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"Costa"-Kapitän gab zu, dass er alle im Stich ließ

Heute Redaktion
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Der Kapitän des verunglückten Kreuzers "Costa Concordia" hat bereits einen Tag nach der Katastrophe zugegeben, dass er Passagiere und Schiff im Stich ließ. In einem Telefonat mit einen Bekannten plauderte Francesco Schettino frei aus dem Nähkästchen. Was er nicht wusste - die Polizei hörte mit.

Der Kapitän des verunglückten Kreuzers "Costa Concordia" hat bereits einen Tag nach der Katastrophe zugegeben, dass er Passagiere und Schiff im Stich ließ. In einem Telefonat mit einen Bekannten plauderte Francesco Schettino frei aus dem Nähkästchen. Was er nicht wusste - die Polizei hörte mit.

"Als ich begriffen habe, dass sich das Schiff neigte, habe ich mich gepackt und bin abgestiegen", sagte Schettino am Telefon über seinen Entschluss, die "Costa Concordia" zu verlassen. Das Telefonat mit einem Bekannten wurde von der Polizei abgehört. Bisher hatte der Kapitän stets behauptet, er sei in ein Rettungsboot "gefallen". Deswegen habe er das Schiff verlassen. Von einem Felsen aus habe er dann die Evakuierungsaktion koordiniert.

Weitere Infos zur Tragödie und Rettungsaktion der "Costa Concordia":

Kapitän gibt zu: "War zu nah an Insel"

In einem weiteren abgehörten Telefongespräch gab Schettino seine Verantwortung zu. Er habe sich der Insel Giglio zu sehr genähert. "Ich hätte nicht so nah an die Insel fahren sollen", sagte er. Schettino gab im Telefonat zu verstehen, dass "ein Manager" Druck auf ihn gemacht habe, damit er das Manöver namens "Die Verneigung" unternehme, bei dem das Schiff in voller Beleuchtung und mit Schiffsirenen die Küstenbewohner grüßt. Wer dieser Manager sei, war noch unklar.

Schettinos Frau sieht "Hetzjagd"

Angesichts der schweren Vorwürfe gegen den Kapitän klagte unterdessen die Frau Schettinos über eine "Hetzjagd" gegen ihren Mann. "Ich kann mich an keine Luftfahrts- oder Schiffskatastrophe erinnern, bei der der Verantwortliche mit solch einer Wucht angegriffen worden wäre", sagte Fabiola Russo. "Das ist eine Hetzjagd." Sie fügte hinzu: "Man sucht einen Schuldigen, einen Sündenbock, ein Monster."

15 Jahre Haft drohen

Der Kapitän steht wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung, des Schiffbruchs und des Verlassen der "Costa Concordia" vor Ende der Evakuierungsaktion unter Hausarrest in seinem Heimatort Meta di Sorrento südlich von Neapel. Ihm drohen bis zu 15 Jahren Haft. 16 Todesopfer wurden vorerst gemeldet, weitere 22 Personen werden vermisst.