Österreich

"Dachte, ich werde Silvester nicht überleben"

Heute Redaktion
Teilen

Zwei Schwestern wurden zu Silvester bei einem gesprengten Tschick-Automaten in Wien festgenommen. Nun schildern die zwei jungen Frauen ihre Version und erheben schwere Vorwürfe.

Statt Raketen und Feuerwerk sahen zwei Schwestern aus Wien nur Blaulicht und Handschellen. Für die beiden jungen Frauen endete der Jahreswechsel nämlich noch bevor er überhaupt begonnen hatte – und zwar in einer Zelle!

Die Vorwürfe der Polizei wiegen schwer. Die Geschwister im Alter von 21 und 24 Jahren wurden in Floridsdorf laut Polizei "auf frischer Tat bei einem gesprengten Zigarettenautomaten" ertappt.

Außerdem soll die jüngere Schwester bei ihrer Festnahme zwei Polizisten attackiert und verletzt haben. Die Folgen: Anzeigen wegen Diebstahls und wegen schwerer Körperverletzung.

Schwere Vorwürfe gegen Polizei

Doch nun melden sich die beiden Beschuldigten zu Wort und behaupten gegenüber "Heute.at", dass der Vorfall zu Silvester ganz anders abgelaufen sei. "Das stimmt alles so nicht", erzählt Verica M. und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Polizei.

Die einschreitenden Beamten hätten die 24-Jährige und ihre jüngere Schwester nämlich bei der Festnahme und auf der Dienststelle schikaniert und verletzt. "Ich dachte, ich werde diese Nacht nicht überleben", sagt Verica M. mit zittriger Stimme und erzählt, wie sie die Situation in der Silvesternacht wahrgenommen hat.

Gemeinsam mit ihren beiden Schwestern sei sie kurz nach 23.00 Uhr außer Haus gegangen und wollte in den 10. Bezirk zu ihrem Großvater fahren. "Meine jüngste Schwester hatte aber noch etwas vergessen und ist wieder zurückgegangen", so die 24-Jährige gegenüber "Heute.at".

"Habe Tschick-Packerl eingesteckt"

Als Verica M. und ihre 21-jährige Schwester dann in Richtung einer Bushaltestelle weitergingen, bemerkten sie plötzlich, dass ein Zigarettenautomat völlig zerstört war. "Überall lagen Tschick-Packerl auf dem Boden und mehrere Personen steckten sie in ihre Taschen", erzählt die junge Frau. Laut ihrer Aussage war der Automat also bereits gesprengt worden.

"Wir sind dann auch hingegangen und haben ein paar Packerl aufgehoben und eingesteckt", gibt sie zu. Als sie dann weggehen wollten, seien sie von einem Mann aufgehalten worden, der sie nicht mehr gehen lassen wollte. Nur kurze Zeit später traf auch schon die Polizei ein.

"Der Mann hat dann behauptet, dass wir dafür (Anm.: für die Sprengung) verantwortlich waren", so Verica M. Sie hätte den Beamten dann aber erklärt, dass das nicht stimme und der Polizei auch die Zigaretten übergeben. Doch die Beamten hätten sie nicht verstanden und wären aggressiv gewesen.

Schikane während Festnahme

"Ihr werdet die Nacht heute in der Zelle verbringen", soll einer der Polizisten zu den Schwestern gesagt haben. Danach sei die Lage laut Verica M. völlig außer Kontrolle geraten. Ein Polizist hätte sie mit Gewalt an die Wand gestoßen. "Dann hat er mein Gesicht genommen und zu Boden gedrückt", erklärt die 24-Jährige.

Ihre jüngere Schwester sei ihr daraufhin zu Hilfe geeilt und wollte die Beamten von ihr losreißen. Dabei seien die Polizisten dann verletzt worden. "Alles war sehr chaotisch", so Verica M. Während der Festnahme seien sie dann auch noch von der Polizei schikaniert worden.

Bei der Amtshandlung zogen sich die beiden Frauen nicht nur Verletzungen zu, auch mehrere Gegenstände sollen beschädigt worden sein. Neben einer Luxus-Uhr gingen auch ihre Schuhe kaputt. Außerdem sollen ein Gold- und Silberring fehlen.

Schwestern wollen Anzeige erstatten

Nach der Festnahme wurden die beiden Frauen dann auf eine Dienststelle gebracht und dort festgehalten. Den Jahreswechsel verbrachten sie hinter Gittern. Um 6.30 Uhr wurden sie dann schließlich freigelassen und wollen nun selbst Anzeige erstatten.

"Meine Schwester und ich befinden uns noch immer im Krankenstand und werden uns das Verhalten der Polizei nicht gefallen lassen", erklärt Verica M. gegenüber "Heute.at".

Das sagt die Polizei

"Heute.at" bat die Wiener Polizei zu einer Stellungnahme in dem Fall. Laut Polizeisprecher Markus Dittrich scheine derzeit noch keine Anzeige auf.

Ob die beiden Tatverdächtigen eine "Maßnahmenbeschwerde" eingereicht haben, könne in der kommenden Woche eruiert werden.