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"Concordia"-Wrack wird zu Touristenmagnet

Heute Redaktion
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Nach der Tragödie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" vor der italienischen Küste vermuten die Behörden inzwischen, dass sich mehrere blinde Passagiere an Bord befunden haben könnten. Gleichzeitig wird das Unglückswrack ein beliebtes Fotomotiv bei Touristen.

Nach der Tragödie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" vor der italienischen Küste vermuten die Behörden inzwischen, dass sich mehrere blinde Passagiere an Bord befunden haben könnten. Gleichzeitig wird das Unglückswrack ein beliebtes Fotomotiv bei Touristen.

Zivilschutz-Einsatzleiter Franco Gabrielli erklärte, dass die am Sonntag entdeckte Leiche einer Ungarin nicht in den offiziellen Listen eingetragen gewesen sei. Vier weitere Leichen seien bisher ebenfalls nicht identifiziert worden, anhand der Passagierlisten sei dies nicht möglich. Wegen dieser Ungenauigkeiten müsse noch von mindestens 24 Vermissten ausgegangen werden.

Am Sonntag war worden. Unter den bereits identifizierten Opfern sind nach Angaben von Carabinieri-Kommandant Rocco Carpenteri ein Deutscher, vier Franzosen - darunter ein Ehepaar - und je ein Mann aus Italien, Spanien und Ungarn. An Bord des verunglückten Schiffes befanden sich 4200 Personen, darunter 77 Österreicher.

Fotomotiv "Concordia"

Schockiert sind Suchmanschaften und Angehörige der Opfer darüber, dass der Unglücksort von Touristen und Schaulustigen geradezu gestürmt wird. Tausende Menschen knipsen täglich das Wrack und die verzweifelte Suche von Rettungsteams nach Vermissten. Zahllose Touristen stehen Schlange, um einen Platz auf den Zubringerfähren zu ergattern. Zum Vergleich: An einem durchschnittlichen Tag finden sich sonst etwa 100 Touristen an dem Ort ein.

Auf der Jagd nach dem "besten" Motiv rennen die Schaulustigen dabei den Einheimischen die Türen ein, um sich Boote zu mieten, die sie näher an das Wrack heranbringen sollen. Leonardo Marras, Präsident der Provinz, reicht es: Nachdem sein Appell, die Gegend während des Rettungseinsatzes nicht zu besuchen, ungehört blieb, soll es zukünftig nur mehr 450 Tickets pro Tag zur Anreise auf die Insel geben.

Kapitän war "clean"

Der Kapitän des vor der Küste der Toskana havarierten Schiffes "Costa Concordia", Francesco Schettino, hatte vor dem Unfall keine Drogen eingenommen. Dies ergab der Drogentest, dem der 52-Jährige nach dem Unglück unterzogen wurde. Schettino erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen die Kreuzfahrtgesellscahft "Costa Crociere". Er habe sie informiert, dass er ein als "die Verneigung" bezeichnetes Manöver vor der toskanischen Insel Giglio durchführen habe wollen, bei dem das Schiff mit voller Beleuchtung und Sirenen die Küstenbewohner grüßt.

Blackbox defekt

Die nächste Panne bei der gestrandeten "Costa Concordia" wurden jetzt bekannt: So gab der Kapitän beim Verhör zu, dass die Blackbox kaputt war: "Die Sprachaufzeichnung funktionierte nicht. Wir alarmierten einen Techniker, aber nichts ist passiert." Schettino gab auch zu Protokoll, dass die Reederei ihn zwang, so nahe an der Küste vorbei zu fahren.