufgeworfen. (...) Vor diesem Hintergrund war klar, dass auch ein Präsident Putin handeln musste."

"Antisowjetische Ressentiments"

Gerade der Westen sollte nach der kollektiven Negativ-Kampagne vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi mit Vorwürfen sparsam umgehen, fordert der Manager. "Hier wurde mit antisowjetischen Ressentiments alles totgeschrieben und kaputt geredet. Das war beängstigend. Am Ende waren es die professionellsten, sichersten und effizientesten Spiele."

"Keine Vorschriften für Russland!"

Europa sollte sich davor hüten, einem Staat dauernd vorzuschreiben, was er zu tun und was er zu unterlassen habe, meint Wolf. "Das tun wir ja mit den Chinesen oder Amerikanern auch nicht." Die Politik der USA betreffend sollte man zudem die wirtschaftliche Motivlage dahinter bedenken. "Ich bin überzeugt, dass die Amerikaner kein allzu großes Interesse an einem überstarken Europa haben und auch nicht an einem allzu intensiven wirtschaftlichen Schulterschluss zwischen Europa und Russland."

"Runter vom Gas"

Die EU sollte sich aus dem Kielwasser und Sog Amerikas lösen und zu einer eigenständigen, vermittelnden Position durchzuringen, fordert der Manager. Europa trage aber auch eine Mitverantwortung an der Eskalation. "Europa muss sich auch fragen: Wen vertritt die neue Übergangsregierung? Vertritt sie wirklich die gesamte Bevölkerung der Ukraine, und ist sie legitim an die Macht gekommen? Diese Frage sollte man klären, bevor man überhitzt handelt."

Putin sei jedenfalls weit überlegter "als in der verzerrten, von negativen Stereotypen geprägten Darstellung" in den Medien. "Und ich weiß, dass er eines definitiv nicht will: einen Krieg."

Abspaltung der Krim

Auf der Krim haben pro-russische Kämpfer strategische Posten besetzt, Russland bestreitet aber, dass es sich um eigene Soldaten handelt. Das Parlament auf der Krim hatte Putin am Donnerstag um Aufnahme in die Russische Föderation gebeten, ein Referendum dazu wurde für den 16. März angesetzt. Für Moskau ist eine Eingliederung der Krim durchaus denkbar. Die ukrainische Übergangsregierung und der Westen wenden sich gegen eine Abspaltung der Krim.