Österreich

So soll die Schule von morgen ausschauen

Wie soll die Schule von morgen ausschauen? Antworten darauf fand Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP) auf einer dreitägigen Bildungsreise.

Heute Redaktion
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Vier Schulen an drei Tagen. Vier unterschiedliche Schulkonzepte, aber etwas, das alle gemein haben: Neben Klassenzimmern gibt es dort, wo früher einmal Gänge waren – oder im Falle eines Neubaus gewesen wären – jetzt viel Raum zum gemeinsamen Lernen.

Auf ihrer Bildungsreise besuchte Landesrätin Christine Haberlander die Volksschule Angedair (wir berichteten), das Schulzentrum Neustift im Stubaital (beide Tirol), in Südtirol die Volksschule/NMS Welsberg und das Schul- und Sozialprojekt Burger-Hof (mehr dazu weiter unten) und in Salzburg die Volksschule/NMS Radstadt.

Vier Schulen besucht

Angedair ist ein Um- und Neubau, Neustift ein kompletter Neubau um mehr als 30 Mio. Euro, Welsberg und Radstadt ebenfalls Um- und Neubauten. Und alle schauen unterschiedlich aus.

Angedair wurde so umgebaut, dass jetzt viel Lernraum außerhalb der Klassenzimmer da ist, wo die Schüler (unterschiedlicher Jahrgangsstufen) gemeinsam lernen, aber auch sonst machen können, was sie gerade wollen. Hier ist Leben drin, das hört man. Nix von "Jetzt mal leise sein".

Neustift ist ein hochmoderner Betonbau. Ebenfalls mit viel Raum zum gemeinsamen Lernen. Allerdings nicht jahrgangsübergreifend. Aber mit Sitzecken, Sofas, Sitzsäcken. Es geht um den Wohlfühlfaktor beim Lernen.

So schaut es in der Schule Neustift aus. (Video: Armin Bach)



Darauf legt auch Josef Watschinger, Direktor in Welsberg (und von fünf weiteren Schulen), großen Wert. In der VS Welsberg ist viel Holz verbaut. Boden, Wände, Decken. Auch ist die Deckenhöhe interessant. Nicht, wie sonst üblich, über drei Meter. Sondern nur 2,55 Meter hoch.

Das Konzept dahinter: "Die Schüler sollen sich fühlen wie daheim in der Stube", erklärt Watschinger (der übrigens auch das Schul- und Sozialprojekt Burger-Hof ins Leben gerufen hat; aber dazu eben weiter unten mehr). Und dass sich die Schüler hier wie daheim fühlen, das sieht man. Nur wenige lernen "ganz normal" an den Schreibtischen, viele liegen zum Lernen einfach am Boden.

Ein Rundumblick in der Volksschule Welsberg (Video: Armin Bach)

In der Volksschule/NMS Radstadt sehen wir Ähnliches. Nur hat man dort noch mehr Technik in die Schule gepackt. Etwa Tafeln mit Touchscreens, auf denen die Lehrer nicht mehr mit Stiften schreiben, sondern mit speziellen Pens.

Doch: Wie soll sie nun ausschauen, die Schule von morgen? Alles offen, damit die Schüler tun können, was sie wollen? Oder ein geradliniger Betonbau? Oder viel warmes Holz, damit sich die Schüler wie daheim fühlen? Oder viel Technik?

Aus alten Supermärkten Schulen machen?

Bevor die Antwort dazu von Landesrätin Christine Haberlander und Bildungsdirektor Alfred Klampfer kommt, zunächst eine interessante Idee von Architekt und Kunstuni-Prof. Michael Zinner (der sich seit Jahren mit innovativen Schulbaukonzepten beschäftigt), der auch bei der Bildungsreise dabei war. Der sagt nämlich: "Geht es nach mir, sollten wir Leerstände nutzen." Heißt: Nicht neu-, sondern umbauen. Und damit meint er nicht etwa nur alte Schulgebäude, sondern: "Z.B. könnte man alte Supermärkte zu Schulen umbauen."

Ganz so freidenkerisch ist die Antwort auf die Schule-von-morgen-Frage von Haberlander zwar nicht (kann man auch nicht erwarten, sie ist ja Politikerin und keine Architektin), aber trotzdem gibt es eine klare Linie: nämlich tatsächlich offene Räume schaffen. Räume außerhalb der Klassenzimmer, in denen die Schüler gemeinsam lernen können. "Vielfalt mit flexiblen Räumen" nennt das Bildungsdirektor Alfred Klampfer.

OÖ startet mit strategischem Schulbaumanagement

Und wie will man das umsetzen? Wie will man erreichen, dass Gemeinden bei der Schulbauplanung jetzt auch berücksichtigen, was pädagogisch wichtig (und richtig) ist?

Mit strategischem Schulbaumanagement, wie es gerade vom Land Oberösterreich aufgezogen wird. Heißt: Gemeinden, die eine neue Schule bauen oder die bestehende umbauen wollen, müssen sich jetzt mit den Schulverantwortlichen (sprich der Direktion) und Eltern Gedanken machen, wie sie ihre Schule haben wollen und wie das pädagogische Konzept ausschauen soll. Das ist Bedingung für eine Förderung durch das Land.

"Es geht darum, dass sich die Beteiligten Gedanken machen: Was sind die Bedürfnisse der Schüler? Wichtig ist, dass alle in der Gemeinde miteinander reden: Eltern, Politiker, Lehrer", so Haberlander.

Jetzt zum Burger-Hof (liegt auf ca. 1.500 Metern), einem Schul- und Sozialprojekt des Pustertals (Südtirol). Das Gebäude des Hofs ist einige Hundert Jahre alt, wurde von der früheren Besitzerin verschenkt. Daraus wurde ein Ort für Schulen und Schüler gemacht, an dem sie im wahrsten Sinne des Wortes "einkehren" können.

Der Burger-Hof: ein Ort der (inneren) Einkehr für Schüler

Betreuer des Hofes ist Alex Unteregger (32). Er kümmert sich vor allem um die innere "Einkehr" der Schülergruppen, die zu ihm kommen. Es ist keine herkömmliche Klassenfahrt, Schüler übernehmen während der Tage, die sie am Hof sind, Aufgaben. Es werden Kartoffeln geerntet, Holz gehackt etc.

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Der Burger-Hof in Südtirol (Foto: Armin Bach)

Seit einem guten Jahr gibt es den Hof jetzt (er wurde für 1,5 Mio. Euro saniert), seitdem waren bereits mehr als 2.000 Schüler dort. Und Unteregger berichtet von den "Erfolgen des Hofs", von schüchternen Schülern, die sich geöffnet haben. Von schwierigen Schülern, die weniger schwierig wurden.

Wie das geht? Mit sogenannter "Daseins-Pädagogik". Unteregger lässt die Schüler sein, wie sie sind. Er drängt sie zu nichts. Und das ist das Geheimnis dahinter. Sie kommen dann von ganz alleine daher, um über sich (und ihre Probleme) zu sprechen.

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