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"Am Falthandy verdienen wir nichts"

Walter Ji, Europa-Chef von Huawei, erzählt, wie das Mate X entstanden ist. Und warum er wohl ganz auf das Falthandy umsteigen wird.

Heute Redaktion
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Herr Ji, wie ist das Mate X entstanden?

Walter Ji: Smartphone-Displays werden immer größer. Aufgrund dieses Trends wollten wir ein Falthandy auf den Markt bringen. Eine Technologie war dabei zentral: die faltbaren Bildschirme, die unzählige Male auf- und zugeklappt werden können. Zudem mussten wir sämtliche Komponenten in dem flachen Gehäuse unterbringen. Wir haben deshalb viel in die technische Seite investiert. Die Entwicklung dauerte zwei bis drei Jahre.

Wie viele Personen haben an dem Projekt gearbeitet?

Ich habe keine genaue Zahlen, aber es waren sehr viele – wohl mindestens 30.000 Personen. Der Chip für das 5G-Netzwerk und der Kirin-Prozessor wurden ebenfalls von uns entwickelt.

"Das Mate X vereint das Beste aus beiden Welten"

Was dachten Sie, als Sie das Mate X erstmals in der Hand gehalten haben?

In den ersten Minuten fühlte es sich so an, wie wenn man ein Baby halten würde. Man will kein Risiko eingehen, wenn man das Gerät faltet, denn es fühlt sich sehr empfindlich an. Nach ein paar Stunden hat man sich aber daran gewöhnt und das Erlebnis ist großartig. Wenn man das Mate X aufklappt und Dokumente liest oder sich Videos anschaut, ist das besser als bei einem normalen Smartphone. Und es ist viel leichter als ein Tablet, es vereint quasi das Beste aus beiden Welten.

Als an der Präsentation der Preis bekannt gegeben wurde, ging ein Raunen durch den Saal.

Klar, das Handy ist mit einem Preis von 2.300 Euro nicht gerade günstig. Bezieht man jedoch den ganzen Aufwand für die Entwicklung mitein, ist der Preis eigentlich zu tief. Es ist bei innovativen Produkten generell so, dass der Forschungsaufwand riesig ist und sich dies zu Beginn nicht rechnet. Am Falthandy verdienen wir nichts. In denke aber, dass die Preise für solche Handys in zwei bis drei Jahren purzeln werden.

Wie lange hält der Akku beim Mate X?

Ich nutze kein 5G und so hält der Akku den ganzen Tag. Denn 5G ist der größere Stromfresser als der Bildschirm. Der entsprechende Chip benötigt viel Strom, bis Ende des Jahres sollten wir den Stromverbrauch jedoch auf ein ähnliches Niveau runterbringen, wie es derzeit bei 4G der Fall ist. Zudem haben wir die Super-Charge-Technologie mit 55 Watt. Zum Vergleich: Das normale Netzteil beim iPhone hat 5 Watt, wir sind also etwa zehnmal so schnell. Wenn man unser Handy ein paar Minuten auflädt, sollte es also wieder für eine Stunde oder so ausreichen. Und in einer halben Stunde kann das Mate X auf bis zu 85% geladen werden. Die Akkulaufzeit ist bei uns also weniger ein Problem.

"Der Preis von 2.300 Euro ist eigentlich zu tief"
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Wie viele Mate X möchten Sie verkaufen?

Derzeit gibt es mehrere Hundert Geräte innerhalb von Huawei. Die Stückzahlen für den Verkauf werden zu Beginn sehr limitiert sein. Wir sind dabei, die Produktion zu beschleunigen und auf 100.000 Geräte pro Monat hochzufahren. So sollten wir bis Ende des Jahres etwa eine halbe Million Falthandys herstellen können.

Welches Huawei-Handy werden Sie künftig selbst verwenden?

Ich nutze das Mate X bereits sehr intensiv. Nicht jeden Tag und nicht für alles, aber beispielsweise um Dokumente zu lesen, Videos zu schauen oder Fotos zu machen. Im Mai oder Juni, wenn das Handy auf den Markt kommt, werde ich wohl ganz auf das Falthandy umsteigen. Bislang habe ich nur dieses Vorabexemplar und auf dieses muss ich natürlich gut aufpassen. (swe)