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"Darf ich dir ein Oben-ohne-Video schicken?"

Viele Handynutzer erhalten SMS, in denen Oben-ohne-Nachrichten versprochen wurden. Wer darauf reagiert, könnte bloßgestellt werden.

Heute Redaktion
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Das SMS kam aus heiterem Himmel. "Hi, wie gehts? Du ich bin zurück aus dem Urlaub … Bah dir noch einen heißen Clip versprochen – oben ohne :-) Darf ichs dir jetzt schicken? Bussi", stand darin. Die Empfängerin der Nachricht erwartete aber weder ein Oben-ohne-Video noch kannte sie die Nummer des Absenders. "Ich dachte zuerst, eine Frau habe sich verwählt und das SMS mir statt ihrem Freund geschickt", berichtet eine junge Leserin.

Als sie sich per SMS nach dem Namen des Absender erkundigt habe, sei keine Antwort gekommen. "Danach wählte ich die Nummer, worauf es hieß, die Mobilbox sei überfüllt."

Auch eine andere junge Frau erhielt kürzlich ein SMS mit anzüglichem Inhalt. "Ich habe dir ein heißes Foto im Bikini versprochen :-)", hieß es in der Nachricht und weiter: "Bist jetzt allein? Kann ich es dir senden?" Danach folgte die Aufforderung, ein bestätigendes Ja an die Nummer 933 zu schicken. "Ich fühlte mich etwas unwohl, nachdem ich die Nachricht gelesen hatte. Ich hatte ja schließlich keine Lust auf ein Bikini-Bild", erzählt die Leserin.

Darauf habe sie erfahren, dass ihre Mitbewohnerin ebenfalls ein unerwünschtes SMS erhalten hatte. "Ob sie Lust auf Spontansex habe, stand darin", erinnert sie sich.

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"Wir haben den Account gesperrt"

In der Schweiz ist die Masche bereits bekannt. "Wir haben vermehrt Reklamationen von Kunden erhalten, die sich über SMS beschweren, in denen jemand ein 'heißes Oben-ohne-Clipli' angeboten hat", sagt Sepp Huber, Leiter der Medienstelle von Swisscom. Die SMS seien seit Anfang August im Umlauf. "Mittlerweile haben wir den Account des Versenders gesperrt." Dahinter stecke ein ausländischer Firmen-Account.

Bei den SMS mit der Aufforderung, auf die Nummer zu antworten, handelt es sich um ein Werbe-SMS eines Mehrwertdienstanbieters. "Der Absender bezweckt mit seiner Mitteilung den Verkauf eines Mehrwertdienst-Abos", sagt Rolf Ziebold, Mediensprecher von Sunrise. Empfänger der SMS könnten sich unter der am Ende des SMS angegebenen Nummer beschweren und sich aus dem Verteiler nehmen lassen. "Die angegebene Telefonnummer ist die der Hotline des Mehrwertdienstanbieters."

Wer reagiere, riskiere Datenklau

Das Schweizerische Konsumentenforum SKS warnt davor, auf solche SMS zu reagieren. "Mit großer Sicherheit sind Datenklauer am Werk, die mit Sexting als neue Masche junge Handynutzer um den Finger wickeln wollen", sagt Präsidentin Babette Sigg. Es bestehe das Risiko, dass Geld abgezogen oder Adressen gespeichert würden. "Vielleicht erhalten die Handynutzer danach auch ständig irgendwelche Pornoangebote." Wer auf solche SMS gar interessiert antworte, könne auch Gefahr laufen, Opfer von Cybermobbing zu werden. "Vielleicht werden die Antworten auf die anzüglichen SMS danach publik gemacht, was den Empfänger bloßstellt."

Laut Sigg sind die Absender der Sexting-SMS durch gehackte Adressdateien von Organisationen an die Nummern gekommen. "Leider sind wir mittlerweile so weit, dass kein Verein mehr davor gefeit ist, dass hinterlassene Handynummern von Mitgliedern gehackt werden", so Sigg. Auch über WhatsApp verbreiteten Cyberkriminelle betrügerische Nachrichten. Dabei wurden die Empfänger im Namen des Sportartikelanbieters Puma aufgefordert, an einem Gewinnspiel mitzumachen und den Link dazu mit zehn Whatsapp-Freunden zu teilen.